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Lebensraum, Verbreitung und Bestand des Waldkauzes
„Suche Revier mit 25 bis 30 Hektar Größe für Familiengründung mit alten Höhlenbäumen, Ansitzwarten, einem ganzjährig leicht erreichbaren Nahrungsangebot und ungestörten Tagesverstecken“ – so etwa könnte die Wohnungsanzeige des Waldkauzes formuliert sein. Er wäre ein treuer Mieter: Als Standvogel bleibt er das ganze Jahr über in seinem Revier. Untersuchungen zufolge blieben sogar 80 bis 90 Prozent der beringten Paare zeitlebens im gleichen Umfeld. Diese Standorttreue hilft den Eulen, auch harte Winter zu überleben, kennen sie doch sämtliche Nahrungsquellen und Verstecke sehr genau. Die selbstständig gewordenen Jungvögel streichen auf der Suche nach einem eigenen Revier nur im ersten Herbst umher, wobei auch sie sich zu 90 Prozent nicht weiter als 50 Kilometer von ihrem Geburtsort entfernen.
Auch wenn sein Name anderes vermuten lässt: Unser Jahresvogel ist keinesfalls nur im Wald zu Hause, obwohl er sich in lichten Laub- und -Mischwäldern am wohlsten fühlt. Als ideal gilt ein Lebensraum mit einem Waldanteil von 40 bis 80 Prozent, Lichtungen, Waldrändern und angrenzenden Feldern. Reine Nadelwälder hingegen wählt unser Jahresvogel nur selten als Brut- und Lebensraum, da es dort nicht genug Nahrung für ihn gibt.
Nicht nur im Wald
Findet unser Jahresvogel keine geeigneten Baumhöhlen als Brutplatz, nimmt er auch ruhige Winkel von Gebäuden, Scheunen oder Nistkästen an. Hier darf es lediglich an guten Einflug-Möglichkeiten nicht mangeln. Längst ist er daher auch in städtischen Parkanlagen, Alleen, alten Scheunen, Burgen und Ruinen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand zuhause. Dabei kommt er uns Menschen recht nah, wenn er auch eher zu hören als zu sehen ist. Tagsüber versteckt er sich sowohl in Höhlen als auch gern in dichten Baumkronen oder immergrünen Efeugebüschen.
In „ausgeräumten“ Feldfluren ohne Bäume als Ansitzwarten lässt sich unser Jahresvogel nicht blicken. In höheren Gebirgslagen hingegen gibt es die Art bis in die Nähe der Baumgrenze – jedoch nur auf der Sonnenseite von Hängen, die relativ früh schneefrei werden. Die Anpassungsfähigkeit bei der Wahl des Lebensraumes und der Beutetiere tragen sicher dazu bei, dass der Waldkauz die häufigste Eule in Deutschland ist.
Verbreitung
Der Waldkauz ist fast überall in Europa zu finden. Nur in Irland, Nordskandinavien sowie im europäischen Russland fehlt er. Außerhalb Europas besiedelt er Teile Westsibiriens, das Atlasgebirge in Nordafrika, Teile der Türkei und des Irans sowie den Libanon und Israel. Vom Himalaya bis an die chinesische Pazifikküste brütende Käuze werden inzwischen nicht mehr zur Art Waldkauz gezählt, sondern als eigene Art Himalayakauz (Strix nivicolum) abgetrennt.
Auch innerhalb ihres Verbreitungsgebietes sind nicht alle Waldkäuze gleich. So singen die Vögel des Atlasgebirges beim mittleren Laut des Balzrufes ein zweisilbiges „huhu“ statt eines einsilbigen „hu“, und die Vögel aus dem Kaukasus haben eine tiefere Stimme. Entsprechend werden Waldkäuze auch in verschiedene Unterarten eingeteilt, sind aber immer sofort als Waldkäuze zu erkennen.
Stabiler Weltbestand
Der europäische Brutbestand wird auf 30.000 bis 940.000 Brutpaare geschätzt. Weltweit gibt es damit etwa 700.000 bis 1,2 Millionen Brutpaare. Europaweit können zumindest in den letzten 25 Jahren keine Bestandsveränderungen festgestellt werden. Der deutsche Brutbestand beträgt
nach den Daten von ADEBAR, dem aktuellen Atlas deutscher Brutvogelarten, 43.000 bis 75.000 Brutpaare. Das sind etwa acht bis neun Prozent des europäischen Bestandes. Im Vergleich zu anderen heimischen Vogelarten ist dies ein sehr hoher Anteil. Das zeigt die große Bedeutung des deutschen Brutbestandes für den Erhalt dieser Vogelart. In Deutschland kommt der Waldkauz fast überall vor, ist aber im Westen häufiger als im Osten. In den am dichtesten besiedelten Gebieten finden sich über 50 Reviere auf 100 Quadratkilometern. Er fehlt nur in den waldarmen Küstenbereichen der Nordsee und auf den vorgelagerten Nordseeinseln.
Trend unklar
Der Bestand des Waldkauzes in Deutschland wird langfristig als stabil eingeschätzt. Genauere Daten liegen ab 1988 vor. Demnach war von 1988 bis etwa 1997 ein deutlicher Rückgang festzustellen, seitdem hält sich der Bestand aber wieder auf konstanter Höhe mit den üblichen jährlichen Schwankungen, die durch den Bruterfolg und die Nahrungsverfügbarkeit im Winter entstehen. Der Bestandstrend des Waldkauzes wird im Rahmen des „Monitoring Greifvögel und Eulen in Europa“ von freiwilligen Vogelkundlern in immer gleichen Untersuchungsgebieten erfasst. Geht die Zahl der Reviere in diesen Gebieten zurück oder steigt an, so ist dies mit hoher Wahrscheinlichkeit in ganz Deutschland der Fall. Für eine Schätzung des gesamten Bestandes muss ab und zu im ganzen Land nach Waldkäuzen gesucht werden. Das geschah zuletzt 2005-2009 im Rahmen der Kartierungen für Atlas deutscher Brutvogelarten.
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