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Lesenswerte Streuobst-Literatur


Die alten Obstsorten
‚Seidenhemdchen’ und ‚Schweizerhose’, ‚Forellenbirne’ und ‚Weinapfel’ – die Namen alter Obstsorten sind ebenso vielfältig und ausgefallen wie ihr Aussehen und ihr Geschmack, ebenso poetisch wie die vielen Geschichten, die sich um sie ranken: von der Birne, die zweimal per Schiff nach Amerika reiste. Von der Kirsche, für die Friedrich der Große einen halben Monatslohn zahlte. Von dem Apfel, der Newton zu seiner Gravitationstheorie inspirierte.
Über fünfzig heimische, alte Obstsorten werden in diesem Band anhand von historischen Illustrationen und unterhaltsamen Texten ausführlich, mehr als hundert weitere kurz vorgestellt: Äpfel und Birnen, Kirschen und Pflaumen, Aprikosen und Pfirsiche, Beeren und Nüsse – darunter Klassiker wie ‚Gravensteiner’ oder ‚Schattenmorelle’, Raritäten wie der ‚Weiße Winterkalvill’ und außergewöhnliche Arten wie Maulbeere, Quitte oder Mispel. Tipps zu Anbau und Sortenauswahl sowie Rezepte regionaler Spezialitäten ergänzen die Sortenporträts. Eine kurze Einführung beschreibt die wechselhafte Geschichte der alten Sorten, die Wiederentdeckung ihrer einmaligen Aromen und die immense ökologische Bedeutung, die ihnen heute zukommt.
Mit Rezepten, Anbautipps, Sortenregister und nützlichen Adressen.
Sofia Blind (2020), Dumont-Buchverlag, 25 Euro, 192 Seiten, erhältlich im NABU-Streuobst-Materialversand
Der originale Palmer-Schnitt
Neu aufgelegt hat die engagierte Palmer-Tochter Gudrun Mangold ein Buch über den Baumschnitt, den ihr Vater und legendärer Remstall-Rebell Helmut Palmer so (manchmal etwas über-) engagiert und kundig vertrat: Den Oeschberg-Schnitt. Dabei gilt: „Wenig Äste, viel Licht, viel Qualität“.
Anstelle kleiner Bilder in einer früheren Auflage gibt's jetzt aussagekräftige größere Bilder, wo man beispielsweise das für den Oeschberg-Palmer-Schnitt Umkehraug-Verfahren gut erkennen und nachvollziehen kann.
Zahlreiche Vorher-Nachher-Darstellungen bezüglich Schnitt, vor und nach dem Veredeln haben die Qualität des Buches nochmals deutlich verbessert.
Damit ist das Erlernen und Ausprobieren des Baumschnitts auch für eher Ungeübte dank dieses Buches gut möglich. Und die Vorteile des Oeschberg-Schnitts hinsichtlich Erleichterung beim Leiter-Stellen, sonnengereifte, oechslereiche Früchte... lassen sich an praktischen Beispielen nachvollziehen. Pflege und Sanierung älterer Bäume, Veredeln in verschiedenen Varianten - auch hierzu gibt es richtig schöne große Bilder und verständliche Texte.
Eine Differenz allerdings hatte ich mit Palmer schon zu seinen Lebzeiten: Die Gewürzluike ist nun mal neben dem Roten Berlepsch meine Lieblingsapfelsorte, sie schmeckt vorzüglich, auch heute noch und nicht nur, wie im Buch geschrieben „zwischen 1930 und 1950“ - und man benötigt gerade bei gutem Schnitt auch keinesfalls „mindestens fünf Schorfspritzungen“, um Spitzendürre und Krebs vorzubeugen. Widerspruch und keine Zustimmung!
Anfangs des Buches allerdings darf der/ die geneigte Leser/in ein schon historisch zu nennendes Vorwort von Manfred Rommel lesen, der wie wenige die Seele eines Mannes verstand, der nicht nur beim Obstbaumschnitt völlig unbeirrbar und überzeugt seinen Weg ging. Und es gibt Infos über den „Obstbauern aus Passion“, den legendären Wahlkampf in Schwäbisch Hall und vieles andere mehr.
„Die Oberen stutzen, damit die Unteren Licht bekommen!“ - dieses basisdemokratische Prinzip nach Schweizer Vorbild fand Palmer nicht nur für den Baumschnitt bestens tauglich, sondern auch für die Politik. Das passte und passt verständlich nicht allen.
„Jeder sein eigener Baumwart!“, lautete Palmers These Nummer Eins. Dieses Buch soll ein Beitrag dazu sein. In möglichst klarer Sprache hat Gudrun Mangold das praxisorientierte Wissen ihres Vaters umgesetzt - der schwäbische Dickschädel und Rebell wäre stolz auf seine Tochter!
