Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
Jetzt spenden!Was ist Offenland?
Offenland – dieses vielleicht etwas sperrige Wort steht vor allem für Äcker, Wiesen, Weiden, Moore und Heiden, aber auch für Saumstrukturen und Bergbaufolgelandschaften. Für all die Vielfalt an Lebensräumen also, die meist von Menschenhand geprägt wurde und damit immer auch Nutzung und Wandel unterworfen war.
Zielbilder
Der NABU formuliert im Grundsatzprogramm Offenland ein Leitbild, das vitale Populationen und funktionierende Ökosysteme in sein Zentrum rückt. Dieses Grundsatzprogramm stellt die Sicht des NABU auf die ökologische Situation und die Herausforderungen für Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität in den offenen Landschaften Deutschlands dar.
Soweit es die klimatischen Verhältnisse erlauben, weisen alle Arten und Lebensraumtypen bis 2050 einen günstigen Erhaltungszustand auf. Die Bewirtschaftung des Offenlands findet innerhalb der planetaren Grenzen in ästhetisch ansprechenden und vielfältigen Landschaften statt. Dazu gehören gesunde, humusreiche Böden, ausreichend Platz für die Natur in der Agrarlandschaft, möglichst geschlossene Kreisläufe, wiedervernässte Moorflächen und ein funktionierender Landschaftswasserhaushalt.
Das Grundsatzprogramm zeigt den aktuellen Zustand von Lebensräumen und Arten im Offenland
Im Grundsatzprogramm skizzieren wir den aktuellen Zustand von Lebensräumen und Arten im Offenland. Die Trends sind weiterhin überwiegend negativ. Dies betrifft die Lebensräume im Grün- und Ackerland, viele Sonderbiotope außerhalb der Agrarlandschaft sowie Populationen,
Was sind die Ursachen für den Verlust von Biodiversität?
Anschließend setzt sich das Grundsatzprogramm mit den Ursachen dieser Situation auseinander. Die Intensivierung der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg ist hauptverantwortlich für den Verlust an Biodiversität und das Überschreiten ökologischer Belastungsgrenzen. Hier sind vor allem die Mechanisierung, die Flurbereinigungen sowie der erhöhte Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln zu nennen. Auch Lebensräume, die nicht direkt von der Landwirtschaft abhängen, werden von negativen Auswirkungen, wie Stickstoffeinträgen beeinflusst.
Als wesentlicher Treiber dieser Entwicklung wird die zunehmend globalisierte Agrarwirtschaft identifiziert. Die Märkte bilden weiterhin ökologische Folgekosten nicht ab. Dieses Marktversagen wird von der Agrarpolitik seit Jahrzehnten nicht ausreichend korrigiert.
Drei Zielkonflikte der Transformation im Agrarsektor
Nachfolgend diskutiert dieses Grundsatzprogramm die drei zentralen Zielkonflikte der Transformation im Agrarsektor – Flächenkonkurrenzen, Steuerungsinstrumente für die Transformation und Chancen und Risiken von Innovationen.
Zielkonflikt Flächenkonkurrenzen: Es ist die Nachfrage nach Lebensmitteln und weiteren Agrarrohstoffen, die den Druck auf die Fläche erzeugt.
Dieses Grundsatzprogramm vertritt den Ansatz, die Tierbestände an die Futtermengen anzupassen, die ohne Ernährungskonkurrenz mit dem Menschen verfügbar sind. Das sind vor allem Gras und Heu vom Grünland sowie Reststoffe oder Leguminosen aus nachhaltigen Fruchtfolgen. Daraus folgt, dass Wiederkäuer, vor allem Rinder, eine wichtige Rolle sowohl für die menschliche Ernährung als auch für die Landschaftspflege einnehmen.
