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Freiwilligenarbeit ist das Rückgrat des NABU


Heute kommt es aber ganz dick. In Auen an der Nahe bevölkern Hunderte Erdkröten die Kreisstraße nahe der Williges-Kapelle. Seit drei Wochen schon sind die Amphibienschützer um Ralf Scheuermeyer und Karl-Heinz Fuldner vom NABU Bad Sobernheim Abend für Abend unterwegs. Drei Krötenzäune von insgesamt anderthalb Kilometern Länge werden betreut, die Tiere aus den Eimern gesammelt, über die Straße getragen, nach Arten und Geschlechtern getrennt erfasst. Nun Ende März sind die Wanderungen in der Schlussphase, viele Kröten haben bereits abgelaicht und an diesem einen Abend machen sie sich wie auf Kommando plötzlich auf den Rückweg.
Den Ehrenamtlichen im NABU bleibt nichts anders übrig, als für den Kröten-Gegenverkehr den Zaun zu öffnen, obwohl noch zahlreiche Hinwanderer unterwegs sind. Die meisten Autofahrer haben nicht die Geduld, das Absammeln der Tiere abzuwarten, die traurige Folge sind viele Tote und Verletzte. „Wir sind ein gut eingespieltes Team, aber an solchen Extremtagen stoßen wir an unsere Grenzen“, bedauert Karl-Heinz Fuldner. „Entweder man geht endlich daran, hier eine Anlage mit Tunneln zu bauen oder man muss die Straße zeitweise für den Verkehr komplett sperren.“
Naturerlebnis für Schüler
300 Mitglieder zählt der NABU Bad Sobernheim, zu Treffen und Arbeitseinsätzen finden sich meist zehn bis 20 Aktive ein – eine Quote, die in etwa dem NABU-Durchschnitt entspricht. Ungewöhnlich ist jedoch, dass die Ehrenamtlichen während der Krötensaison tatkräftige Unterstützung von Schülerinnen und Schülern des örtlichen Gymnasiums erhalten. Schon seit 15 Jahren bietet Lehrer Fuldner ab der fünften Klasse eine jahrgangsübergreifende Naturschutz-AG an.
Sie kommen von überall her. Manche sind gerade neu beim NABU, manche schon seit über dreißig Jahren aktiv. In allen Altersstufen. Aber alle wollen sie noch etwas dazu lernen. Und sie wollen etwas bewegen. Für ihre Gruppe, für den NABU, für die Natur und Umwelt. Deshalb kommen sie in die NABU-Starkmacher-Schulung.
Einige wollen nur den NABU etwas besser kennen lernen, andere mehr Sicherheit an einem Info-Stand gewinnen. Wieder andere wollen gleich lernen, wie die Profis neue Mitglieder zu gewinnen. Sie wollen wissen, wie sie mit Problem umgehen oder welche Haltung sie dazu einnehmen sollen. Sie wollen lernen, jemand direkt anzusprechen und wie weit man dabei gehen darf. Wie man bei Führungen den NABU einbringt oder wie man mit Spezialfragen umgeht. Sie haben Erwartungen, wissen aber nicht genau, was sie erwartet…
Aber nach dem ersten sich Kennenlernen kommt Leben auf: „Was mache ich, wenn sich bei mir jemand empört ‚der NABU hat…‘ „ „Bleib einfach ganz ruhig und offen. Antworte ‚Interessant‘, mehr nicht. Der andere wird dir erläutern, was ihn bewegt. Aber die Aggression ist weg“, ist die Antwort von einem Teilnehmer. „Gestern haben mich die Zeugen Jehovas gefragt, ob ich sie schon kenne. Ich war sprachlos. Wusste nichts zu sagen. Wenn die jetzt kämen, würde ich sofort antworten ‚Und Sie? Kennen Sie schon den NABU?‘„ „Ich bin jetzt seit dreißig Jahren beim NABU. Zuletzt sagt meine Nachbarin, sie sei auch jetzt dabei. Eigentlich hätte ich sie schon vor Jahren fragen können. Habe mich nur nicht getraut.“
Durch den Erfahrungsaustausch merken die Teilnehmer, dass Sie nicht alleine sind. Das wir eine große Gemeinschaft mit gleichen Anliegen sind und NABU gemeinsam Spaß macht. Wenn es dann mit den Rollenspielen los geht, fallen die letzten Hemmungen. Jeder ist dabei, alle geben Feedback und es gibt auch reichlich zu lachen. Nicht, weil sich welche komisch anstellen, sondern aus reiner Befreiung. „Jetzt bin ich wieder richtig motiviert, mich für den NABU einzusetzen. Und ich fühle mich richtig sicher und stark.“ Und ich freue mich auf die nächste Schulung, wo es wieder heißt „Wir machen den NABU stark.“ (chb)
Infos zur „Starkmacher“-Aktion zur Mitgliederwerbe-Schulung gibt es im NABU-Verbandsnetz.