Besonders erwähnenswert und absolut vorbildlich ist das Engagement der Autorin für Plastikfreiheit. Mit „palmerscher“ Beharrlichkeit hat sie erreicht, dass die Druckerei in Oberndorf am Neckar (damit regional, Bücher des renommierten Verlages der Vorgängerausgabe werden in Tschechien gedruckt) eine plastikfreie, aus Holz hergestellte Folie fand. Auch auf das Plastik-Füllmaterial in den Kartons wird verzichtet. So erfolgt der Versand derzeit mit zusammengeknüllten alte Zeitungen: Kein einziges Buch wurde so je auf dem Transportweg beschädigt. „Dazu braucht es auch keine Maschine, das geht per Hand ratz fatz.“
Gudrun Mangold (2020): Der originale Palmer-Schnitt - Spitzenerträge im Streuobstbau, 145 S., 25 Euro, Edition Gudrun Mangold, erhältlich im NABU-Streuobst-Materialversand
Streuobstkalender 2021
Im Jahr 2020 wurde der Verein zur „Erhaltung und Förderung Alter Obstsorten – rettet die Champagner Bratbirne“ volljährig. Es war deshalb mal Zeit, diese berühmte Obstsorte auf das Titelblatt des Kalenders zu setzen. Ein mächtiger alter Baum, älter als 150 Jahre, ist mit all seinen Wunden darauf zu sehen. Die Fotos zeigen schöne Obstbäume, Streuobstlandschaften und Obstsorten. Es gibt auch eine fachliche Seite, die sich diesmal dem Thema Pflanzenschutz im Streuobstbau widmet.
Der Kalender kostet 12 Euro und ist zu beziehen über: www.champagner-bratbirne.de
=> Mehr zum Streuobstkalender 2021
Zum Schwärmen!
Karussell des Lebens - Die Streuobstwiese

Auch der Kleiber ist ein Bewohner artenreicher Streuobstwiesen - Foto: Kathy Büscher
Im Wechsel der Jahreszeiten zeigt die Dokumentation das Zusammenspiel zwischen Natur, Mensch und Tier auf der Streuobstwiese. Diese Begegnungen verdeutlichen, dass Streuobstwiesen weit mehr sind als ein landwirtschaftliches Auslaufmodell. Als unverzichtbares europäisches Kulturgut sind sie vor allem ein wertvoller und in jedem Fall schützenswerter Lebensraum.
Annette und Klaus Scheurich, Marco Polo Film AG, DVD, Dokumentation (43 Min.), BR/Arte/WDR, 2014, 16,90 Euro - Erhältlich beim NABU-Streuobstmaterialversand
Unser Apfelbaum
Für Taufe, Geburtstag, Weihnachten oder einen anderen schönen Anlass!
Pflück einen Apfel, beiß hinein und genieße...! Unser wunderbarer Apfelbaum im Frühling, Sommer, Herbst und Winter - eine zauberhaft illustrierte Geschichte für alle, die Äpfel lieben. Und es geht nicht nur um den Apfelbaum, sondern um alle, die mit ihm, von ihm und durch ihn leben können. Die kraftvollen Zeichnungen unterstreichen die Liebe ins Detail.
Görel Kristina Näslund/Kristina Digman, Bohem Press, ab 4 Jahre, 12,95 Euro - Erhältlich beim NABU-Streuobstmaterialversand

Obstwiese mit blühendem und Kirschbaum - Foto: Helge May
Apfelallergie
Toleranzentwicklung durch regelmäßigen Konsum allergenarmer Äpfel. Eine Beobachtungsstudie
Das pollenassoziierte Orale Allergie-Syndrom (OAS) ist eine Sonderform der IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien. Besonders bei Birkenpollenallergikern kommt es aufgrund der Ähnlichkeit der Epitope des Apfelallergens Mal d1 und dem Birkenpollenallergen Bet v1 häufig zu einer sog. Kreuzreaktion beim Essen handelsüblicher Supermarktäpfel. In einer prospektiven Kohortenstudie mit einem offenen Studiendesign wurde untersucht, ob eine Toleranzentwicklung bei „Apfelallergikern“ durch den regelmäßigen Konsum allergenarmer Äpfel erreicht werden kann. Hierzu wurde die Ausprägung oraler Symptome nach dem Essen einer Frucht der Sorte ‘Golden Delicious‘ vor und nach dem täglichen Konsum eines allergenarmen Apfels über 90 Tage untersucht.
Die Probanden zeigten signifikant geringere Symptome beim Essen des ‘Golden Delicious‘ nach dem regelmäßigen Verzehr der allergenarmen Äpfel alter Sorten. Es erscheint möglich, durch den regelmäßigen Verzehr von Äpfeln alter Sorten mit geringerem Allergengehalt eine orale Toleranz gegenüber hochallergenen Äpfeln zu erreichen.
