Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
Jetzt spenden!Die Turteltaube
Unsere kleinste heimische Taube stürzt ab
Häufig wurden Turteltauben wegen ihres schönen Gefieders gehalten oder dem Volksglauben, dass sie die Krankheiten der Menschen an sich ziehen würden und diese daraufhin gesunden. „Turteltäubchen“ ist ein gebräuchliches Kosewort für Verliebte. Während die Turteltaube Anfang des 20. Jahrhunderts noch Bestandszuwächse verzeichnete und sich sogar weiter ausbreitete, ging sie seit den 1980er Jahren in Großbritannien und Frankreich um mehr als 50 Prozent zurück, in Deutschland in diesem Ausmaß seit zwanzig Jahren. Die vorher ungefährdete Turteltaube ist heute eine der am stärksten von Bestandsrückgängen betroffenen Vogelarten Europas und übersprang 2015 auch auf der weltweiten Roten Liste die Vorwarnstufe und landete direkt in der Kategorie „gefährdet“. Die Gründe dafür sind vielfältig und manche davon noch nicht ausreichend untersucht.
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Der wissenschaftliche Name der Turteltaube (Streptopelia turtur) ziehlt auf die Halszeichnung aller 15 Arten dieser Gattung ab und spiegelt lautmahlend das Gurren der Turteltaube wieder („turrr turrr“). Namensgebend ist dieser Laut für die zärtliche Bewegung des „Turtelns“. Neben der nah verwandten Türkentaube gibt es mit Hohl- und Ringeltaube noch zwei weitere Wildtaubenarten in Mitteleuropa.
Kennzeichen
Mit ihren 26 bis 28 cm Körperlänge ist die Turteltaube kaum größer als eine Amsel. Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich nicht. Die Flügelspannweite beträgt 47-53 cm und die Vögel sind 100 bis 180 Gramm leicht. Die geschlossenen Flügeldecken sind schwarz gefleckt auf rostgelbem Grund und der Kopf ist grau. Am Übergang zur rosafarbenen Brust zeigen sich vier markante schwarze Streifen auf einem weißen Halsfleck. Der aufgefächerte dunkle Schwanz zeigte im Flug einen breiten weißen Rand. Die Turteltaube ist recht scheu und hält sich meist in Bäumen auf. Ihre Nahrung sucht sie fast immer am Boden, auch gern in Gruppen mit anderen Tauben. Sie fliegt sehr wendig und bei ihren Balzflügen lässt sie die Flügel klatschen. Auf dem Zug fliegt sie fast immer in der Nacht.
Lautäußerungen
Die schnurrenden „turrr“-Laute wiederholt die Turteltaube mehrfach, und auch die Weibchen „singen“. Bei Erregung gibt sie einen kurzen Laut ähnlich dem Lösen eines Sektkorkens von sich.
Nahrung
Die Turteltaube lebt fast ausschließlich vegan. Im Brutgebiet frisst sie Samen von diversen Kräutern, Blumen und Gräsern, gern auch Fichten- und Kiefernsamen am Boden. Ihre Jungen füttert sie wie alle Tauben mit einer Kropfmilch. Die Turteltaube muss täglich trinken.
Lebensraum
Bevorzugt lebt die Turteltaube bei uns in der halboffenen Kulturlandschaft bis in niedrige Mittelgebirgsbereiche und gern in der Nähe von Flüssen. Sie brütet in hohem Gebüsch, an Waldrändern oder Waldlichtungen sowie in Streuobstwiesen und Obstplantagen. Im Osten ihres Verbreitungsgebiets bewohnt sie Waldsteppen und in ihrem Winterquartier die Savanne. Ihr Aktionsradius ist sehr groß, wobei mehr als zehn Kilometer nicht ungewöhnlich sind.
Fortpflanzung
Ab dem zweiten Lebensjahr baut das Turteltaubenpaar zwischen Mitte April und Anfang Mai im dichten Laub von Bäumen und Sträuchern ein flaches Nest aus trockenen Zweigen. Frühestens ab Mitte Mai werden ein bis zwei weiße ovale Eier hineingelegt, die zwei Wochen von beiden Eltern bebrütet werden. Viele Turteltauben beginnen ihre Brut aber sogar erst im Juli. Die Jungen sind Nesthocker und bleiben 18 bis 23 Tage im Nest und sind nach 30 Tagen flugfähig. Die durchschnittliche Zahl der Brutversuche pro Saison hat sich seit den 1990er Jahren von drei bis vier auf ein bis zwei verringert - ein deutliches Anzeichen für ungünstige Brutbedingungen.
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der Turteltaube erstreckt sich im Westen von den Kanarischen Inseln bis nach Nordwestchina und Afghanistan im Osten. Europa besiedelt sie vom Süden Finnlands, Dänemarks und Großbritannien flächendeckend bis nach Nordafrika und die arabische Halbinsel. Ihr Überwinterungsgebiet erstreckt sich über die gesamte Sahelzone von Mauretanien bis Äthiopien. Turteltauben verbringen zwischen April und September etwa die Hälfte ihres Jahreszyklus in Europa.
Bestand und Gefährdung
Der europäische Turteltaubenbestand wird auf 3,2 bis 5,9 Millionen Brutpaare (2015) geschätzt. Die mit Abstand größten Bestände gibt es in Spanien mit 41 Prozent, gefolgt von Frankreich und der Türkei. Doch in über der Hälfte der Länder Europas nimmt sie ab, in keinem einzigen zu. Großbritannien ist mit einem Verlust von 93 Prozent in nur 40 Jahren nahezu Turteltauben-frei. In Deutschland ist die Turteltaubenpopulation bis 2010 in weniger als 15 Jahren um ca. zwei Drittel auf einen Rest von vermutlich 25.000 bis 45.000 Brutpaare geschrumpft. Viele Gebiete, vor allem im Nordosten Deutschlands, die um 1980 noch besiedelt waren, hat die Art inzwischen geräumt.
Der Turteltauben-Blog des NABU
Begleiten Sie unsere besenderten Turteltauben Dana, Jan, Francesco und Nicola in Echtzeit zu ihren Winterquartieren. Neben einer Karte mit den aktuellen Positionen der Vögel halten wir Sie im Turteltauben-Blog über unsere neuesten Erkenntnisse aus den Bewegungsdaten auf dem Laufenden!
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- Verlust geeigneter Brut - und Nahrungsfl ächen durch eine industrialisierte Landwirtschaft mit Monokulturen und dem Verlust von Hecken und strukturreichen Waldrändern für Brutplätze
- Nahrungsmangel wegen des Schwunds von Zwischenbrachen und Blühstreifen
- Direkte Vernichtung der Hauptnahrungsquelle Wildkräutersamen durch den Einsatz von Herbiziden
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