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Korrespondenten der Vogelwelt schreiben auf neuer Onlineplattform
„Die Natur verdient mehr Aufmerksamkeit als Dauerthema“, ist Markus Hofmann überzeugt. „Von Naturschutzkonflikten über neue Artenschutzprojekte bis zur ornithologischen Forschung gibt es viele wichtige und spannende Geschichten zu erzählen, die in klassischen Medien aber zu kurz kommen“, sagt der Vogelbeobachter mit Schweizer Feldornithologie-Diplom. Gemeinsam mit neun Kollegen gehört er zu den „Flugbegleitern“, einer neuen Journalistenkooperative, die auf der Onlineplattform „RiffReporter“ Artikel über die Vogelwelt veröffentlicht. „Wir wollen die Brücke schlagen, indem wir anschaulich erzählen und Beiträge für alle Interessierten, aber auch für Fachleute schreiben“, erklärt Christian Schwägerl, Gründungsmitglied von „RiffReporter“.
Vermittlerfunktion
Die „Flugbegleiter“ sind professionelle Umwelt-, Politik- und Wissenschaftsjournalisten. Sie arbeiten hauptberuflich auch für Medien wie GEO, WDR, FAZ und den Deutschlandfunk und sind deshalb geübt darin, für ihre Leser, Hörer und Zuschauer komplexe Themen anschaulich zu erzählen. Bei „Flugbegleiter“ soll es ein breites Angebot von Genres geben, wozu unterhaltsame wie auch hochkomplexe wissenschaftliche Themen gehören. „Mit Flugbegleiter wollen wir ein Angebot schaffen, über das interessierte Menschen direkt und gezielt Naturjournalismus ermöglichen können“, sagt Schwägerl, „denn der bisherige Gratis-Journalismus im Netz zehrt an unseren Ressourcen und große Redaktionen sind vielfach der Ansicht, dass Wissenschaft und Naturschutz niemanden so recht interessieren.“ Die Folge: Die Ressorts werden geschlossen oder es gibt nur einmal am Wochenende einen professionellen Beitrag. Dieser Entwicklung möchten die Journalisten der Plattform „RiffReporter“ entgegentreten. Sie sind fest davon überzeugt, dass es zahlreiche Interessenten für diese Themen gibt. Die Gruppe der „Flugbegleiter“ möchte spannende Geschichten rund um Ornithologie, Naturschutz und die Welt der Vögel erzählen.
„Uns Naturjournalisten geht es ein bisschen wie Feldhamstern oder bedrohten Auerhühnern, manche halten uns für überflüssig", sagt der Publizist Cord Riechelmann aus Berlin, "aber wenn es uns nicht mehr gäbe, wäre der Verlust und der Schaden groß." Johanna Romberg, Redakteurin der Zeitschrift GEO, findet es traurig, dass viele die Schönheit der Natur nicht mehr wahrnehmen wollen oder können. „Ich stand neulich länger auf einem Bahnsteig im Freien, und niemand hat den tollen Gesang der Nachtigall wahrgenommen“, sagt sie. „Ich fände es schön, wenn wir durch unsere Beiträge mehr Menschen für die Schönheit der Natur interessieren können.“
Die Flugbegleiter
„Flugbegleiter“ der ersten Stunde sind Petra Ahne, Redakteurin bei der Berliner Zeitung; Christiane Habermalz, die bei Deutschlandradio Kultur über viele Jahre hinweg die „Große Vogelschau“ verantwortet hat; Markus Hofmann, Vogelbeobachter mit Schweizer Feldornithologie-Diplom, der als Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung über Umwelt- und Klimapolitik berichtet hat und seit 2016 beim Schweizer Radio SRF arbeitet; Anna Jakupovic, Künstlerin, Dozentin und Museumsgestalterin; Cord Riechelmann, zu dessen zahlreichen Publikationen u. a. das Buch „Krähen“ zählt und der als Publizist und Autor in Berlin lebt; Johanna Romberg, Redakteurin und Autorin der Zeitschrift GEO;der bekannte Vogel- und Naturjournalist Carl-Albrecht zu Treuenfels, der Lektor Felix Wolf, die Radio- und Fernsehjournalistin Claudia Ruby sowie Christian Schwägerl, der für Medien wie FAZ, GEO und Yale E360 arbeitet.
Für jeden Vogel einen Korrespondenten
Noch ist es zu früh, dass die freien Journalisten damit rechnen würden, von ihrer Initiative zu leben. Aber sie sehen eine Bezahlung durch Leser als unerlässlich an, um Recherchen und sachkundigen Journalismus zu ermöglichen. „Wir glauben, dass ganz viele Veränderungen in der Natur, wie Klimawandel, Windkraft, oder die Agrarindustrie, sich auch anhand von Geschichten über Entwicklungen in der Vogelwelt erzählen lassen“, sagt Claudia Ruby. Der Gedanke ihre Texte kostenlos abzugeben, verursacht bei den Reporten ein mulmiges Gefühl. „Das wirkt so, als wäre es schlechte Arbeit“, ist Riechelmann überzeugt. Wenn irgendwann niemand mehr bereit sei, Journalisten zu bezahlen, dann gebe es auch keine unabhängige Recherche mehr. Und Christiane Habermalz von Deutschlandradio Kultur ergänzt: „RiffReporter und Flugbegleiter sind kein Hobby, da geht es um journalistische Wertarbeit bei der Recherche und beim Schreiben.“
Gemeinsam ist allen „Flugbegleitern“ die Leidenschaft für Vögel. Christian Schwägerls Vater zum Beispiel war zwar eigentlich Jäger, aber statt das Wild zu entdecken, hat der Sohn sich mit seinem Fernglas eher für Vögel interessiert. Petra Ahne hingegen haben es besonders die Möwen angetan. Es war Christian Morgensterns Gedicht „Möwenlied“, das ihr Interesse an den Vögeln weckte. Lange fehlte ihr die Zeit, aber jetzt fängt sie gerade wieder an, Möwen zu beobachten. Johanna Rombergs Eltern wollten wandern, sie nicht. Also mussten das Vogelbestimmungsbuch „Was fliegt denn da?“ und ein kleines Fernglas nachhelfen. Christina Habermalz und ihre Geschwister haben einen familieninternen Wettstreit, wer die meisten Vögel sieht. Auf Postkarten aus dem Urlaub steht immer als Erstes, welche Vögel sie entdeckt haben. Und Markus Hofmann sinniert abschließend: „Vögel sind nahe fliegend, nahe liegend.“
Nicole Flöper (Nh 2/17)
Infos über RiffReporter
RiffReporter ist ein journalistisches Korallenriff, das gerade zu wachsen beginnt. Im „Riff“ berichten professionelle Journalistinnen und Journalisten über Entwicklungen in Wissenschaft, Gesellschaft, Umwelt und Technologie. Ab dem Frühjahr wird ein Teil der Beiträge über ein Bezahlmodell angeboten, mit Abonnement und Einzelbezahlung von Artikeln. Zudem können Interessierte das Projekt als Förderer, Mäzen oder Stiftung unterstützen. Hier kann man sich für den Newsletter anmelden.
Kostenlose Leseproben („Freiflug“)
www.riffreporter.de
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