Die Studie ist nachzulesen unter http://link.springer.com/article/10.1007/s10341-020-00492-z
Erhaltenswerte Obstsorten in Hessen
Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen, Renekloden, Aprikosen, Pfirsiche, Quitten, Schalen- und Wildobst
Wer mit der Pflanzung von Obstbäumen zum Erhalt der Sortenvielfalt beitragen möchte findet in dieser Broschüre alles, was er braucht. Bei den Sortenempfehlungen liegt das Augenmerk auf den für Hessen typischen alten Sorten, die sich bewährt haben und zu lokalen Raritäten zählen. In den Tabellen finden sich 252 Sorten verschiedener Obstarten, dazu noch 25 Schalen- und Wildobstarten. Die 5. Auflage enthält einige neue Kapitel: Mit einer Fahndungsliste wird zur Suche nach verschollenen Obstsorten aufgerufen. Der Abschnitt Unterlagen und Edelreiser gibt eine Übersicht über die wichtigsten Wurzelunterlagen und informiert über die Beschaffung von Edelreisern. Hochaktuell ist die problematische Ausbreitung der Mistel auf Obstbäumen. Abgerundet wird die attraktive Broschüre durch Ratschläge für das Pflanzen, die Nennung von spezialisierten Baumschulen und einen Ausflug in die hessische Geschichte der Pomologie
Pomologen-Verein e.V,. Landesgruppe Hessen, ISBN: 978-3-943198-24-9, 5. erweiterte und aktualisierte Auflage 2019, 104 Seiten, Softcover, Verkaufspreis: 9,80 Euro, Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Streuobstwirtschaft
Aufbruch zu einem neuen sozialökologischen Unternehmertum - Martin Barde & Lars Hochmann
An unserer industriellen Umgangsweise mit Natur in der Land- und Ernährungswirtschaft zeigt sich: Wenn heute von "Wirtschaft" die Rede ist, steht dahinter eine viel zu effizienzgetriebene Aus- und Übernutzung, die Vielfalt vernichtet, Verschiedenheit gleichschaltet und Lebendigkeit abtötet. Als Gegenbeispiel dazu bringt dieses Buch das Thema Streuobst ins Spiel – als ein die sozial-ökologische Vielfalt beförderndes Feld wirtschaftlicher Betätigung. Die Autoren möchten damit inspirieren und Mut machen für neue Wirtschaftsformen, die um eine aktive Arbeit an und Pflege von Natur kreisen.
Dabei geht es nicht nur um die Theorie, sondern ganz viel auch um die unternehmerische Praxis. Die Lüge von der Alternativlosigkeit des derzeitigen wirtschaftlichen Handelns wird mit der Streuobstwirtschaft aufgedeckt.
"An einem solchen Herangehen hat es uns schon immer gefehlt. Man ist mit viel Ideologie und überbordendem Naturschutzgedanken drangegangen. An Erhalt wurde nicht gedacht. Ein dauerhafter Erhalt geht aber nur, wenn es wirtschaftlich gedacht wird!"
Meinolf Hammerschmidt, Pomologe und Experte für alte Apfel- und Birnensorten
192 S., 24 Euro, Oekom-Verlag, ISBN 978-3962380922, www. streuobstwirtschaft.de, Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Erlebniswandern im Streuobstparadies
30 genussvolle Wandertouren entlang des Albtraufs - Dieter BUCK
Zum Schönsten, was uns die Natur zu bieten hat, gehören Streuobstwiesen, wenn sie im Frühjahr blühen. Wen jucken da nicht die Wanderbeine?Da zieht es einen hinaus, die Landschaft mit allen Sinnen zu genießen und zu erkunden.
Der bekannte Wanderspezialist Dieter Buck hat dazu die passenden Routen durch das "Schwäbische Streuobstparadies" ausgesucht. Dieses ist mit 1,5 Millionen Obstbäumen und 26.000 ha Fläche die größte zusammenhängende Streuobstlandschaft in Mitteleuropa. Die 35 abwechslungsreichen und kulinarisch interessanten Touren im Buch verlaufen immer entlang des malerischen Albtraufs durch sechs Landkreise: Böblingen, Esslingen, Göppingen, Tübingen, Reutlingen und Zollernalbkreis.
Dazu gibt es viele Tipps für unterwegs zu besonderen Schauplätzen, Lehrpfaden, Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten sowie zu Brennereien, Mostereien und Museen. Die Touren lassen so jeden Ausflugstag zum Erlebnis werden.
160 Seiten; ca. 100 Abb.; Klappenbroschur mit Fadenheftung; ISBN: 978-3-8425-2078-3; 17,99 Euro, Silberburg Verlag, Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Apfelsorten als Quartett
Das Hessische Äppelquartett

Hessisches Äppelquartett - Foto: Ottfried Schreiter
Ein Quartettspiel mit 32 verschiedenen hessischen Äpfeln und sieben Kriterien zum gegenseitigen Abfragen: Fruchtertrag, Gefährdungsgrad der jeweiligen Sorte, Apfelweintauglichkeit (man merkt: Hessen!) und „Verführungsfaktor“ (mit oder ohne Eva…?) werden auf einer Skala von 1 bis 10 angegeben. Die Fruchtgröße wird in Millimeter angegeben, wobei man da natürlich auch die Variante wählen kann „je kleiner desto besser“. Auch die Entstehungszeit der Apfelsorten ist ein Kriterium (hier gilt natürlich: „je älter, desto besser“). Und der Angabe zur Lagerfähigkeit („je länger desto besser“, das ist eindeutig) liegt ein Mittelwert bei abgedunkelten und kühlen Räumlichkeiten zu Grunde. Eine sehr gute Idee, anschaulich und praktisch umgesetzt, hervorragend als Geschenk für Groß und Klein geeignet.
32 Karten + 2 Info-Karten 7,90 Euro. Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Streuobst-Kalender 2019
Walter HARTMANN - Bilder und Texte

Streuobstkalender 2019 - Foto: Walter Hartmann
Der „Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten“ hat auch für 2019 wieder einen Streuobstkalender gestaltet, der die Schönheiten unserer heimischen Streuobstwiesen zeigt. Der Erlös fließt vollständig in Projekte zur Erhaltung der Streuobstbestände.