Rund ein Drittel der Jugend ordnet das jüngste „Freiwilligensurvey“ des Bundesfamilienministeriums inzwischen dem „Typus einseitig medienorientierter Jugendlicher“ zu, „bei denen die Dominanz der elektronischen und virtuellen Tätigkeiten auf Kosten sozialer Kontakte und des freiwilligen Engagements geht.“ Zweifellos konkurriert der Naturschutz mit immer mehr Interessen und Angeboten. Karl-Heinz Fuldner aber mag sich nicht beklagen. Auch in diesem Frühjahr beteiligten sich regelmäßig wieder mehr als 20 Schüler am Amphibienschutz. „Ob nun das stürmische Fortpflanzungsverhalten der Erdkrötenmännchen oder das Aufspüren und Retten von Feuersalamanderlarven: Die AG bietet Naturerlebnisse, wie sie die Schule im klassischen Unterricht nicht vermitteln kann.“
Nachwuchsarbeit stärken
Allzu viel Hoffnung darf man in den Standard-Schulunterricht tatsächlich nicht setzen und auch an den Universitäten gerät das Vermitteln etwa von Artenkenntnis immer mehr ins Abseits. „Es hilft aber nicht, das nur wortreich zu beklagen“, betont Ralf Schulte, beim NABU-Bundesverband für die Koordination der Ehrenamtsförderung zuständig. „Die meisten Kinder sind unverändert neugierig auf Natur. Wenn wir naturkundlich versierten Nachwuchs haben wollen, müssen wir selbst aktiv werden. Das kann natürlich nur vor Ort geschehen. Gezielte Kinder- und Jugendarbeit ist für die NABU-Gruppen wichtiger denn je. Wer das unterlässt, ist wie die Dinosaurier zum Aussterben verurteilt.“
Von Naturmüdigkeit kann auch bei den Erwachsenen keine Rede sein. Laut dem bereits zitierten „Freiwilligensurvey“ stehen Natur- und Umweltschutz hoch im Kurs. Rein rechnerisch ließe sich die Zahl der aktiven Naturschützer glatt verdoppeln. Doch Gelegenheit macht Konkurrenz: Es gibt immer mehr Vereine und Verbände, die um Mitarbeit werben. „Für den NABU heißt das: Wir müssen so attraktiv werden, dass die Leute bei uns aktiv werden wollen“, so Ralf Schulte. „Und potentiellen Interessenten muss der Einstieg leicht gemacht werden. Neueinsteiger müssen langsam an Aufgaben herangeführt werden. Idealerweise sollte es in jeder Gruppe erfahrene Aktive geben, die Neulinge als Mentoren an die Hand nehmen.“
Das Feiern nicht vergessen
Ganz wichtig: Der Mensch ist ein soziales Wesen – auch der Naturschützer. Umfragen zeigen, dass soziale Kontakte ein entscheidendes Motiv für freiwilliges Engagement sind. Die Mitarbeit in der NABU-Gruppe muss Freude machen, die Aktiven dürfen ruhig auch mal gelobt werden und ob zur Apfelblüte, zur Obsternte oder zum Jahresabschluss sollte auch das Feiern nicht zu kurz kommen.
