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Warum es eine nachhaltige Verkehrsinfrastruktur braucht
Weichen stellen für eine zukunftsfeste Mobilität




Ein wichtiger Punkt für nachhaltige Mobilität: Verlagerung auf klimafreundlichere Verkehrsmittel - Foto: NABU/Jan Piecha
Der Verkehr ist einer der wenigen Sektoren in Deutschland, der seine Treibhausgasemissionen in den letzten Jahrzehnten nicht deutlich mindern konnte. Doch nicht nur der Verkehr selbst belastet das Klima: Auch die dafür erforderliche Infrastruktur verbraucht wertvolle Ressourcen, versiegelt Böden, zerschneidet Landschaften sowie Lebensräume und gefährdet damit unmittelbar die Artenvielfalt. Die bisherige Planung von Verkehrswegen hat die Biodiversitätskrise zusätzlich verschärft – das gilt für alle Verkehrsträger. Deshalb ist hier ein grundlegendes Umdenken erforderlich.
In unserem Positionspapier Verkehrsinfrastruktur zeigen wir hierfür mögliche Ansätze und Rahmenbedingungen auf.
Verkehr und Umweltschutz – ein Balanceakt
Wir alle nutzen tagtäglich die Verkehrsinfrastruktur, entweder um von A nach B zu gelangen oder indirekt für den Transport von Gütern, auf die wir angewiesen sind. In vielerlei Hinsicht sind wir also abhängig von einer funktionierenden Verkehrsinfrastruktur. Diese umfasst Bauwerke und weitere Anlagen, die den Transport von Menschen und Gütern ermöglichen. Dazu zählen beispielsweise Straßen, Schienen, Brücken, Tunnel, Häfen und Flughäfen. Dabei unterscheiden sich die Verkehrsträger jedoch erheblich in ihren Auswirkungen auf die Umwelt. Schienenwege sind beispielsweise platzsparender als Straßen und lassen im Gegensatz zu Asphaltflächen Wasser versickern. Doch auch wenn sie Ressourcen verbrauchen, sind sie in jedem Falle umweltschonender.

Welche Eingriffe sind vertretbar, um nachhaltige Mobilität wie Schienenverkehr zu ermöglichen? - Foto: NABU/Jan Piecha
Auf der einen Seite möchten wir also, dass klimafreundliche Verkehrsträger wie die Schiene gestärkt werden. Auf der anderen Seite gehen auch Schienen- oder Radwege mit Eingriffen in die Natur einher. Dieser Zielkonflikt erfordert eine sorgfältige Abwägung: Welche Eingriffe sind vertretbar, um nachhaltige Mobilität zu ermöglichen? Grundsätzlich gilt es, die Schäden so gering wie möglich zu halten und durch geeignete Maßnahmen zu minimieren oder auszugleichen. In diesem Positionspapier Verkehrsinfrastruktur betrachten wir die verschiedenen Infrastrukturen einzeln, bewerten ihren Beitrag zur klimafreundlichen Mobilität und leiten daraus als NABU unsere Forderungen ab.
Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen
Eingriffe in Natur und Landschaft durch Verkehrsinfrastruktur sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§§ 13ff. BNatSchG) vorrangig zu vermeiden. Falls dies nicht möglich ist, müssen sie minimiert und durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen kompensiert werden. Ausgleichsmaßnahmen zielen darauf ab, die beeinträchtigten Funktionen in der gleichen Art und an dem gleichen Ort wiederherzustellen. Ersatzmaßnahmen hingegen kompensieren die Funktionen nicht, sondern sehen andere Maßnahmen vor, die aber genauso wertvoll sind und andernorts stattfinden.
In der Praxis gibt es in diesem Punkt erhebliche Defizite: Nur 73 Prozent der vorgesehenen Maßnahmen werden tatsächlich umgesetzt, oft jedoch mit unzureichender Wirkung. Häufig fehlen geeignete Flächen. Darüber hinaus ist die langfristige Funktionsfähigkeit vieler Maßnahmen nicht gewährleistet. Die wenigsten Eingriffe sind zudem 1:1 an anderer Stelle kompensierbar, besonders wenn wertvolle Lebensräume zerschnitten oder zerstört werden. Finanzielle Ersatzleistungen dürfen nur das letzte Mittel sein und müssen endlich an ökologische Verbesserungen gekoppelt werden.
Verkehrsträger im Umweltvergleich
Im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit verschiedener Verkehrsträger ist die Bahn ganz klar das klimafreundlichste motorisierte Verkehrsmittel. Sie benötigt pro transportierter Person oder Gütergewichtseinheit deutlich weniger Energie als der Straßen- oder Luftverkehr und verursacht daher geringere CO₂-Emissionen. Besonders vorteilhaft ist der geringe Flächenverbrauch, da Schienenwege kompakter sind als Straßen und zudem weniger Barrieren für die Tierwelt darstellen. Allerdings bringt auch der Bau neuer Bahnstrecken erhebliche Eingriffe in die Natur mit sich, insbesondere Hochgeschwindigkeitstrassen, die eine gerade Streckenführung erfordern und damit großflächige Lebensräume zerstören können. Der NABU spricht sich deshalb für eine Priorisierung von Erhalt, Elektrifizierung und Reaktivierung bestehender Bahnstrecken und einen Fokus auf den Regional- und Güterverkehr aus.
Binnenwasserstraßen stufen wir grundsätzlich als umweltfreundlich ein, da Schiffe große Mengen an Gütern mit vergleichsweise geringem Energieverbrauch transportieren können. Allerdings stehen Ausbau- und Vertiefungsmaßnahmen im Widerspruch zu ökologischen Zielen, da sie den natürlichen Wasserhaushalt stören, Lebensräume zerstören und das Grundwasser absinken lassen. Der NABU fordert daher, keine weiteren Flüsse für die Schifffahrt auszubauen, sondern stattdessen bestehende Wasserwege ökologisch zu verbessern und klimaneutrale Antriebstechnologien für Schiffe zu fördern.
Der Radverkehr ist neben dem Fußverkehr die nachhaltigste Fortbewegungsart, da er weder CO₂-Emissionen noch größere Flächenversiegelung verursacht. Neue Radwege sollten jedoch vorrangig durch die Umwidmung bestehender Straßenflächen entstehen, um zusätzliche Eingriffe in die Natur zu vermeiden. Städte wie Paris, Kopenhagen und Barcelona sind hier als Positivbeispiele hervorzuheben.
Wir brauchen ein Umdenken in der Verkehrswegeplanung
Zusammenfassend plädieren wir im Positionspapier für ein Umdenken in der Mobilität, welches Verkehrsvermeidung, Verlagerung auf klimafreundlichere Verkehrsmittel und eine umweltgerechte Gestaltung der Infrastruktur in den Mittelpunkt stellt. Dieses Umdenken muss verbindlich in der Verkehrswegeplanung des Bundes, insbesondere im Bundesverkehrswege- und Mobilitätsplan 2040 (BVMP 2040), verankert werden. Zielkonflikte zwischen Mobilität und Naturschutz müssen durch eine stärkere Integration von Umweltaspekten in die Verkehrsplanung sowie durch konsequente Umsetzung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gelöst werden.
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Der NABU engagiert sich dafür, die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen mit Klimaschutzes, intakter Naturräume und Ökosysteme sowie sauberer Luft in Einklang zu bringen und so die Voraussetzungen für eine umweltfreundliche Mobilität der Zukunft zu schaffen. Mehr →
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