Besser als ihr Ruf: Die Streifenhyäne
Das Schutzprojekt in Tadschikistan




Laufende Streifenhyäne - Foto: istockphoto
Nachdem im Internet ein angeblich aus Tadschikistan stammendes Video auftauchte, welches zwei getötete Streifenhyänen zeigt, machte sich Professor Umed Karimov auf den Weg, den Ort zu finden, von dem die bestürzenden Aufnahmen stammten. Nach mehrmonatiger Suche gelang es, den Ort zu finden und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Daraufhin begannen NABU und Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz ein neues Schutzprojekt. Im Dezember 2016 konnte die erste Streifenhyäne mit einer Kamerafalle aufgenommen werden – der erste fotografische Nachweis dieser Art in Tadschikistan! Im Oktober 2017 gelang es, drei weitere Individuen zu fotografieren. Das macht Hoffnung, dass es noch immer eine lebensfähige Population gibt. Aber hoffen allein reicht bekanntlich nicht. Nach den ersten Fotobeweisen veröffentlicht das Bündnis aus Naturschutzorganisationen, zu dem auch der NABU gehört, nun den ersten Bericht zur Lage der Streifenhyäne im Land: Auf etwa 30 Tiere wird die Population im Südosten des Landes geschätzt. Dennoch muss man auch diese Zahl mit Vorsicht genießen. Denn einen Nachweis aktueller Reproduktion gibt es bisher nicht.
Zur Population von Streifenhyänen in Tadschiksitan

Auge in Auge mit der Kamerafalle (c) Association of Nature Conservation Organizations of Tajikistan
Schutz für eine unbeliebte Art
Die Hyänen sind nach wie vor bedroht, da Hirten sie als Gefahr für die Schafherden sehen und die Hyänen auch Melonenfelder verwüsten, wenn sie nach den süßesten Melonen suchen. In den letzten Jahren wurden deshalb mehrere Hyänen von den Anwohnern getötet. Auch die Beutetiere der Hyänen, vor allem das Urialschaf, nehmen durch Wilderei und Lebensraumverlust immer mehr ab.
Der tadschikische Verband für den Schutz von Natur und Biodiversität arbeitet nun mit den Hirten und Bauern an der Reduzierung von Konflikten und Erhöhung der Akzeptanz um weiteren Tötungen der letzten Hyänen vorzubeugen. Auch traditionelle Jäger werden einbezogen. Ein gemeindebasiertes Schutzgebiet soll entstehen, wo diese den Schutz der Hyänen und Uriale (Wildschafe) vor Wilderei gewährleisten. Nach Bestandserholung dürfen dann künftig wieder einzelne Wildschafe mit Genehmigung geregelt gejagt werden. So wird ein Anreiz für den Wiederaufbau und die Erhaltung einer gesunden Urialpopulation geschaffen, die auch den Hyänen als Beute dient. Dieser Ansatz hat bereits in anderen Teilen Tadschikistans und Pakistans geholfen die Bestände von Steinböcken und Schraubenziegen wieder aufzubauen und den Rückgang der Schneeleoparden umzukehren.
Ein sicherer Lebensraum
In dem Projektgebiet wurde auch in den 1970er Jahren letztmalig für Tadschikistan der stark gefährdete Persische Leopard beobachtet, mit denen Streifenhyänen oft gemeinsam vorkommen und vermutlich von deren Beuteresten profitieren. Dieser Zusammenhang zwischen den beiden Arten und immer wieder aufkommende Gerüchte über Sichtungen durch Hirten geben Hoffnung, dass mit dem Schutz der Hyänen und Uriale auch der Leopard in diesem Gebiet wieder einen sicheren Lebensraum findet.
NABU und ZGF werden das Schutzprojekt der tadschikischen Partner weiter unterstützen. Zunächst soll der Aufbau eines gemeindebasierten Wildschutzgebietes gefördert werden. Dafür wird Ausrüstung für die Ranger benötigt: Uniformen, Ferngläser, GPS-Navigation, Funkgeräte, Transportmittel; Wildhüterposten sind zu errichten und ein effektiver Schutz zu organisieren. Künftig sollen dann auch touristische Angebote entwickelt werden.
Streifenhyänen haben einen schlechten Ruf. Da sie Weidetiere reißen und Melonenfelder verwüsten, kommt es immer wieder zu Konflikten mit lokalen Hirten. Durch Wilderei und Lebensraumverlust nimmt die Zahl der Tiere immer mehr ab. Mehr →
Saiga-Antilopen gehören zur Steppe wie der Bison zur Prärie. Doch die seltene Antilope existiert nur noch in fünf Gebieten in Asien. Mit seinen Projekten für gemeindebasierten Schutz und Umweltbildung trägt der NABU zur Erhaltung der Saiga in Kasachstan bei. Mehr →