Der NABU-Bundesverband unterstützt das Freiwilligen-Engagement unter anderem mit Nachwuchskräfteseminaren. Außerdem finden zusammen mit BUND und VCD Kurse zum Freiwilligenmanagement statt, hier wurden über die Stiftung Mitarbeit schon mehr als 200 Aktive ausgebildet. Der nächste Kurs wird im Herbst angeboten.
Schutzgebietsbetreuer werden
Seit 2009 läuft im NABU außerdem ein erfolgreiches Pilotprojekt zur Ausbildung von Schutzgebietsbetreuern. Die Betreuer beobachten die Entwicklung „Ihres“ Schutzgebietes und sind Ansprechpartner für andere Interessierte. „Wir wollen in erster Linie Menschen ansprechen und gewinnen, die in der Nähe der Schutzgebiete wohnen und bereit sind, für die Natur vor ihrer Haustür Verantwortung zu übernehmen“, erläutert Felix Reyhl, der für die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe die Betreuerausbildung koordiniert. „Uns sind alle naturinteressierten Bürgerinnen und Bürger willkommen, die Zeit und Lust haben, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen. Vorkenntnisse sind gut, aber nicht wirklich erforderlich. Voraussetzung ist die Mitgliedschaft beim NABU. Zudem und in erster Linie sollte man gerne draußen zu sein.“
„Wir freuen uns auch über Aktivitäten, die die Schutzgebiete der Öffentlichkeit näher bringen, etwa Exkursionen, Vogelstimmenwanderungen, Angebote für Kinder, angeleitete Fahrradtouren oder Pressearbeit“, skizziert Maik Sommerhage vom NABU Hessen weitere mögliche Tätigkeiten. Alleine in Hessen gibt es inzwischen 180 Schutzgebietsbetreuer. Der NABU bietet den angehenden Betreuern ein Basisseminar an, als Fortsetzung dessen besteht die Möglichkeit zur Ausbildung als „zertifizierte Fachkraft für Schutzgebietsbetreuung“. Die nächste derartige Ausbildung findet ab September statt.
Rückkehr der Wölfe
Wie die Schutzgebietsbetreuer arbeiten auch die NABU-Wolfsbotschafter eng mit den örtlichen Naturschutzgruppen zusammen. „Schutzgebiete gibt es überall, Wölfe dagegen noch nicht. Wir sollten aber auf die Rückkehr der Wölfe vorbereitet sein und hierfür sind die bundesweit mittlerweile hundert Wolfsbotschafter enorm wichtig“, betont NABU-Wolfsexperte Markus Bathen. Während Wolfspaten finanziell zum Schutz der Wölfe beitragen, sollen die Wolfsbotschafter aktiv für die Wölfe arbeiten, vor allem Akzeptanzarbeit leisten. „Im Rahmen der jeweiligen persönlichen Möglichkeiten kann jeder etwas beitragen“, so Bathen. „Niemand muss fürchten, er wisse nicht genügend über Wölfe, um Botschafter zu werden. Und wer Jäger ist, trägt das Thema in die Jägerschaft hinein, wer als Elternteil in der Kita oder im Schulbeirat engagiert ist, kann dort für die Wölfe werben.“
Inzwischen gibt es vom Poster über die Broschüre bis zum Grundschul-Aktionsheft zahlreiche NABU-Materialien, die die Wolfsbotschafter bei ihrer Arbeit unterstützen. Neben einem bundesweiten Jahrestreffen finden regelmäßig Regionalworkshops statt, so dass auch regionale Netzwerke entstehen. Auf Facebook wurde zum Austausch eine Wolfsbotschafter-Gruppe eingerichtet und natürlich sind auch Exkursionen ins Lausitzer Wolfgebiet möglich. Auch hier gilt: In der Gemeinschaft sind wir stark.
Helge May