Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit – an der Havel wird sie gestillt. Wir wollen nun 90 Flusskilometer der Natur zurückgegeben. Werden Sie Teil dieses einmaligen Unterfangens!
Machen Sie die Havel wieder lebendig!Immer am Fluss entlang
Die Untere Havel lädt zur Bundesgartenschau 2015


Für Fahrradfahrer ist das Havelland ideal. So eben, dass es heißt, schon von einem Maulwurfshügel hätte man einen prima Fernblick. Dabei wollen es die Macher der Bundesgartenschau 2015 nicht belassen. Diese BUGA soll zwar anders sein. Erstmals in einer ganzen Region mit einem Fluss als verbindenden Mittelpunkt, erstmals bundesländerübergreifend in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Doch auch zu dieser BUGA gehören Spektakel und Attraktionen. Eine davon ist der „Skyliner“, ein mobiler Aussichtsturm, der den Besuchern gegen Extra-Entgelt einen Panoramablick aus 72 Metern Höhe bietet.
Bis Anfang Juni ist der Skyliner in Brandenburg aufgebaut, ab Mitte Juni steht er am Optikpark Rathenow und schließlich ab Ende August bis zum Schluss der Bundesgartenschau am 11. Oktober in der Hansestadt Havelberg. 72 Meter sind für Havel-Verhältnisse schwindelerregend hoch. Zum Vergleich: Der gesamte Fluss legt auf seinem über 300 Kilometer langen Weg von der Quelle nahe der Müritz bis zur Mündung in die Elbe gerade einmal 40 Höhenmeter zurück.
Auf Lilienthals Spuren
Auf immerhin 109 Meter über Meereshöhe bringt es der Gollenberg, die höchste Erhebung des westlichen Havellands. Die Eiszeit hinterließ hier eine imposante Moränen-Abbruchkante Von hier aus startete Otto Lilienthal ab 1893 seine Flugversuche – und stürzte beim einem dieser Versuche tödlich ab.
Die Ortschaft Stölln am Fuße des Gollenbergs ist einer der fünf Standorte der diesjährigen BUGA. Bereits seit 2003 gehört die gesamte Kuppe des Gollenbergs der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Wo heute fast ausschließlich Wald zu sehen ist, wuchs früher verbreitet Heide und Trockenrasen, die durch Schafe und Ziegen beweidet wurden. Noch um die letzte Jahrhundertwende waren der Gollenberg und der Nachbarhügel als „Rote Berge“ bekannt, was auf die üppige, flächendeckende Besenheide zurückzuführen war, die im Herbst violett erblühte.
Trockenrasen und Düsenjet
Durch die Aufgabe der Nutzung kam es in den letzten Jahrzehnten zur Verbuschung und naturnahen Wiederbewaldung. Heute sind nur noch kleine Refugien der Besenheide zu entdecken. Um die letzten trockenwarmen Offenstandorte am Südhang zu erhalten, sind immer wieder Pflegemaßnahmen und eine Beweidung mit Schafen notwendig. Nur so bleibt der Lebensraum für die seltenen Schmetterlingsarten und anderen Insekten erhalten, die auf dem Gollenberg nachgewiesen wurden.
Das Flugfeld am Gollenberg gilt mit seiner Graspiste als ältester noch in Betrieb befindlicher (Segel-)Flugplatz der Welt. Hauptattraktion des BUGA-Areals ist neben der natürlichen Trockenrasen-Vegetation und einer Präriepflanzenausstellung eine leibhaftige Iljuschin Il-62. Der Langstreckenjet war 1989 ein Geschenk der DDR-Fluglinie Interflug, die Landung am Gollenberg einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde wert.
Stölln liegt als einziger BUGA-Standort etwas abseits der Havel. Die übrigen, von Brandenburg im Süden über Premnitz und Rathenow bis Havelberg, befinden sich in unmittelbarer Flussnähe. Die Havel macht die BUGA 2015 besonders und die Havel ist auch der Grund, dass der NABU offizieller Partner der Schau ist. Schließlich gab das große Flussrenaturierungsprojekt des NABU mit den Ausschlag für die Vergabe der BUGA. 2005 begonnen, werden bis 2021 auf rund 90 Flusskilometern die Ufer von ihrer steinernen Last befreit. Altarme und Flutrinnen werden wieder mit dem Fluss verbunden und neuer Auenwald wird entstehen.
