Gartenweg aus Holzpflaster - Foto: Helge May
Platt gemacht und zubetoniert
Bodenversiegelung und ihre Folgen
Der Boden hat vielfältige Funktionen und Fähigkeiten. Er filtert und speichert unser Wasser, ist Lebensgrundlage und Anbaufläche für unsere Nahrung und hat zudem eine klimatische Ausgleichsfunktion. Doch immer mehr Flächen im Siedlungsbereich und auch auf dem Lande, werden asphaltiert, zugepflastert und verwandeln sich in zubetonierte und verbaute Flächen. Die Folgen sind verheerend, denn ist er versiegelt, kann der Boden seine Aufgaben nicht mehr erfüllen: Zum Beispiel können Wassermassen nicht aufgenommen werden, die Folge sind lokale Hochwasser.
Zudem geht die Fruchtbarkeit verloren, denn Wasser, Sauerstoff und Licht können durch die Versiegelung den Boden nicht mehr erreichen und das Bodenleben somit auch nicht mehr versorgen, es stirbt ab. Auch lang bestehende Wanderkorridore der lokalen Flora und Fauna werden unterbrochen und die Landschaft zerschnitten. Staub und andere Luftschafstoffe werden nicht mehr durch die Pflanzen aus der Luft gefiltert, Wind trägt sie weit übers Land, die Feinstaubbelastung steigt. Auch die klimatische Ausgleichsfunktion geht verloren, es entstehen Hitzeinseln. Durchschnittlich werden in Deutschland jährlich bis zu 158 Quadratkilometer offener Boden neu versiegelt, der Trend ist zwar abnehmend, aber noch weit entfernt von einem Optimalwert. Der anhaltende Bau von Siedlungsflächen, Infrastruktur und Industrieflächen schafft neue Versiegelung.
Selbstverständlich kann man Flächen auch wieder entsiegeln, aber es dauert eine lange Zeit, bis sich der Boden wieder erholt und seine alte Qualität zurückerhält. Zudem ist die Prozedur aufwendig und schlägt den Kommunen zu Buche.
Wer der Bodenversiegelung entgegen wirken möchte, kann auf dem eigenen Grund und Boden beginnen.
Der Privathaushalt kann durch das Entsiegeln der Flächen im Garten sogar Geld sparen: Da das Regenwasser versickern kann, entfallen Abwasserkosten.
Alternativen im Garten
Für Gartenbesitzer*innen, denen ihr Boden lieb und teuer ist, sind unversiegelte Flächen und Wege unverzichtbar. Hier gibt es viele verschiedene Alternativen. Parkplätze, Zufahrten, Höfe, Abstellflächen und andere betonierte Flächen können leicht durch unversiegelte, wasserdurchlässige Bodenbeläge ersetzt werden. Diese wären zum Beispiel ein strapazierfähiger Kräuterrasen auf Spielflächen, Schotterrasen oder bewachsene und begrünte Rasengittersteine auf Parkplätzen, Holzterrassen mit Drainageschicht darunter oder Pflasterung mit Recyclingmaterialien wie alten Backsteinen oder Pflastersteinen für kleine Wege im Garten. Auch Wege mit einem Belag aus gehäckseltem Gehölzschnitt sind im Garten gute Alternativen zu versiegelten Wegen. Wer Insekten und Vögeln etwas Gutes tun möchte, verzichtet ganz auf einen Bodenbelag. Sand und Schlamm sind Bau- und Nistmaterial für viele Arten und daher immer willkommen.
Wer in seinem Garten schnell selbst einen kleinen Weg anlegen möchte, findet hier eine Anleitung.
So gelingt der unversiegelte Gartenweg problemlos.
Schritt 1: Planung
Bevor mit dem Bau begonnen wird, sollte das Projekt geplant werden. Dazu gehört das Festlegen und Ausmessen des Weges. Breite und Länge entscheiden später über die Materialmengen. Ein Grundriss des Gartens oder eine Skizze sind vorteilhaft. Mit Transparentpapier lassen sich verschiedene Szenarien durchplanen.
Schritt 2: Abstecken
Ist der Plan fertig, wird abgesteckt. Das gelingt am besten mit Holzpfählen und einer Schnur. Die Holzpfähle werden am Rand des geplanten Weges gesteckt, die Höhe des späteren Weges sollte dabei der Höhe der Richtschnur entsprechen.
