258.708 Teilnehmer an Online-Aktion #LivingLand
Ein klares Statement für eine bessere Landwirtschaft
258.708 Bürgerinnen und Bürger haben sich über die Online-Aktion des NABU und anderer Umweltverbände aus ganz Europa an der Befragung der EU-Kommission zur Zukunft der EU-Agrarpolitik beteiligt und damit eine grundlegende Reform verlangt. Sie haben ein klares Statement für eine verantwortungsbewusste, faire, nachhaltige und gesunde Landwirtschaft an die EU-Kommission in Brüssel gesandt und fordern von EU-Agrarkommissar Phil Hogan einen drastischen Kurswechsel bei den milliardenschweren Agrarsubventionen, die immerhin 38 Prozent des EU-Haushalts ausmachen.
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Feldhamster
Der Feldhamster (Cricetus cricetus) galt lange Zeit als possierlicher, aber lästiger kleiner Nager. Seine dicken Hamsterbacken füllt er nur zu gerne mit leckeren Feldfrüchten wie Mais, Erbsen, Zuckerrüben oder Kartoffeln. Auch Getreide und Wildkräuter wie Löwenzahn und Spitzwegerich sowie tierische Kost wie Insekten stehen auf seinem Speiseplan. Ein reines Schlaraffenland ist die deutsche Agrarlandschaft für den putzigen Kerl jedoch schon lange nicht mehr. Heute findet er auf den Feldern der industriellen Landwirtschaft kaum noch einen Halm. Durch die immer frühere und immer radikalere Ernte kann er im Herbst nicht genug Futter für den Winter „hamstern“. Immer mehr Feldhamster verhungern. Auch die viel zu kurzen Stoppelfeld werden ihm zum Verhängnis. Auf dem freien Acker fehlt ihm die Deckung. Feinden ist er schutzlos ausgeliefert. Immer tieferes Pflügen zerstört auch seine unterirdischen Verstecke. Der Feldhamster ist vom einstigen typischen Bewohner der Agrarlandschaft zur gefährdeten Art geworden. Man muss davon ausgehen, dass es nicht einmal mehr 100.000 Tiere in ganz Deutschland gibt. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist der Feldhamster bereits ausgestorben, in den meisten anderen Bundesländern ist er vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Der Feldhamster braucht uns und unser JA zu einer besseren Landwirtschaft. Jetzt abstimmen!
Wie kann eine bessere EU-Agrarpolitik den Feldhamster retten?
Je mehr Fläche ein landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaftet, desto mehr Förderung von der EU erhält er – fast unabhängig davon, ob dabei auf Natur und Umwelt geachten wird oder nicht. Um Geld zu verdienen, müssen die Betriebe daher so viel Getreide wie möglich aus ihren Feldern herausholen. Dafür nutzen sie immer effektivere Erntemaschinen sowie Düngemittel und Pestizide. Der Hamster hat dabei keine Chance. Der NABU und viele andere Verbände in Europa fordern ein anderes System: Naturschutz muss sich für den Landwirt finanziell lohnen. Wenn Sie ihre Felder schonend bewirtschaften, zum Beispiel ohne Dünger und Pestizide, und sie Stoppelfelder länger stehen lassen, soll es gutes Geld vom Staat geben. So kann sich der Hamster vor Füchsen und Greifvögeln verstecken, findet wieder Nahrung und einen sicheren Platz für seinen Bau.
Quelle: Deutscher Rat für Landespflege (Hrsg), 2014: Bericht zum Status des Feldhamsters (Cricetus cricetus) – BfN Skripten 385.
