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Jetzt informieren!Gemeinsame Lösungen bei Konflikten mit erneuerbaren Energien
Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende
Es war einmal ein Land, in dem plötzlich die Windkraftanlagen wie Pilze aus dem Boden schossen. Ende der 90er-Jahre gab es in Deutschland einen Boom auf dem Markt der erneuerbaren Energien. Nicht nur bei der Windkraft, auch bei Solaranlagen, Wasserkraft und Biogasanlagen. Schon damals gab es Widerstand und Menschen, die sich aus verschiedensten Gründen bei der Planung übergangen fühlten. Und wenn Konflikte irgendwann eskalieren, verhärten sich oftmals die Fronten und es geht weder vor noch zurück. Für den NABU war von Anfang an klar: Energiewende muss sein ‒ und zwar naturverträglich. Lange wurden die Bürger alleingelassen mit ihren Sorgen und Nachfragen, obwohl früh offensichtlich war, dass die Energiewende in das Lebensumfeld der Anwohner eingreift. Auch waren Differenzen mit dem Arten- und Gebietsschutz absehbar. 2016 wurde dann endlich das auch vom NABU geforderte Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) mit Sitz in Berlin zur Entschärfung der Konflikte beim Ausbau der erneuerbaren Energien eingerichtet.
Hintergrundwissen für alle
Seit seiner Gründung vor zwei Jahren übernimmt das KNE die Beratung bei Streitpunkten zwischen Naturschutz und erneuerbaren Energien, außer der Offshore-Windenergie. Wer Fragen hat zu Genehmigungen, Risiken und Gefährdungen oder eine Hintergrundrecherche benötigt, kann sich kostenlos vom KNE beraten lassen. „Es ist tatsächlich so, dass die meisten Anfragen von Privatpersonen kommen“, erklärt Dr. Elke Bruns, Leiterin der Abteilung Fachinformation. Die häufigsten Nachfragen betreffen das Thema Windkraft, aber auch Biogasanlagen und der damit verbundene Energiepflanzenanbau sowie Photovoltaik-Freiflächenanlagen seien auf der Liste. Bruns und ihr Team recherchieren Hintergründe und machen Sachstandsermittlungen vor Ort. Das KNE gibt außerdem auf seiner Homepage einen Überblick über und Beratung zu technischen Systemen oder erläutert Länderregelungen. Außerdem halten die Experten auf Anfrage Vorträge zu aktuellen Themen. Angefragt werden sie dafür häufig von Gemeinden und Kommunen. „Wir sehen uns vor allem als eine Service- und Infostelle“, so Bruns.
Viele Fragen an das KNE drehen sich um Entwicklungen oder Entscheidungen, die für Außenstehende nicht ohne Weiteres nachvollziehbar sind. „Wir nehmen eine neutrale Rolle ein und informieren auf der Sachebene. Wir werden häufig eher auf der naturschutzfachlichen Seite gesehen. Wir wollen aber Neutralität und Transparenz bewahren“, erläutert Bruns. Dazu gehöre, dass sie auch für Windparkbetreiber Beratung und Information anbieten. „Wir informieren allerdings lediglich über den Stand der Dinge. Dazu gehört auch, darauf hinzuweisen, dass Horstzerstörungen Baugenehmigungen von Windkraftanlagen nicht erleichtern – ganz im Gegenteil.“
Neutrale, nichtöffentliche Konfliktberatung
Besonders wichtig ist die Konfliktberatung des KNE. Die Mediatorin Dr. Bettina Knothe vermittelt auf Anfrage zwischen den Parteien vor Ort – zunächst kostenlos. Zwölf Beratungen laufen im Moment. Hier sind manchmal schon mehrere Termine vor Ort notwendig. Wer diese Beratungen anfragt? „Das können Bürgermeister sein, aber auch Bürger oder Initiativen. Ich unterstütze die Verfahren als neutrale Beraterin“, sagt Knothe. „Das ist dann ein nichtöffentliches Forum, wo alle Beteiligten zu Wort kommen sollen und im Idealfall aus ihrer eigentlichen Rolle herauskommen können, indem sie sich in die Lage des anderen hineinversetzen und so ein besseres Verständnis für die Herausforderungen des Gegenübers bekommen.“