Das Titelblatt des Kalenders zeigt ein prächtiges, freistehendes Exemplar der „Sievenicher Mostbirne“ – eine seltene Sorte mit besten Verwertungsmöglichkeiten und guten Erträgen: Quasi ein Aufruf, von dieser Sorte mehr Bäume in die Landschaft zu pflanzen.
Im Kalender werden nach einem einseitigen, ausführlichen Fachbeitrag zur Düngung monatlich jahreszeitliche Impressionen von Streuobstwiesen gezeigt.
Der März beispielsweise zeigt eine „dampfende“ Streuobstwiese im Frühtau, das April-Bild zeigt eine schlohweiß blühende „Baumhecke“, im Juli ziert ein selten gewordener freistehender Vesperbaum die Ackerflur, im August fasziniert ein Bild der schon seit 1490 angebauten Mirabellen von Nancy, im September sind lachende Kinder bei der spielerischen Ernte zu sehen, der Oktober zeigt tiefrote Muskatellerluiken im romantisch-leichten Herbstnebel und zur Adventszeit und Weihnachten ziert eine prächtig verschneite Streuobstwiese das Kalenderbild.
Die Bilder sind von bester Qualität – ein wahrhaft schönes Geschenk zu einem erfreulich niedrigen Preis!
47 x 33 cm, Farbe. 11 Euro + Versandkosten. Bezug: Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten, c/o Manufaktur Jörg Geiger GmbH, Eschenbacher Str. 1, 73114 Schlat, www.manufaktur-joerg-geiger.de
=> Mehr zum Streuobstkalender 2019
Streuobstbestände erhalten durch gemeinschaftliche Nutzungskonzepte
Analyse von Fallbeispielen aus dem Land Brandenburg - Leonie STEINHERR (2018)
Anhand von vier Fall-Beispielen mit gemeinschaftlichen Nutzungskonzepten untersucht die Autorin deren Nutzung, Strukturen, Zukunftsfähigkeit… Ein hochinteressanter, sowohl theoretisch-sozioökonomischer als auch praxisnaher und damit vorbildlicher Ansatz mit sehr lesenswerten Ergebnissen! Es handelt sich um die Streuobstinitiative Theisa mit 10 Familien, den Landschaftspflegeverband mit Flächen um Potsdam, den NABU in Petershagen und den Dorfgemeinschaftsverein in Battin/ Uckermark.
Zentrale Aussagen über die mangelnde Rentabilität auch bei der Aufpreis- und Biovermarktung von Streuobst sind recht pauschal-negativ. Vor dem Hintergrund der tatsächlich sehr dynamisch-positiven Entwicklung der gewerblichen Nutzung von (Bio-)Streuobstbeständen (2017 waren es schon ca. 22.000 Bio-Streuobstbestände in Deutschland, davon rund 80% in Baden-Württemberg und Bayern) sind diese als sehr diskutabel einzustufen – und evtl. auch durch die völlig andere Situation in Brandenburg beeinflusst.
Die Arbeit kann für sich in Anspruch nehmen, zumindest im deutschsprachigen Raum Neuland betreten zu haben mit ihrer vielfältigen Analyse und Bewertung von gemeinschaftlichen Ansätzen und Projekten im Bereich der Streuobst-Bewirtschaftung. Sie ist sehr gut strukturiert, innovativ in der Herangehensweise und deutlich überdurchschnittlich bei der Literaturauswertung und -zitaten. Für alle, die gemeinschaftliche Ansätze zur Streuobstbewirtschaftung angehen oder umsetzen möchten, eine excellente Fundgrube!
Masterarbeit an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, 116 S. + 55 S. Anhang, 16,50 Euro, Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand Zusendung digital als pdf-Datei
600 alte Apfel- und Birnensorten neu beschrieben
Herbert KEPPEL, Karl PIEBER & Josef WEISS (2018)

600 Alte Apfel- und Birnensorten - erschienen im Leopold Stocker Verlag
Über 300 alte Apfel- und 258 alte Birnensorten stellen die Autoren tabellarisch mit all ihren Synonymen und Eigenschaften vor: Fruchtgröße, Fruchtform, Farbe, Geschmack, Erntereife, Wuchs und Bodenanspruch, Haltbarkeit und kulinarische Eignung. Nahezu die gesamte Apfel- und Birnensortenvielfalt wird auch mit historischen Abbildungen vorgestellt – für einige Sorten existieren aber auch keinerlei Abbildungen, da sie aktuell als verschollen gelten (s.u.).
Als Basis dienten die Sortenbeschreibungen der „Central Obstbaumschule am ständischen Musterhofe zu Gräz“ (Graz) aus den Jahren 1833 und 1844. Das Obstsortensortiment ist also passend zum österreichischen Leopold-Stocker-Verlag, der ja berühmt für seine hochwertigen Bücher (auch) im Bereich Obstbau und Obstverarbeitung ist.
Die Autoren weisen darauf hin, daß sich unter den beschriebenen Sorten auch solche finden könnten, die in der Landschaft (unerkannt) noch verbreitet sein dürften – ein Ansporn für die ARGE Streuobst und die Pomolog/innen Österreichs, das Buch durchzuforsten.