Seit 2005 führt der NABU an der Unteren Havel mit Unterstützung vom Bund und den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt das größte europäische Projekt zur Renaturierung eines Flusses durch, das auch ausschlaggebend für den BUGA-Standort war. Auf rund 90 Flusskilometern will der NABU in den kommenden Jahren Sandufer von ihrem steinernen Korsett befreien, Altarme und Flutrinnen wieder mit dem Fluss verbinden und 89 Hektar Au- und Uferwald sowie Überflutungsflächen für einen natürlichen Hochwasserschutz schaffen.
Die Renaturierung der Unteren Havel ist ein wegweisendes und länderübergreifendes Naturschutzgroßprojekt mit Modellcharakter, wie aus einer ehemaligen Wasserstraße wieder ein lebendiger Fluss entstehen kann. Davon profitieren nicht nur die Tiere und Pflanzen an der Havel, sondern auch die Menschen am Fluss und damit die ganze Tourismusregion. Mit der Flussrenaturierung sollen die Lebensbedingungen von über 1100 bedrohten und geschützten Arten verbessert werden.
Die im 10. Jahrhundert nahezu gleichzeitig gegründeten Bistümer in Brandenburg und Havelberg mit ihren Domen aus dem 12. Jahrhundert sind markanter Ausdruck der gemeinsamen Entstehungsgeschichte der Havelregion. Von beiden Bischofssitzen aus wurde die Besiedlung der Region sowie der Bau von Handelswegen vorangetrieben und gesteuert. In Blickweite des Doms Peter und Paul liegen in Brandenburg am sogenannten Packhof 33 Themengärten auf dem Gelände einer ehemaligen Schiffwerft direkt an der Havel. Bindeglied zur zweiten großen BUGA-Fläche am Marienberg ist die ehemalige Klosterkirche St. Johannis, in der im Zweiwochenrhythmus 16 sich abwechselnde Blumenschauen sattfinden werden. Am Marienberg selbst stehen Stauden und Rosen im Mittelpunkt. Auf der Kuppe wird nun wie schon im Mittelalter wieder Wein angebaut. Noch tragen die 2500 Rebstöcke nicht. Brandenburger Wein galt früher als herbe Angelegenheit, vielleicht hilft hier der Klimawandel.
Blick ins Westhavelland
Flussabwärts führt die BUGA weiter nach Premnitz, wo ein Grünzug vom Bahnhof bis zur Uferpromenade reicht. Eine Aussichtsplattform bietet einen weiten Blick über den Fluss in den Naturpark Westhavelland. Aussichten sind auch in Rathenow wichtig, der dritten Station. Eine spektakuläre, 350 Meter lange Brücke führt vom Ausstellungsgelände am Weinberg – ohne Rebstöcke – über die Havel zum Optikpark, der bereits Standort der Landesgartenschau 2006 war und in dem an Juni hunderte Seerosen das Bild bestimmen werden.
In der Stadt des NABU-Havelbüros haben Naturfreunde Gelegenheit, bei kurzen Floßfahrten den Fluss unmittelbar kennenzulernen. Überhaupt ist die von vier Havelarmen umschlossene Stadt ein Wassersportparadies. Der Optikpark ist Wasserwanderer-Stützpunkt, Sportboote können am Alten Hafen festmachen, Dampfer laden zu Ausflugsfahrten.
Haus der Flüsse
Stölln überspringend, endet die BUGA-Tour in Havelberg, kurz vor der Havelmündung in die Elbe. Mit dem ehemaligen Verladehafen, dem historischen Stadtkern auf der Stadtinsel und dem auf der Anhöhe liegenden Dombezirk bietet Havelberg drei Kulissen für attraktive Ausstellungsthemen. Wer mit dem Reise- oder Linienbus anreist, wird die BUGA am Haus der Flüsse betreten, dem neuen Infozentrum des Biosphärenreservates Mittlere Elbe betreten. Unmittelbar am Haus der Flüsse hat der NABU mit Unterstützung seiner Projektpartner bereits im Vorjahr einen kleinen Flussarm neu ausgebaggert, so dass hier die historische Petroleuminsel wiederentstand. Die Insel wurde mit Silberweiden und Pappeln bepflanzt, Ziel ist die Entwicklung eines Auenwaldes.
Über die Altstadtinsel mit den Blumenschauen in der gotischen St.-Laurentiuskirche führt der Weg zum Dombezirk mit einem Terrassengarten und einem Pfingstrosengarten. Am Dom vorbei wird schließlich der Dechaneigarten und die Kleingartenanlage am Nussberg erreicht. Hier fällt besonders ein vier Meter hoher Vogelnistkasten auf, der den Mittelpunkt des NABU-Naturgartens bildet.
Helge May
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Zusätzliche AusflugstippS
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