Es gibt nicht „die eine“ Lösung, um die Transformation einzuleiten
Zielkonflikt Steuerungsinstrumente für die Transformation: Es gibt nicht „die eine“ Lösung, um die Transformation einzuleiten und umzusetzen. Vielmehr kommt es auf einen intelligenten Mix aus Ordnungsrecht, Anreizen und Förderung sowie marktbasierten Instrumenten und handelspolitischer Flankierung an. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU muss vollständig an die Honorierung klar definierter Gemeinwohlleistungen im Bereich Klima, Natur, Umwelt- und Tierschutz geknüpft werden.
Abschließend widmet sich dieses Grundsatzprogramm den Chancen und Risiken von Innovationen und diskutiert diese anhand ausgewählter Themenfelder: Digital Farming, Grüne Gentechnik, alternative Proteine. Es plädiert für ein innovationsorientiertes Vorsorgeprinzip. Gelten Innovationen in Deutschland derzeit vor allem als Generator für Wirtschaftswachstum, müssen sie vielmehr anhand ihres Potenzials zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele bewertet werden. Dazu ist die systematische Einbindung von zivilgesellschaftlichen Akteuren unerlässlich.
Vier Kernziele für naturverträglichen Landbau
Weniger Flächendruck eröffnet gleichzeitig Möglichkeiten, den Landbau natur- und klimaverträglicher zu gestalten. Dieses Grundsatzprogramm spricht sich für vier Kernziele aus:
1) Stärkung des Ökolandbaus mit einer Erweiterung der ökologisch bewirtschafteten Flächen auf mindestens 30 Prozent bis 2030.
2) Die Ökologisierung des konventionellen Landbaus. Zentrale Zwischenschritte bis 2030 sind hier die im Green Deal der EU formulierten Ziele: Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und der Nährstoffüberschüsse sowie mindestens zehn Prozent nicht bewirtschaftete Landschaftselemente beziehungsweise Biodiversitätsflächen. Zudem sind breitere Fruchtfolgen mit erhöhtem Leguminosenanteil auch im konventionellen Landbau unabdingbar.
3) Die Transformation der Landwirtschaft mit besonderem ordnungs- und förderpolitischem Fokus auf Erhalt und Erhöhung von Strukturvielfalt und Wiederherstellung von Ökosystemleistungen, einschließlich Bodenbiodiversität und Humusaufbau.
4) Die Wiedervernässung organischer Böden. Diese ist aus Gründen des Klimaschutzes unerlässlich. Das betrifft rund eine Million Hektar landwirtschaftlicher Fläche in Deutschland, zumeist Dauergrünland.
Das Grundsatzprogramm Offenland legt zudem einen Fokus auf den Boden: Bodenbiodiversität und Humus sind nicht nur die Grundlagen der landwirtschaftlichen Produktion – der Boden ist ein Schlüsselfaktor für die Ökosysteme, und das besonders in Zeiten der Klimakrise. Besonders deutlich wird dies beim Thema Wasser – gesunde Böden sind besser in der Lage, die Auswirkungen von sowohl Dürren wie auch Starkregenereignissen abzumildern.
Mit den vorgestellten Ansätzen kann es gelingen, gemeinsam mit den Landwirt*innen die Biodiversität zu stärken und die Grundlagen der landwirtschaftlichen Erzeugung wieder resilienter zu machen sowie vielfältige und ansprechende Kulturlandschaften zu gestalten. Denn das ist NABU-Herzensangelegenheit – auf der politischen Ebene und vor allem in der praktischen Naturschutzarbeit vor Ort.
Übrigens: Grundsatzprogramme sind Dokumente, die von der NABU-Bundesvertreterversammlung verabschiedet werden und die grundsätzlichen Forderungen, Ziele und Werte des NABU festlegen. Sie sollen über längere Zeit Gültigkeit haben können und sind deshalb weniger detailliert. Die Grundsatzprogramme und Strategiepapiere bilden die Grundlage der Natur- und Umweltschutzarbeit des NABU. Auf ihnen basieren die jeweils zugehörigen Positionspapiere.
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