Oft scheitere es schon an den verschiedenen Rollen in einer Verwaltung. „Dort müssen sich häufig die verschiedenen Parteien erst mal darüber klar werden, was sie eigentlich wollen und wer aus welchem Grund gegen was ist.“ Erst dann könne man sich mit einem Betreiber auseinander- und an einen Tisch setzen. „Es gibt oft schon Bürgerinitiativen, die Experten auf ihrem Gebiet sind, aber keine Chance haben, Gehör in öffentlichen Veranstaltungen zu finden. Uns ist es wichtig, alle in einem davon losgelösten Rahmen zum Gespräch zu bekommen“, so Knothe. „Dabei brauche ich aber natürlich trotz einer neutralen Rolle den fachlichen Hintergrund, ich bin also methodisch wie auch fachlich gefordert.“ Zunehmen würden die Anfragen von Vorhabenträgern, aber auch von Vertretern von Kommunen und Gemeinden, denn in einigen Regionen fehle immer noch eine gute und verbindliche Raumplanung. Manchmal müssen auch Nachbargemeinden einbezogen werden, wenn es um angrenzende Gebiete geht. „Wir tun doch schon so viel in Gemeinde X, aber in Gemeinde Y, da gibt’s keine Windräder“, kann ein Vorwurf lauten.
Die Gesellschafterin der KNE gGmbH, die Michael Otto Stiftung für Umweltschutz (Hamburg), hat für das KNE auf Vorschlag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit einen KNE-Beirat berufen. Diesem Gremium gehören Vertreterinnen und Vertreter des Naturschutzes, der Energiewirtschaft, der Länder und Kommunen sowie aus Wissenschaft und Forschung an; sie werden persönlich ernannt. Die Beiratsmitglieder nehmen zu geplanten Projekten, Forschungsvorhaben und Kooperationen sowie zur strategischen Entwicklung des KNE und der mittelfristigen Aufgabenplanung Stellung und wirken damit an der inhaltlichen Ausrichtung des KNE mit. Für den NABU arbeitet Bundesgeschäftsführer Leif Miller im Gremium mit.
Emotionales Thema
„Bei Veränderungen in der Landschaft geht es häufig um die emotionale Ebene, um die regionale Verbundenheit. Gerade diese Sorgen muss man ernst nehmen“, findet Knothe. „Wenn man die Leute fragt: ‚Was wollen Sie lieber haben, Braunkohle oder ein Windrad?‘, ist die Antwort häufig die zweite. Danach kommen aber schon die Zweifel: Naturverträglich, geht das überhaupt? Was bedeutet das? Das versuchen wir den Menschen zu beantworten. Bestimmte Nachteile gibt es immer, die Frage ist eher, wie man sie verringern kann bzw. muss“, ergänzt Bruns.
Der Bedarf der Beratung ist jedenfalls da, bei den beiden Expertinnen stapelt sich die Arbeit. „Neu ist, dass wir jetzt einen Mediatorenpool haben, der bundesweit arbeitet. Die Mediatoren haben beim KNE eine Fortbildung absolviert, um für die Konfliktberatung vor Ort zur Verfügung zu stehen. Allerdings ist deren Arbeit dann nicht mehr kostenfrei, sondern wird vom lokalen Auftraggeber bezahlt“, so Knothe. Als Entlastung wurde außerdem eine KNE-Außenstelle Süd gegründet. Fachexperte Dr. Martin Köppel berät jetzt in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen.
Nicole Flöper
Wer Interesse an der Arbeit des KNE hat oder sich beraten lassen will, kann Kontakt aufnehmen mit Anke Ortmann, 030-7673738-12, anke.ortmann@naturschutz-energiewende.de
www.naturschutz-energiewende.de
Zur Person: Dr. Elke Bruns
Dr. Elke Bruns hat Landschaftsplanung an der Universität Hannover studiert. Sie hat zahlreiche interdisziplinäre Forschungsprojekte im Themenfeld erneuerbare Energien realisiert. Zeitweilig war sie an der Technischen Universität Berlin als Gastprofessorin beschäftigt. Seit Februar 2017 ist sie Leiterin der Abteilung Fachinformationen am Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende.
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