Feldhase
Der Osterhase hoppelt jedes Jahr durchs Land und versteckt fleißig bunt bemalte Eier. Kaum ein Kind kann sich ein Osterfest ohne den berühmten Hasen vorstellen. Das reale Vorbild des Osterhasen sieht man nicht mehr so häufig in seinem typischen Lebensraum – den Feldern der Agrarlandschaft. Der Feldhase (Lepus europaeus) ist zur limitierten Edition geworden. Sein Bestand geht in Europa seit Jahrzehnten zurück. Besonders die intensive industrielle Landwirtschaft macht dem Feldhasen zu schaffen. In einer immer stärker genutzten Agrarlandschaft findet er kaum noch Rückzugsorte, zum Beispiel als Verstecke vor Fressfeinden und für die Aufzucht seiner Jungen. Auch sein Speiseplan wird immer kleiner. Beim Anbau von intensiven Monokulturen wie Mais oder Weizen ist kein „Unkraut“ erwünscht und wird mit Hilfe von Pestiziden bekämpft. Ein Teil seiner Nahrungsgrundlage aus Wildkräutern, Gräsern und Blüten wird einfach ausgelöscht. Findet er auf so einem Feld doch mal einen Hasenleckerbissen, ist das Knabbern oft kein Genuss: Dem Feldhasen droht eine Vergiftung durch die eingesetzten Pestizide. In Deutschland geht es dem früher so verbreiteten Feldhasen besonders schlecht. Er steht als gefährdete Art auf der Roten Liste des Bundesamtes für Naturschutz – mit negativem Entwicklungstrend. Diese Entwicklung wollen wir gemeinsam stoppen! Der Feldhase soll wieder viel häufiger über unsere Felder hoppeln. Er braucht hierfür dringend unsere Hilfe. Stimmen Sie jetzt ab für eine bessere Landwirtschaft!
Wie kann eine bessere EU-Agrarpolitik den Feldhasen retten?
Der NABU fordert, das System der Agrarsubventionen radikal zu verändern. Statt einer pauschalen Förderung pro Hektar, die zu immer intensiverer Bewirtschaftung führt, sollten konkrete Leistungen für die Gesellschaft finanziell gefördert werden. Beispielsweise könnten Landwirte Geld vom Staat erhalten, wenn sie für Hecken, Gehölze und brachliegende Schutzstreifen sorgen. Dort kann der Feldhase Nahrung finden und sich vor Feinden verstecken. Gleichzeitig muss die Agrarpolitik den Betrieben helfen, dauerhaft naturschonender zu wirtschaften, zum Beispiel durch die Umstellung auf Ökologischen Landbau. Hierdurch könnten sie zudem höhere Preise erzielen.
Quellen: SMITH, R. K., VAUGHAN JENNINGS, N. and HARRIS, S. (2005), A quantitative analysis of the abundance and demography of European hares Lepus europaeus in relation to habitat type, intensity of agriculture and climate. Mammal Review, 35: 1–24. | Rote Liste des Bundesamtes für Naturschutz, 2009.
Insekten
„Summ, summ, summ… Bienchen summ herum…“ – Wo früher noch fröhliches Summen und Brummen in unseren Gärten und überall in der Natur erklang, ist es heute verdächtig leise geworden. Die Bestände der Fluginsekten sind in Deutschland im freien Sinkflug. Allein in Nordrhein-Westfalen ist in den vergangenen 15 bis 20 Jahren die Biomasse der Fluginsekten um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Dies zeigt eine Untersuchung des Entomologischen Vereins Krefeld, der mit dem NABU zusammenarbeitet. Der Rückgang betrifft unter anderem Schmetterlinge, Wildbienen und Schwebfliegen. Vieles deutet darauf hin, dass Pestizide aus der industriellen Landwirtschaft für das massenhafte Sterben der Insekten mitverantwortlich sind. Besonders Wirkstoffe wie Neonicotinoide und Glyphosat, die seit Mitte der 1990er Jahre in der Landwirtschaft eingesetzt werden, stehen im Verdacht, Fluginsekten massiv zu vergiften und ihnen die Nahrungsgrundlagen zu entziehen. Diese Mittel führen in ihrem Einsatzgebiet, aber auch weit darüber hinaus, zu Schäden in der gesamten Insektenfauna. Darauf weisen immer mehr Untersuchungen hin. Unserer abgebildete Hummelart, der Hellen Erdhummel (Bombus lucorum), geht es zumindest im Moment noch ziemlich gut. Sie ist weit verbreitet und fliegt zum Beispiel in den Alpenregionen als Bestäuber von Blüte zu Blüte. Wenn das Insektensterben weiter fortschreitet, fliegt jedoch auch die Helle Erdhummel in eine ungewisse Zukunft. Wir brauchen eine bessere Landwirtschaftpolitik – eine Landwirtschaftspolitik, die insektenfreundliche Landwirtschaft belohnt. Jetzt JA sagen bei der Aktion #LivingLand!
Wie kann eine bessere EU-Agrarpolitik die Insekten retten?