Ebenfalls historisch sind die Bezeichnungen für Aussehen, Geruch und Geschmack, die „daher vielfach nur sehr schwierig zu verstehen bzw. nicht nachvollziehbar sind.“ Oder wer weiß, daß „atlantartig“ einem würzig-bitteren und scharfen Geschmack entspricht?
Die Sortendarstellungen sind jedenfalls eine außerordentlich wertvolle Fundgrube gerade auch für einen zukunftsfähigen Streuobstbau und ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung unseres Kulturerbes.
232 S., Leopold-Stocker-Verlag, 49,90 Euro. Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Mehr Genuss als Verdruss
NABU-Bundesverband und NABU-Bundesfachausschuss Streuobst – Hrsg. (2018): Tagungsdokumentation Aufpreisvermarktertagung 2018
Erstmals nicht in gedruckter Form, sondern „nur“ im Internet veröffentlicht sind die Beiträge des 5. Bundesweiten Treffens der Streuobst-Aufpreisvermarkter, zugleich Fachtagung „Mehr Genuss als Verdruss – zur Zukunft des Streuobstbaus“ Damit liegt erstmals eine Publikation zum Thema „Streuobstbau auf der Roten Liste“ (der Biotoptypen Deutschlands) vor, ebenso erstmals der Überblick über die Ausdehnung und Aufteilung des Bio-Streuobstbaus in Deutschland (s. Rubrik „Streuobst national“) und erstmals ein Überblick über die Situation und Bedeutung der mobilen und kleinen Mostereien in Deutschland. Allein diese drei Präsentationen lohnen schon den Blick in die digitale Dokumentation!
Darüber hinaus liegen vor die Präsentationen regional-innovativer Vermarkter von Äppelwoi in Hessen, Birnen in Baden-Württemberg und Kirschen in Franken – Jürgen Krenzer, Dr. Günther Schäfer und Dieter Popp als erfahrene Trendsetter in der Streuobst-Vermarktung plaudern und präsentieren aus ihren Nähkästchen.
Enthalten sind aber auch die Referate zum Streuobstbau in Niedersachsen, über Patenschaften für Jungbäume und Imker sowie die Vermarktung von Goldammer-Apfelsaft je in Nordhessen, Streuobst und Cider in den Niederlanden sowie last but not least die Idee der „Archen des Geschmacks“ auch mit Obstsorten von Slowfood.
Für alle, die sich mit der Vermarktung von Streuobstprodukten in Deutschland und darüber hinaus beschäftigen, sind hier zahlreiche der aktuellsten Informationen zusammengetragen – absolut lesenswert!
Umweltbildung in Vorpommern
GÖPFERT, Laura (2017)
Potenzial einer Streuobstwiese hinsichtlich Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung und Vermarktung
Früher Ausgleichsmaßnahme, verwahrlost durch die Stadt Greifswald, wieder in Nutzung Dank NABU – was tun? Die Autorin untersucht am Beispiel eines Projektes des NABU Münster, welche Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung der Streuobstwiese führen können: Konkret, kurz und knackig. Viele gute Ideen, die ausgewertete Literatur leider überwiegend über 10 Jahre alt, aber trotzdem für bestehende und in Planung befindliche Streuobstprojekte eine gute Informationsquelle.
30 S. + 6 S. Anhang, Bachelorarbeit Uni Greifswald, 9,00 Euro, Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Sortenvielfalt im Kreis Reutlingen
HERBIG, Franziska (2017)
Sortenvielfalt auf Reutlinger Streuobstwiesen und ein Konzept zur Erhaltung und In-Wert-Setzung
Als Einstieg in die Thematik dienen ein geschichtlicher Abriss und eine Beschreibung der gegenwärtigen Situation der Streuobst¬wiesen. Ziel der Bachelor-Arbeit war es, für den Landkreis Reutlingen, in dem bereits Aktivitäten zum Sortenerhalt existieren, weitere Möglichkeiten zur Erhaltung von Streuobstwiesen und Obstsorten sowie deren In-Wert-Setzung aufzuzeigen. Handlungsempfehlungen hierfür werden anhand von Literaturrecherche, zukunftsweisenden Projekten aus angrenzenden Gemeinden, Ergebnissen aus drei Onlineumfragen und Ideen der Autorin zusammengestellt. Dazu gehört das Schaffen von Bewirtschaftungserleichterungen und –anreizen für die Gütlebesitzer wie die Hilfe bei Zusammenschlüssen für Fördermaßnahmen oder zur Bio-Zertifizierung, das Begeistern junger Leute für die Thematik über eine regionale Onlineplattform, das Kommunizieren von Zusatznutzungen wie die Wertholzerzeugung und die Förderung des Tourismus.
112 S. + 78 S. Anhang, Bachelorarbeit Hochschule Rottenburg, 18,50 Euro, Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Agroforstwirtschaft in der Schweiz
JOLLER, Patrick (2017)
Agroforstwirtschaft in der Schweiz und das Potenzial zur Wertholzproduktion mit Obstbäumen
Auf der Basis einer Literaturrecherche werden – bei Auswahl der „vielversprechendsten Bäume“ Investitionsrechnungen aufgestellt, um die finanzielle Validität einer Wertholzpflanzung mit 100 Bäumen je Hektar zu untersuchen.
