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Jetzt NABU-Mitglied werden!"Dat is doch vom Typ her passend"
Helge Schneider ist Obstbaum-Pate beim NABU Ruhr
"Mit matschklobigen Schuhen und in Begleitung seines Sohnes hatte er sich gerade querfeldein über einen Acker gekämpft." So beschreibt Reinhard Plath, Vorsitzender des NABU Ruhr, seine erste Begegnung mit Helge Schneider. Es sollte nicht sein letzter Kontakt sein. Im Gegenteil, in Plath reifte binnen kürzester Zeit ein Plan. Was für viele wohl eher weit her geholt scheint, lag für ihn auf der Hand: Er wollte den prominenten Mühlheimer als Schirmherrn und Baumpaten gewinnen - um dem lokalen Obstwiesenprojekt von NABU und NAJU so richtig Schwung zu geben.
Tatsächlich kann Helge Schneider mit einigen Facetten aufwarten. Eine davon scheint eine unkonventionell naturverbundene Seite zu sein, die auch auf einer Obstwiese am grünen Gürtel des Ruhrgebietes zur Entfaltung kommen kann. Helge Schneider macht keinen Hehl daraus: Er ist in Mülheim geboren und lebt auch heute dort. Sein Bekanntheitsgrad dürfte wohl bei (mehreren) hundert Prozent liegen. Man trifft ihn dort, er ist präsent, lebt nicht zurückgezogen.
Bis zur NABU-Obstbaumpatenschaft hat es dann doch ein wenig Zeit und Muße gebraucht. "Er hat in seiner kurzen Art direkt gesagt, ja das ist okay", erzählt Plath. "Bei Helges vollem Terminkalender muss man natürlich immer wieder mal nachhaken." Aber der erfolgreiche Musiker steht zu seinen Zusagen und übernimmt lokal auch für andere Aktionen die Schirmherrschaft, stellt sich immer wieder vor Ort in den Dienst der guten Sache. Die NABU-Aktiven sind deshalb zuversichtlich, ihn für den ein oder anderen herausragenden Termin in der Zukunft wieder gewinnen zu können.
Die Naturschützer sind zufrieden mit ihrem "Paten" und haben noch weitere Parallelen ausgemacht: "Unter uns Naturschützern gibt es doch auch so manch komischen Vogel, außerdem beschäftigen wir uns mit Käuzen, da passt ein berühmter komischer Kauz doch gut ins Bild!" Das Ziel jemanden zu finden, der nicht nur in Mülheim sondern auch in Essen bekannt ist, dürfte mit dem Obstbaumpaten Helge jedenfalls übererfüllt sein.
Auch der Tag der Obstwiese im vergangenen Oktober gab den Naturschützern bei ihrer Wahl recht. Rund 60 versammelte Obstbaumpaten, Aktive und ihre Familien erlebten einen sympathischen Helge, ohne Starallüren, mit Aussagen, die spontan waren und in ihrer humorigen Art beinahe unauffällig den Kern trafen. Auf die Frage, warum er eine Obstbaumpatenschaft übernommen habe, antwortete er zum Beispiel: "Es geht mir um die Leute, die hier wohnen - müssen".
Gemeint ist: Die gerade bezogenen Eigenheime auf der grünen Wiese, denen hier einige alte Obstbäume zum Opfer fielen, sind für manche ein Traum, für andere eher ein Alptraum. "Das macht Helge aus dem Bauch heraus, ohne große Vorbereitung", freut sich Plath. Prominente haben eben wenig Zeit, da ist es Gold wert, wenn die spontan erscheinen und trotzdem alles richtig machen.
Thorsten Wiegers
"Unabwendbar wie ein Witz"
Helge Schneider im Gespräch
Helge Schneider, die Menschen kennen Sie als komischen Musiker oder musizierenden Komiker. Sind Sie auch ein Naturmensch?
Ja natürlich, von klein auf war ich ja draußen spielen, was für die Kinder heute keine Selbstverständlichkeit ist hier. Daher allein schon habe ich es gerne, überhaupt "draußen" zu sein.
Stimmt es, dass Sie eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner gemacht haben?
Ja, aber das hat mir dann weniger gefallen. Wir hatten viel mit naturverschandelnden Dingen zu tun in den 70ern.
Was verbinden Sie mit dem Begriff Natur?
Hauptsächlich die so genannten Naturgewalten wie Wind, Regen, Sonnenschein. Ich verbinde damit Flüsse und Meere, aber vor allem auch Bäume.
Welches Naturerlebnis ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Ein starkes Unwetter auf einer Alm in den Alpen, wo ich in meinem Schlafsack auf der Terrasse mich ganz klein gemacht habe aus Angst vor den Blitzen.
Haben Sie neben Tourneen, Lesereisen, Filmen und der künstlerischen Arbeit überhaupt Zeit für Ausflüge in die Natur? Wohin geht es dann oder wohin würde es dann gehen?
Leider bin ich sehr in meinen Beruf eingebettet, nutze aber jede Möglichkeit rauszugehen oder mal anzuhalten und etwas rumzulaufen, im Wald oder so. Ich hätte manchmal gerne mehr Zeit in der Natur zu sein, also draußen. Zuhause habe ich oft einfach alle Türen auf.
Was halten Sie von Naturschützern? Gibt es in der Öffentlichkeit einen vorherrschenden Typ eines Naturschützers?
Nein. Die meisten Leute, die sich als Naturschützer sehen, wollen, glaube ich, einfach ihr "Weniges" zu einer großen Gesamtheit beitragen. Und sie sehen sich selbst auch als Teil der großen Natur.
Sie haben ja jetzt eine Streuobst-Patenschaft für einen Apfelbaum der Sorte Jakob Lebel übernommen? Eine konkrete Maßnahme ganz lokal. Welche Bedeutung haben solche Aktionen vor Ort für Sie?
Wie ich schon sagte, jedes Tröpfchen kann zu einem Gewässer werden. Glaubten wir nicht daran, bräuchten wir erst gar nichts zu unternehmen.
An Sie als Fachmann: Was können Naturschützer von der Komik lernen?
Naja, sicherlich die Fähigkeit, Dinge so anzunehmen, wie sie einfach sind. Die Realität sehen, wie sie für uns Menschen ist, unabwendbar wie ein Witz.