Um die Insektenwelt und damit die Natur insgesamt zu retten, muss der Pestizideinsatz massiv gesenkt werden. Der NABU fordert deshalb, das Fördersystem für die Landwirtschaft radikal zu verändern. Bisher erhalten Landwirte umso mehr Geld, desto größer ihr Betrieb ist – fast unabhängig davon, wie sie wirtschaften. Das führt dazu, dass sie das Maximum an Ertrag aus ihren Flächen herausholen müssen. Dabei greifen sie verständlicherweise zu allen verfügbaren Mitteln, gerade im Pflanzenschutz. Die Hersteller der Pestizide profitieren dabei mit von unseren Steuergeldern – auf Kosten der Umwelt und der ganzen Gesellschaft. Der NABU will ein anderes System, über das Landwirte attraktive Förderung erhalten, zum Beispiel wenn sie bunte Blühflächen anlegen und dort auf Pflanzenschutzmittel verzichten. Gleichzeitig muss die Umstellung auf eine pestizidfreie Produktion wie den ökologischen Landbau, gefördert werden. Denn wenn die Insekten sterben, verschwinden auch unsere eigenen Lebensgrundlagen.
Quellen: Die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse steht kurz bevor. Die Auswertung aus zwei Fallenstandorten ist schon jetzt verfügbar. Zu ähnlichen Ergebnissen ist auch eine Studie aus Großbritannien gekommen.
Rebhuhn
Das Rebhuhn (Perdix perdix) galt lange Zeit als typischer Bewohner der Agrarlandschaft. Quer durchs Land erklangen seine lauten Balzrufe entlang der Wegraine. In den vergangenen Jahrzehnten ist das Rebhuhn aber mehr und mehr verstummt. Sein eigener Lebensraum – die Felder und Wiesen der Agrarlandschaft – ist ihm zum Feind geworden. Wo keine Wildkräuter wachsen, wo es kaum noch Insekten gibt, weil immer häufiger Pestizide zum Einsatz kommen, findet das Rebhuhn zu wenig Nahrung für sich und seine Küken. Die Großmaschinen der industriellen Landwirtschaft zerstören außerdem die Rückzugsgebiete des Bodenbrüters. Es gibt heute fast keine ungenutzten Brachflächen oder Feldraine mehr. In Deutschland wird das Rebhuhn laut Roter Liste des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) als stark gefährdet eingestuft. Allein in den vergangenen 25 Jahren hat sich der Bestand des Rebhuhns um 94 Prozent reduziert. Es ist fast ausgerottet. Wir müssen dem Rebhuhn JETZT helfen – mit unserem JA für eine bessere Landwirtschaft!
Wie kann eine bessere EU-Agrarpolitik das Rebhuhn retten?
Der NABU fordert, das Fördersystem für die Landwirtschaft grundlegend zu verändern. Bisher ist es so, dass die finanzielle Unterstützung für landwirtschaftliche Betriebe vor allem davon abhängt, wie groß der einzelne Betrieb ist. Je größer ein Landwirtschaftsbetrieb, desto mehr Fördergelder gibt die EU – fast unabhängig davon, wie der Betrieb wirtschaftet. Es lohnt sich für die Landwirte finanziell schlichtweg nicht, Blumen und Wildkräuter für das Rebhuhn am Feldrain stehen zu lassen. Im Gegenteil: Durch den Druck, immer mehr aus vorhandenen Äckern und Wiesen herausholen zu müssen, werden Ackerwildkräuter sogar aktiv bekämpft, etwa durch Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat.
Der NABU und viele andere Verbände in Europa wollen daher ein anderes System: Naturschutz soll sich für unsere Landwirte lohnen. Für das Anlegen von Blühstreifen oder den Erhalt von Brachflächen soll es gutes Geld vom Staat geben, ebenso für schonende Bewirtschaftung des für die Artenvielfalt extrem bedeutenden Grünlands. Damit leisten die Landwirte einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft: Sie können nicht nur das Rebhuhn vor dem Aussterben bewahren, sondern mit ihm unzählige weitere Tiere und Pflanzen. Darüber hinaus schonen sie mit schonender Bewirtschaftung auch das Grundwasser und erhalten unsere einzigartige Kulturlandschaft.
Quelle: Bundesamt für Naturschutz (2013): Nationaler Bericht nach Art. 12 Vogelschutzrichtlinie.
