Vogelsterben nimmt dramatische Ausmaße an
Intensive Landwirtschaft ist Hauptursache




Feldlerche, Kiebitz und Rebhuhn - wir alle kennen diese Vögel. Aber vermutlich eher aus früheren Zeiten, denn diese drei typischen Feldvögel sind in den heutigen Agrarlandschaften selten geworden. Es gibt 36 Prozent weniger Feldlerchen als noch 1980. Die Bestände des Kiebitzes sind um dramatische 80 Prozent zurückgegangen und beim Rebhuhn sind es sogar 94 Prozent weniger Vögel. Hier bahnt sich offenbar wirklich ein „stummer Frühling“ an.
Die wahren Gründe für das Vogelsterben
Sicherlich, Vögel kommen auch durch natürliche Feinde, durch die Jagd oder auch durch Windräder um. Doch das dramatische Vogelsterben der letzten Jahrzehnte hat kaum mit gestiegenen Todeszahlen bei ausgewachsenen Vögeln zu tun. Sondern damit, dass nicht genug Jungvögel großgezogen werden. Und das passiert, wenn Vögel keinen geeigneten Lebensraum und nicht mehr genügend Nahrung finden.
Besonders betroffen sind die Vögel der Agrarlandschaften. Eine Auswertung der Bestandsveränderungen in allen EU-Ländern kommt zu dem erschreckenden Ergebnis, dass von 1980 bis 2016 in der EU rund 56 Prozent, in Deutschland rund 40 Prozent, aller Feldvögel verschwunden sind.
Hochintensive Landwirtschaft bietet Vögeln zu wenig Nahrung und zu wenig Lebensraum
Hauptursache für das Feldvogelsterben ist die Intensivierung der Landwirtschaft. Stichwort: Insektensterben. Denn die Verwendung von Insektiziden in einer hochintensiven Landwirtschaft führt zum einen zum direkten Tod von Insekten. Indirekt hat der Einsatz von Herbiziden zur Folge, dass es immer weniger Wildkräuter gibt, auf die wiederum Insekten, aber auch samenfressende Vögel als Nahrungsquelle angewiesen sind. Damit fällt ein wichtiger Bestandteil der Nahrung für viele Vögel weg. Denn die Nahrungsgrundlage der meisten Vögel sind in den Sommermonaten Insekten, aber auch Larven, Würmer oder Pflanzensamen, Zugvögel hingegen ernähren sich grundsätzlich vor allem von Insekten.
In den Sommermonaten werden zudem auch die Jungen aufgezogen. Und die meisten Singvögel füttern ihre Jungen mit proteinreicher Insektennahrung, selbst wenn die Altvögel selbst vegetarische Nahrung bevorzugen. Besonders typische Feldvögel wie Rebhuhn, Goldammer oder Feldlerche sind auf Insektennahrung während der Aufzucht der Jungen angewiesen. Somit ist das Insektensterben in der Agrarlandschaft auch eine der größten Bedrohungen für die Feldvögel.
Die Intensivierung der Landwirtschaft wirkt sich darüber hinaus massiv auf die Lebensräume der Feldvögel aus. Sie hat zur Folge, dass die einzelnen Ackerflächen immer größer werden, wichtige Strukturelemente wie Hecken, Feldsäume oder Brachen immer mehr verloren gehen, und bei den angebauten Ackerfrüchten zunehmend lediglich drei Pflanzenarten dominieren, nämlich Winterweizen, Mais und Raps.
Darüber hinaus finden viele Vögel durch immer dichtere Getreidebestände keinen Platz mehr auf den Flächen zur Brut oder zur Nahrungssuche. Ein Ausweichen auf andere Flächen ist bei großen Schlägen, wenig Vielfalt bei den Anbaufrüchten und dem Fehlen von Brachflächen nicht mehr möglich.

Rebhuhn - Foto: Frank Vassen (CC-BY-2.0)
Auch die Intensivierung des Grünlands mit einer immer häufigeren Mahd und erhöhten Düngergaben führt zu einem Verlust von Lebensräumen. Gleichzeitig werden bisher extensiv genutzte, sogenannte Grenzertragsstandorte ganz aus der Bewirtschaftung genommen und fallen dadurch als Offenlandlebensräume weg. Oder sie werden umgebrochen und zum Anbau von Energiepflanzen wie Mais genutzt. Besonders die Ausbreitung des Maisanbaus im bisherigen Offenland fällt genau in den Zeitraum des beobachteten beschleunigten Rückgangs weitverbreiteter und häufiger Singvögel.
Wir brauchen eine neue Agrarpolitik!
Um das Vogelsterben aufzuhalten, ist eine Trendwende in der Art und Weise, wie wir unsere Agrarlandschaft bewirtschaften, dringend notwendig. Gerade zur Rettung der Feldvögel muss die Landwirtschaft naturverträglicher werden. Die Natur benötigt einfach mahr Raum, um als Ganzes zu funktionieren. Mindestens zehn Prozent der Fläche jedes Betriebs muss als landwirtschaftlich nicht-produktive Fläche der Natur zur Verfügung stehen. Damit sich auf diesen Flächen wieder Wildkräuter und Insekten ansiedeln und dann auch wieder Vögel leben können.
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