Riesenholzwespen-Schlupfwespe beim Bohrvorgang - Foto: Rolf Jantz/NABU-naturgucker.de
Baumschützerin mit Spürnase
Die Holzwespen-Schlupfwespe ist „Insekt des Jahres 2025“
Anhand ihres Erscheinungsbildes lässt sich die Holzwespen-Schlupfwespe gut von anderen Insektenarten unterscheiden: rot-schwarze Beine, ein graziler bis zu 35 Millimeter langer, dunkel gefärbter Körper mit weißen Tupfen und lange vielgliedrige Fühler. Auch das Verhalten von Rhyssa persuasoria ist besonders: Der Nachwuchs des Insekts ernährt sich von Larven der Holzwespen und trägt so dazu dabei, deren Bestand zu kontrollieren. Die Art ist auch als Riesenholzwespen-Schlupfwespe oder Gewöhnliche Nadelholzwespen-Schlupfwespe bekannt. Tatsächlich kommt sie vorwiegend in Nadelwäldern vor.
Das Weibchen verfügt über einen schlanken Legebohrer, der die Länge ihres Körpers übertrifft und der lang nach hinten über den Hinterleib vorragt. Mit diesem Legeapparat legt sie je ein Ei auf eine tief im Holz verborgenen Holzwespenlarve ab. Obwohl die Präsenz der Larven von außen nicht erkennbar ist, wählt das Weibchen der Holzwespen-Schlupfwespe mit beachtlicher Sicherheit ihre Einstichstelle zur Eiablage. Rhyssa persuasoria erkennt die von Holzwespen befallenen Bäume am Geruch. Sie riecht zwar nicht die Wespenlarve selbst, aber die von ihr mitgebrachten holzabbauenden Pilze, wie beispielsweise den Braunfilzigen Schichtpilz, mit deren Hilfe die Holzwespenlarven das Holz verdauen können.
Für die bis zu einer halben Stunde dauernde Bohrung streckt das Weibchen seinen langgestreckten Hinterleib nach oben und bringt den Legebohrer in eine nahezu senkrechte Stellung. Ist das Ziel erreicht, wird das langgestreckte Ei auf den Wirt, also die Holzwespenlarve, abgelegt.
Während der ersten drei Larvenstadien verankert sich die Schlupfwespe mit ihren langen, sichelförmigen Beißwerkzeugen (Mandibeln) in der befallenen Larve und ernährt sich von der austretenden Körperflüssigkeit. Im vierten Larvenstadium wird die Wirtslarve dann komplett aufgefressen. Insgesamt dauert es etwa fünf Wochen, bis die ausgewachsene Larve schließlich einen dünnen Kokon im Fraßgang der Holzwespenlarve spinnt und darin überwintert. Die erwachsenen Tiere fliegen vom späten Frühjahr bis in den Spätsommer in Wäldern und ernähren sich von Honigtau oder vom Saft der Kiefernnadeln.
Mit weltweit über 23.000 beschriebenen Arten sind Schlupfwespen die artenreichste Hautflügler-Familie. Zu den Hautflüglern gehören auch Bienen, Hornissen und Ameisen, Durch die parasitoide Lebensweise, die zwangsläufig zum Tod des Wirtes führt, spielen Schlupfwespen eine zentrale Rolle im Ökosystem, indem sie auf natürliche Weise zur Regulation von Insektenpopulationen beitragen. Auf der Nordhalbkugel der Erde ist die Holzwespen-Schlupfwespe weit verbreitet. Wegen ihrer Eignung zur natürlichen Kontrolle von Baumschädlingen wurde sie zudem in Südamerika, Neuseeland und Australien gezielt zur Bekämpfung der eingeschleppten Blauen Fichtenholzwespe angesiedelt.
Das Insekt des Jahres für den DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) wird seit 1999 von einem internationalen Kuratorium gewählt. Dem Expertengremium gehören namhafte Insektenkundler und Vertreter wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen an, darunter auch der NABU. Die Idee stammt vom Prof. Dr. Holger Dathe, dem damaligen Leiter des Deutschen Entomologischen Instituts in Eberswalde.
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