Die Berechnung ist direkt nicht auf Verhältnisse außerhalb der Schweiz übertragbar, da ab dem 10. Standjahr der Bäume „Ökoqualitätsbeiträge“ sowie ein Stundenlohn von 30 schweizerischen Franken angesetzt wird.
Wer sich jedoch mit Landschaftsökonomie auskennt, wird die Kostenkalkution(en) mit „angepassten“ Beträgen auf die jeweilige nationale oder regionale Situation umrechnen können.
Interessant sind die sogenannten „Sensivitätsanalysen“ von Joller: Damit belegt er, welche Stellschrauben in seinen Berechnungen und damit ja auch in der betrieblichen Praxis der Hochstamm-Obstbauern von besonderer Bedeutung sind, also die Rentabilität massiv beeinflussen: Obstpreise und Stundenlohn. Wobei bei reiner Holznutzung der Bäume (z.B. Vogelkirsche oder Walnuss) wegen des geringeren Arbeitsaufwands die „Sensivität“ des Stundenlohnes geringer ist. Auf Baumpreis, Holzpreis und Ausfallquote reagiert die Rechnung nicht sensibel…
Ein generell interessanter Ansatz des Autors sind Dienstbarkeitsverträge von Privatpersonen oder Einrichtungen auf fremdem Land und damit die für Wertholz ja zwingend erforderliche langfristige Absicherung sogar in Form eigenen Besitzes auf fremdem Land.
Unterm Strich kommt Joller zumindest für schweizerische Verhältnisse zum Ergebnis, daß die Produktion von Wertholz in Streuobstwiesen eine gut verzinste Langzeitinvestition darstellen kann: 6,2% bei einer lediglich 50jährigen Umtriebszeit von Vogelkirschen und reiner Holznutzung; 7,5% bei Nuss- und Holznutzung bei einer 80jährigen Umtriebszeit von Walnussbäumen und sogar 8,1% Verzinsung bei einer reinen Holznutzung bei Walnussbäumen und (nur!) 60jähriger Umtriebszeit. Relativ schlecht schneidet die Variante mit Mostäpfeln und Holznutzung ab – dort ergibt sich bei einer Umtriebszeit von 60 Jahren lediglich eine Verzinsung von 1,0%.
Höchst verwunderlich ist – bei sonst hoher Qualität der Arbeit - der erste Satz der Zusammenfassung: „In der Schweiz nimmt die Zahl der Hochstammbäume laufend ab…“. Diese Aussage wäre bis 2010 zulässig gewesen, seither ist der Bestand über Jahre leicht gestiegen, 2017 hielt er sich stabil
104 S. + 8 S. Anhang, Masterarbeit Universität Bern, 14,90 Euro, Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Vielfalt durch Garten- und Obstbau
KONOLD, Werner und Johanna REGNATH (2017)
Gezähmte Natur – Gartenkultur und Obstbau von der Frühzeit bis zur Gegenwart, Veröffentlichungen des Alemannischen Institutes Nr. 84
Von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart gehen die vielfältigen Beiträge dieses Buches – und sie enden mit vier insgesamt 94seitigen Anhängen und Beschreibungen zu 215 Apfel-, 134 Birnen-, 72 Kirschen- sowie 15 Pflaumen-/Prunus- und 16 Pfirsichsorten in Südbaden. Diese resultieren im Wesentlichen aus fünf Abschlussarbeiten der Jahre 2010-2013 am Lehrstuhl für Landespflege von Prof. Dr. Werner Konold, der im Buch auch selbst als Autor des Beitrages „Hochstamm-Obstkultur in Südbaden“ auftritt. Da wird schon deutlich: Buch und ein Teil der Beiträge haben den Anspruch, den alemannischen Sprachraum abzudecken, doch gibt es eine klare Konzentration auf den südbadischen Raum.
Grundsätzlich handelt es sich um ein sowohl populäres wie wissenschaftliches Werk, das Konold und Regnath hier zusammengestellt und herausgegeben haben. Erkenntlich ist dies nicht nur an den qualifizierten Literaturverzeichnissen, sondern am gesamten textlichen Niveau des Buches, das tief in die Kultur- und sonstige Geschichte der Gärtnerei, des Obstbaus und des Menschen ein¬taucht. Dies verdeutlichen schon die Titel der ersten drei Beiträge – wie alle Beiträge interessant geschrieben und gehaltvoll: „Die gärtnerische Zähmung der Natur“, „Gartenbau im Spiegel karolingischer Quellen“ sowie „De cultura hortorum - Über den christ-lichen Symbolgehalt im Gartengedicht von Walafried Strabo“, dem schwäbischen Abt des Klosters auf der Bodenseeinsel Reichenau.
Für den Streuobstbau dann ganz direkt von Bedeutung ist der Beitrag von Konold, Shraf und Oelke „Hochstamm-Obstkultur in Südbaden“ auf den S. 177 – 215. Am Beispiel Südbadens wird die Geschichte speziell zur Zeit des 18. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts dargestellt – mit Angaben zur Verbreitung des Obstbaus, dessen ökonomischer Bedeutung herrschaftlichen Edikten, Sorten¬vielfalt und Sortenvorschriften, Ausbildungsangeboten, Verwertungsmöglichkeiten, Tafel- Trocken- und Dörrobst bis hin zur Herstellung von Obstölen aus Obstkernen in Kriegszeiten sowie von Farbstoff aus Kirschen für die industrielle Lippenstiftherstellung.