Schritt 3: Aushub und Fundament
Nun wird es ernst: Die Fläche zwischen den Richtschnüren muss mindestens 20 cm tief (unter dem geplanten) Pflaster ausgehoben werden. Die Tiefe richtet sich nach der Höhe der Pflastersteine. Achtung: Der Untergrund muss am Ende sehr eben sein, damit der Weg später gut hält. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Randsteine einzusetzen. Diese werden diesmal nicht wie normalerweise mit Beton, sondern in einen festgerüttelten Schotterkeil eingesetzt, so erreicht man eine noch höhere Durchlässigkeit. Mit einem Gummihammer können sie in Position gebracht werden. Auf die Betonkanten kann man auch gut verzichten und anstelle dessen ein ca. 50 cm breites Schotterbanket seitlich einbauen, den man dann noch zusätzlich mit einer Wildblumenmischung für trockene und magere Standorte einsähen kann, ca. 2 cm steriler Kompost oben aufgebracht helfen beim Keimen des Saatgutes.
Nun wird eine so genannte Tragschicht eingebaut. Sie besteht aus Schotter 0/32 (Natursteinschotter oder Recyclingschotter) Kies. Den kann man sich im regionalen Baustoffhandel besorgen. Die Kiesschicht sollte zwischen 10 und 30 Zentimeter dick sein, je nach Größe des Pflasters. Nun wird der Schotter mit einer Rüttelplatte befestigt, diese gibt es im Baumarkt stundenweise geliehen. Achtung: Bei der Menge des Schotters sollte man beachten, dass nach dem Rütteln circa einen Zentimeter Höhe verloren gegangen ist und das Absacken des Weges über das Jahr ebenfalls einen Zentimeter betragen wird. Diese zwei Zentimeter müssen also hinzugerechnet werden.
Schritt 4: Sand drauf
Nun wird eine ca. 3-4 cm starke Sand (0-2mm) oder Splittschicht (2-4mm) aufgetragen. Bei Mosaikpflastern muss die Schicht dicker sein, da die Steine unterschiedliche Stärke haben. Bis zu 10 cm sind hier ratsam. Das Bettungsmaterial muss dem Material entsprechen, mit dem man später die Steine einschlämmt. Wenn man also Sand verwendet, sollte man mit Sand einschlämmen. Die Materialwahl ist hier regional unterschiedlich.
Schritt 5: Steine verlegen
Nun folgt der schönste Schritt, denn es werden die Pflastersteine verlegt. Dabei kann jede*r der Phantasie freien Lauf lassen, nur die dicke der Steine sollte ähnlich sein und das kleinste Stück sollte immer noch ein Viertel der Größe des restlichen Pflasters haben. Ist das Pflaster verlegt, wird es wieder rückverfestigt. Dazu nutzt man je nach Art des Pflasters den Gummihammer oder die Rüttelplatte mit Gummimatte. Dann wird mit dem selben Material wie in der Bettschicht eingeschlämmt. Dabei wird es mit einem Besen auf der Fläche verteilt und mit dem Gartenschlauch eingespült. Ganz sachte werden die kleinen Sandsteine so zwischen die Pflastersteine transportiert. Besonders schön und nützlich kann so ein Weg werden, wenn er mit einer Saatgutmischung bereichert wird. So bestimmt ihr selbst, welches Kraut sich auf dem Weg tummelt.
Tipp: Fugen einsäen statt kratzen
Fugen kratzen ist im Naturgarten passé! Denn die Fugen seines Weges zieren niedrig wachsende, trockenheitstolerante Kräuter. Ein anmutiger Bauerngarten-Charme umweht so jeden Garten. Die Pflanzen können leicht ausgesät werden: Anstatt mit Sand wird der verlegte Weg einfach mit einem Sand-Humus-Gemisch eingeschlämmt (Achtung: Der Humus sollte unkrautsamenfrei zertifiziert sein). Dem Gemisch kann gleich das Saatgut (Fugenmischung) beigefügt werden. Insgesamt nimmt man dazu weniger Sand als beim konventionellen Weg, denn die Fugen sollten nach dem Einschlämmen noch einen Zentimeter tief sein, so können die Wurzeln der Pflanzen nicht verletzt werden. Auf diese Weise bereichern Scharfer Mauerpfeffer, Thymian und Mastkraut jeden Garten.
Unter unseren Füßen regt sich was: Unterschiedlichste Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien und andere Mikroorganismen leben in unserem Boden. Und das in schier unvorstellbaren Mengen, denn in einer Handvoll Bodenerde tummeln sich mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt. Für sie ist unser Boden Nahrungsquelle und Lebensraum. Mehr →
Lebensraum, Wasserspeicher und Wasserfilter, Grundlage für unsere Ernährung und Klimaschützer – unser Boden ist viel mehr als nur der Untergrund, auf dem wir gehen. Seine Aufgaben sind vielfältig und ohne ihn würde unser Ökosystem nicht funktionieren. Mehr →
Meist ist das Stadtklima ungesünder als das weniger vom Menschen beeinflusste Umlandklima. Vor allem im Sommer ist es in der Stadt deutlich wärmer und trockener. Der Temperaturunterschied kann bis zu zehn Grad Celsius betragen. Mehr →