In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Peter und der Wolf
NABU-Wolfsbotschafter werben für ein tolerantes Miteinander



Ich bin kein Biologe! Ich leiste Öffentlichkeitsarbeit für die Rückkehr des Wolfes.“ Auch wenn die Aussage zutrifft, Peter Griemberg stellt sein Licht unter den Scheffel, denn sein Fachwissen über den „Räuber auf vier Pfoten“ ist beeindruckend – ebenso wie seine Gabe, Zuhörer in den Bann zu ziehen. Davon können sich an diesem Abend in Wedemark-Resse bei Hannover rund 60 Menschen persönlich überzeugen. Sie sind zum Teil von weit her ins Moor-Informationszentrum gekommen, um den Ausführungen des fachkundigen Rentners zur Rückkehr des Wolfes nach Deutschland zu folgen.
Kontroverse Rückkehr
Die heutige Veranstaltung hat der NABU Wedemark organisiert. Gekommen sind aber nicht nur Mitglieder, sondern auch viele andere, die von der Veranstaltung gehört haben und sich einfach nur über den Wolf informieren wollen. Und sie alle kommen in den folgenden 60 Minuten voll auf ihre Kosten: Griemberg gewährt spannende Einblicke in seinen Wissensschatz. Und bereits nach einem ersten kurzen Filmeinspieler zu Beginn des Vortrages gibt es wohl niemanden mehr im Saal, der sich nicht gleich selbst auf Fährtensuche begeben wollte.
Bei seinen Veranstaltungen hat es Peter Griemberg vor allem mit Leuten zu tun, die mit Interesse und Grundbegeisterung an das Thema Wolf herangehen. Was selbstverständlich klingt, ist es keineswegs, denn im Artenschutz gibt es nur wenige Themen, die so kontrovers diskutiert werden wie die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland. Hartnäckig hält sich in der Heimat der Grimms das Zerrbild von der mordenden Bestie, wie es die Brüder einst in ihren Märchen zeichneten.
Dabei stellt sich inzwischen weniger die Frage des „Ob“, als vielmehr des „Wie“, denn Isegrim weilt längst wieder unter uns: Nachdem sich um die Jahrtausendwende zunächst einzelne Tiere über Polen nach Deutschland verirrten, gibt es inzwischen mindestens 20 nachgewiesene Rudel, bislang aber nur in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen. Die alten Vorurteile der Menschen – vor rund 150 Jahren für die Ausrottung des Wolfes hierzulande verantwortlich – kommen wieder zu Tage. Und wieder sind sie die wohl größte Gefahr für das Überleben der Tiere bei uns.
Vorurteile ausräumen
Genau hier setzt die Arbeit der „Wolfsbotschafter“ an: Fachkundige NABU-Mitglieder informieren interessierte Menschen praxisnah und im direkten Austausch über die Lebensgewohnheiten des Wolfes. Dabei nehmen sie den Menschen vor allem unbewusste Ängste, beispielsweise indem sie über die angeborene Vorsicht und Abneigung der Wölfe Menschen gegenüber oder über das ausgeprägte Sozialverhalten der intelligenten Tiere berichten. Beides steht in direktem Widerspruch zu den üblichen Wolfs-Klischees.
Seine Aufnahme ins diplomatische Wolfs-Korps des NABU feierte Griemberg 2011. Er fand diese Berufung, als er persönlich auf die
Rückkehr der Wölfe nach Deutschland aufmerksam wurde. Die Tiere hatten ihn schon als Kind fasziniert und so kam eins zum anderen: Er eignete sich Fachwissen an, besuchte Vorträge und knüpfte Kontakte. Irgendwann sah er sich selbst so weit, Kenntnisse an andere weiter zu geben. Erste Vorträge hielt er in Schulen seines Wohnortes Wedemark, auch der NABU in Niedersachsen half ihm beim Arrangieren von Veranstaltungen: „In einem Mailing an die Ortsgruppen in Niedersachsen wurde mein Vortrag angeboten und so habe ich gleich am Anfang viele interessierte Menschen erreicht.“
Begeisterung steckt an
Und wie es scheint, ist Begeisterung für den Wolf ansteckend: Auf rund 20 Veranstaltungen hat Griemberg bisher schon gesprochen. Die jüngsten Teilnehmer sind Drittklässler, die ältesten im hohen Rentenalter. Griembergs Geheimnis liegt auch in der unterschiedlichen Aufbereitung des Themas: „Die Kinder haben viel Spaß und kichern laut, wenn ich ein Stück Original-Wolfskot hervorhole, ansonsten informiere ich die Kleinen eher spielerisch. Bei Seniorengruppen fasse ich mich eher kurz – die haben gerne nach 45 Minuten einen Kaffee. Und NABU-Gruppen wollen immer alles ganz genau wissen, da kann eine Veranstaltung auch mal etwas länger dauern.“
Wie Peter Griemberg gibt es zum Glück nicht wenige Menschen, die sich ehrenamtlich für den Naturschutz engagieren, indem sie mit ihren Händen zupacken oder wertvolles Wissen an andere weitergeben. Dabei zeigt sein Beispiel eindrucksvoll: Mit Leidenschaft und Interesse lässt sich viel bewegen – ein Abschluss in Biologie dagegen ist nicht zwingend erforderlich…
Daniel Hundmaier