Ein weiterer Beitrag von Sharaf, Oelke Wauquiez und Konold widmet sich auf 50 Seiten dem Thema von Obstbau, Obstsorten und ihrer Verwendungen im Südbadischen – eine unglaublich vielfältige Übersicht über die vielfältige Nutzung von Äpfeln, Birnen, Kirschen und Zwetschgen als Tafel-, Dörr-, Most- und Brennobst.
Nicht nur für historisch Interessierte, sondern auch als Anregung für die heutige wieder vielfältiger werdende Verwertung von Streuobst eignet sich dieses zumal vielfältig und hochqualitativ illustrierte Buch ganz hervorragend.
360 S., Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern, 29 Euro, Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Dichter Baumbestand gut für Gartenrotschwanz, Halsbandschnäpper & Co
VOWINKEL, Klaus (2017)
Die Avizönose einer Streuobstwiese am Schönbuch: Ergebnisse einer Siedlungsdichte-Untersuchung 2016 im Vergleich mit 1993
Auf einer 65,2 ha großen Streuobstwiese bei Herrenberg-Kayh führte der erfahrene Ornithologe und Gartenrotschwanz-Experte Klaus Vowinkel Siedlungsdichte-Untersuchungen bei 39 Arten mit insgesamt 373 Revieren durch.
Dominante Arten waren Kohlmeise, Star, Feldsperling, Gartenrotschwanz, Blaumeise, Halsbandschnäpper, Sumpfmeise und Mönchsgrasmücke. Gartenrotschwanz und Hals-bandschnäpper erreichten mit 4,6 bzw. 4,0 Brutpaaren je 10 ha landesweit bemerkenswert hohe Dichten. Ein Vergleich mit einer 1993 untersuchten Teilfläche von 35 ha ergab bei diesen Arten eine deutliche Zunahme.
Auf der Gesamtfläche entfallen auf Höhlen- bzw. Halbhöhlenbrüter 32 von 39 Arten (82,1%) bzw. 310 von 373 Revieren (83,1%). Mit neun Arten und 158 Revieren (42,4%) ist nahezu jedes zweite Vogel-Revier einer Art der Roten Liste Deutschlands bzw. Baden-Württembergs inkl. Vorwarnliste zuzuordnen, darunter Wendehals, Grauspecht, Kleinspecht, Goldammer und Klappergrasmücke. Daraus wird die Bedeutung der Streuobstwiesen als Lebensraum für gefährdete Vogelarten deutlich. Verschwunden ist allerdings der Baumpieper, auffällig ist das Fehlen von Steinkauz und Distelfink. Die Zusammensetzung der Obstarten liegt bei 50% Apfel-, 25% Zwetschgen-, 20% Kirsch-, 3% Birnen- und 2% Walnussbäumen.
Interessant auch die Baumdichte, die zwischen 70 und 170 Bäumen je ha liegt, durchschnittlich bei 120 Bäumen je Hektar – und damit deutlich über dem landes- und bundesweiten Durchschnitt. Der Pflegezustand der Bäume ist relativ gut – rund 70% der Bäume werden regelmäßig gepflegt. Totholzbäume sind mit rund vier Bäumen/ha vertreten – diese fehlten vor 20 Jahren noch völlig. Die Brutpaardichte von Halsbandschnäpper und Gartenrotschwanz ist vergleichsweise hoch.
Die Untersuchungen von Vowinkel weisen damit darauf hin, daß es sinnvoll ist, bei Förderprogrammen im Streuobstbau keinesfalls Bestände mit 100 Bäumen/ha auszuschließen, wie dies in manchen Bundesländern der Fall ist.
Je nach „Brille“ aus botanischer und entomologischer Sicht sind zwar Flächen mit deutlich weniger als 100 Obst-Bäumen je Hektar wünschenswert.
Aber in Abhängigkeit von Standort und sonstigen Faktoren wie Naturverträglichkeit der Nutzung… kann auch eine Förderung von 120 Hochstamm-Obstbäumen je Hektar aus Naturschutzsicht zielführend sein. Für die Obstproduktion und damit den ökonomischen Wert der Streuobstbestände und das Interesse von Haupt- und Nebenerwerbs-Landwirten und damit einem anderen Aspekt der Nachhaltigkeit mit dem Ziel des Streuobstwiesenerhalts sind 100 Bäume je Hektar (insbesondere wenn der Anteil an Birn- und Walnussbäumen gering ist) weiterhin als sinnvoll anzusehen.
Ornithologisches Jahresheft BW 33: S. 45-57
Apfel-Land – Beobachtungen auf der Streuobstwiese
Klaus RUGE & Christopher SCHMIDT (2017)

Manchmal spannend, manchmal nachdenklich stimmend sind die Natur- und Streuobstwiesengeschichten von Klaus Ruge, dem erfahrenen Autor von Kinder- und Märchenbüchern. Von A wie Altweibersommer bis Z wie Zaunkönig, dazwischen 22 weitere Geschichten über Gaishirtle, über Goldhähnchen oder Grünspechte, über Hornissen oder Herbst, Kathrins Kirschbaum… und sogar Eisvögel finden sich als Akteure in einer der vielfältigen Streuobstwiesengeschichten wieder.