Obst und Gemüse
Ein makellos praller Apfel – knackig glänzend, fast wie glattpoliert: Danach greifen viele Menschen beim Einkauf im Supermarkt am liebsten. Frisch sieht er aus und so wunderbar gesund. Doch der schöne Schein der Schale kann auch trügen. Für die vermeintliche Perfektion zahlen Verbraucher und Natur einen hohen Preis. Durchschnittlich 32 Mal wird jeder Apfel im konventionellen Obstanbau vor der Ernte mit Pestiziden bespritzt. Das zeigt der sogenannte Behandlungsindex für die Jahre 2011 bis 2015. Dieser Index beschreibt, wie viele Pestizidbehandlungen auf einer Anbaufläche pro Jahr durchgeführt werden. Hierbei ist es auch möglich, dass in einem Spritzdurchgang gleich mehrere Behandlungen mit verschiedenen Wirkstoffen stattfinden. Diese chemischen Pflanzenschutzmittel sind in der konventionellen Landwirtschaft weit verbreitet, ihr intensiver Einsatz hat aber fatale Folgen für unsere Natur. Insekten, die bei der Suche nach Nahrung auf dem Feld umherfliegen, werden vergiftet, was zu teils dramatischen Rückgängen führt. Hinzu kommt, dass dadurch vielen anderen Tieren wie Vögeln die Nahrung und vielen Pflanzen die Bestäuber fehlen. Doch auch an uns Menschen zieht die Pestizidwolke nicht spurlos vorbei. Rückstände von Pestiziden landen häufig mit dem Apfel und anderen Lebensmitteln auf unserem Teller. Setzen Sie sich dafür ein, dass unser Essen wieder sauberer wird. Sagen Sie JA zu einer besseren Landwirtschaft!
Wie kann eine bessere EU-Agrarpolitik den Einsatz von Pestiziden reduzieren?
Der NABU will ein anderes Fördersystem für die Landwirtschaft in Europa. Bisher erhalten Betriebe umso mehr Förderung, desto mehr Fläche sie bewirtschaften. Und dies fast unabhängig davon, ob sie dabei auf Natur und Umwelt achten oder nicht. Mit dem Einsatz von Pestiziden können sie ihren Ertrag erheblich steigern, dabei leiden aber die Artenvielfalt und die gesamte Umwelt. Die Agrarpolitik muss mit gezielter Förderung dafür sorgen, dass es sich für Landwirte lohnt, ihren Pestizideinsatz zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. Der Umstieg auf den ökologischen Landbau sollte genauso unterstützt werden, wie die regionale Vermarktung von naturschonend hergestellten Produkten – für die viele Verbraucher gerne auch höhere Preise bezahlen.
Quelle: Daten der Erhebungen des „Panel Pflanzenschutzmittel-Anwendungen (PAPA)“. Dort werden jährlich die Pflanzenschutzmittel-Anwendungsdaten in typischen Betrieben detailliert erfasst und an das Julius Kühn-Institut (JKI – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen) weitergeleitet.
Honig
Honig gehört für viele von uns zu einem guten Frühstück dazu. Doch immer öfter finden sich in Honigprodukten und anderen Lebensmitteln Rückstände von Pestiziden. So hat „Öko-Test“ (Oktober 2016) in vier von 20 getesteten Honigmarken Glyphosat-Rückstände gefunden. Der BUND stellte in 13 von 17 Honigen aus der EU das Neonikotinoid Thiacloprid fest. Chemische Pflanzenschutzmittel sind in der konventionellen Landwirtschaft weit verbreitet, ihr intensiver Einsatz hat aber fatale Folgen für unsere Natur. Insekten, die bei der Suche nach Nahrung auf dem Feld umherfliegen, werden vergiftet, was zu teils dramatischen Rückgängen der Bestände führt. Hinzu kommt, dass dadurch vielen anderen Tieren wie Vögeln die Nahrung und vielen Pflanzen die Bestäuber fehlen. Setzen Sie sich dafür ein, dass unser Essen und die Natur wieder sauberer werden. Sagen Sie JA zu einer besseren Landwirtschaft!
Quelle: Ökotest (Oktober 2016), BUND (Juni 2016)
LivingLand ist in Deutschland eine gemeinsame Aktion von NABU, BUND, DNR und WWF.