Bebildert sind die Geschichten wie das komplette Buch auf zauberhafte Art und Weise mit Zeichnungen von Christopher Schmidt – eine echte Augenweide.
Nach dem (Vor-)Leseteil folgen einige gedrängte Informationen über Johann Caspar Schiller, dessen berühmter Sohn in Marbach (dort ist Klaus Ruge seit Jahrzehnten im Naturschutz engagiert) geboren wurde und der Ende des 18. Jahrhunderts die größte Obstbaumschule Süddeutschlands auf dem Schloss Solitude bei Gerlingen betrieb, zur Definition, Bedeutung, Pflege und Vermarktung. Dort allerdings ist ein "schöner" Fehler passiert: 35 – 45 Euro/dz zahlen angeblich die Streuobst-Aufpreisvermarkter für Streuobst: ca. die Hälfte ist die Realität dort, wo relativ faire Preise bezahlt werden. Bei 35-45 Euro/dz hätten wir binnen kürzester Zeit Hunderttausende neuer Hochstämme in der Landschaft stehen…
In der Rubrik „Geschmack der Streuobstwiesen“ folgen 15 Apfelrezepte – vom Apfelkraut und Apfelkartoffeln bis Apfel-Gratin und Apfelgetränken… und zum Abschluss des Buches geht es um Zahlen und Fakten zum Streuobstbau.
Ein wahrhaft schönes Buch für Kinder und Erwachsene zugleich.
80 Seiten, Natur und Tier - Verlag Münster; 19,80 Euro. Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Alte Apfelsorten im Norden
Klaus-Jürgen PAULSEN, Malte REICHERT & Walter DENKER (2017)

Drei Autoren aus dem Land zwischen den Meeren erzählen Apfelgeschichten… Eingangs allerdings werden 20 alte Apfelsorten beschrieben – von der aromatischen Ananasrenette, die auf einem erstaunlich kräftigen, kompakten Baum entdeckt wurde über den "Resses Alter", der eigentlich gar keinen Namen hat, weil ihn kein Pomologe kennt bis zum "Suislepper", einer eventuell aus Estland stammenden Sorte.
Für alle Sorten gibt es lebendige Geschichten der Obstsorten, wie und wo und wann sie (wieder) entdeckt wurden, schöne Fotos von oben und unten, der Blüte und Zeichnungen. Keine Tabellen mit systematisch vergleichbar gemachten Angaben, sondern eben ein Apfelgeschichtenbuchteil.
Es folgen Informationen zu Obstgärten und Obstsortengeschichte im Norden, ausführlich zum Wild- und Holzapfel als "Forstbotanischer Rarität Mitteleuropas" sowie zu den Dithmarscher Obstmodellen von 1888 im speziellen und der hochinteressanten "Geschichte und Herstellung der Obstmodelle" im allgemeinen.
Es folgen 71 Bilder dieser Apfelmodelle sowie 11 antiquarische und sechs aktuelle Aquarelle von Äpfeln bzw. Apfelblüten, die die vielfältige Schönheit dieser Früchte aufzeigen.
Eine schöne Regionalstudie, die ihren Wert weniger durch klare Strukturen, aber umso mehr durch persönlich gefärbte und dadurch außerordentlich lebendige Geschichten und Bemerkungen erhält.
128 S., Boyens-Verlag; 14,95 Euro. Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand
Wertholzgewinnung aus Obstgehölzen in Agroforstsystemen
Sonja HUMMEL (2016)
Exemplarische Untersuchung der Bewirtschaftungsaspekte, des Flächenpotenzials im Landkreis Biberach und der Holzerlöse im Raum Oberschwaben und Schwaben
In der Arbeit wird das Flächenpotenzial für moderne Agroforstsysteme im Landkreis Biberach quantifiziert und zwar exemplarisch für die rund 13.000 ha von Wassererosion gefährdeten landwirtschaftlichen Nutzflächen. Auf diesen Flächen besteht je nach Pflanzabstand ein Potenzial von 156.000 bis 325.000 Wertholzbäumen.
Weitere knapp 2.500 Wertholzbäume könnten zusammen mit Windschutzhecken die Funktion der jährlich aufgestellten Schneezäune übernehmen.
Trotz geringer Dimension und mittlerer Qualität erreichen Obst- inkl. Nussgehölze bereits heute (2016) ein hohes Preisniveau auf der Wertholzsubmission in Ravensburg – insbesondere Walnuss-, Kirsch- und Birnenholz. Laut den Interviewpartnern aus dem holzverarbeitenden Gewerbe werden diese zwar eine Nische bleiben, jedoch weiterhin hohe Preise erzielen.
Eine gut recherchierte, interessante Arbeit mit zahlreichen "Querverweisen" zur Situation in Oberschwaben sowie im Anhang drei Wort-Interviews mit zwei Schreinereien und einem Sägewerk zum Thema Obstholz-Verwertung, die aufgrund ihrer zahlreichen Details das besondere Augenmerk aller Interessierten verdienen.
121 S., Masterarbeit Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, 14,90 Euro, Bezug: NABU-Streuobst-Materialversand