Die Bremer Esel Lucie (links) und Urgestein Alfi - Foto: NABU/Nicole Flöper
Gruselwald und Gewächshaus-Café
Zu Besuch beim NABU Bremen



Feinste Liköre, Wein und Schnaps aus dem eigenen Garten - Foto: NABU/Nicole Flöper
2013 hat der NABU Bremen sein Büro in der Innenstadt gegen eine 2,96 Hektar große Gärtnerei getauscht, die die Besitzer ihm vererbt hatten. Seitdem ist jeder Tag anders, und auch das Gelände verändert sich von Monat zu Monat.
Wilde Tomate, Brombeeren, Schlehen, Traubenkirsche, Zucchini, Kürbis, Salbei, Borretsch – zu entdecken gibt es viel im Hochbeet- und im Ackergarten sowie im angrenzenden Wald. Schallt dann noch das „Iah, iah“ über den Hof, möchte man gar nicht mehr gehen. Denn der NABU Bremen ist bekannt für seine Esel, die vor allem bei Kindern der Renner sind. Von sieben Eseln stehen immer mal wieder welche auf dem Gelände am Vahrer Feldweg. Der Rest ist im Schullandheim Dreptefarm in Wulsbüttel zu finden, dessen ideeller Träger der NABU ist.
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Stahlupcycling - Foto: NABU/Nicole Flöper
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Bremer Kräutergarten - Foto: NABU/Nicole Flöper
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Kreative Palettenwand - Foto: NABU/Nicole Flöper
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Eingemachte Bohnen aus dem NABU-Garten - Foto: NABU/Nicole Flöper
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Der Bremer Nutzgarten - Foto: NABU/Nicole Flöper
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Sönke Hofmann, Geschäftsführer des NABU Bremen - Foto: NABU/Nicole Flöper
„Ein Planungsbüro wollten wir nicht, und das wäre auch unpraktisch gewesen. Also haben wir uns selber überlegt, wie wir das Gelände nutzen wollen, und dieser Plan ist auch schon mehrmals verändert worden. Diese Flexibilität macht es uns einfacher, Dinge nach und nach umzusetzen“, sagt der Geschäftsführer des NABU Bremen, Sönke Hofmann. Vor allem finanziell muss sich der kleine „Stadtstaat-NABU“ gut überlegen, wie er einzelne Bauvorhaben umsetzt.
„Wir hoffen, dass wir bald genug Geld zusammen haben, um ein Seminarhaus auf dem Gelände bauen zu können“, erklärt Hofmann. Ein Café wird in den alten Gewächshäusern untergebracht – der NABU stemmt es in Eigenarbeit. Momentan möbelt Hausmeister Malte Eggers dafür das Stahlkonstrukt auf. „Das Glas muss allerdings neu doppelwandig eingezogen werden, das Gewächshausglas wäre zu dünn. Zu gefährlich, wenn dort Leute sitzen sollen“, erklärt Hofmann. Es fehlen dann noch Küche, Lagerräume, Umkleiden und Toiletten. „Aber wir sind schneller, wenn wir das selber machen.“
Blairwitch-Wald und Liköre aus eigener Herstellung
Der Wald im hinteren Teil des Geländes wurde gelichtet und teilweise neu aufgeforstet – er dient auch als Ausgleichsmaßnahme für die angrenzende Kita des Mercedes-Werkes. Statt der exotischen und ökologisch vollkommen armen Zierbäume aus dem Gartenbaubetrieb soll standortgerechter Laubmischwald aus Stieleichen, Winterlinden und Vogelkirschen umsäumt von Schlehen, Hasel und Hagebutte entstehen, nicht zu vergessen die 6.000 Quadratmeter Streuobstwiesen. „Wir haben eine Kooperation mit der Kindertagesstätte, viermal die Woche sind die Kinder bei uns im Garten und können sich austoben ‒ und lernen was dabei“, erzählt Sönke Hofmann.
Besonders gruselig ist das Waldstück „Blairwitch-Projekt“. Wer den Wald betritt, weiß, warum er diesen Namen trägt. Scheinzypressen sind so eng gepflanzt, dass man das Gefühl hat, die Bäume nähmen einen gefangen. Im Film „Blairwitch-Projekt“, nachdem der Wald benannt ist, verlieren die Protagonisten dort die Orientierung – beim NABU Bremen findet jedoch jeder wieder heraus.
Wichtig ist natürlich, das Anwesen nicht nur zu besitzen, sondern es den Menschen auch zugänglich zu machen. Kindergeburtstage, Kinderfreizeiten, Herbstmarkt am Wochenende, Umweltbildung – ein harter Kern von sechs Personen kümmert sich um Veranstaltungen und das Gelände. Zwei Gärtnerinnen konnten über ein Projekt des Bundesumweltministeriums eingestellt werden. Dazu sind wöchentlich etwa 20 bis 40 Ehrenamtliche engagiert, ob in der Acker- oder Garten-AG. Eine Genossenschaft kümmert sich um den Anbau des Gemüses.
Wichtig ist: Jedes Projekt, das der NABU Bremen beginnt, muss sich finanziell tragen. Kommt es bei den Leuten nicht an, wird es wieder beendet. „Wir probieren viel aus: Wir verkaufen Saatgut und Holzprodukte, und aus unserem Obst und Gemüse machen wir Liköre und Wein oder legen Rotkohl ein“, sagt Hofmann. Im Shop auf dem Gelände gibt es beispielsweise Buchen-, Himbeer- oder Traubenkirschenlikör, Löwenzahnwein, Pappel-Lippenpflege und sogar etwas Rauhwolle von den eigenen Schafen.
Schon bevor Upcycling zum Trend wurde, nutzte der NABU Bremen die Betonteile der Gewächshäuser und verarbeitete sie zu Hochbeeten. Alte Ziegel oder Steine werden zu Beeten oder Mauern verarbeitet. So können sich Besucher beim Schlendern über das Gelände Inspirationen holen.
Erfolgreicher Verkauf von Sträuchern
Besonders erfolgreich ist der NABU Bremen seit zwei Jahren mit der Sammelbestellung und dem Verkauf von heimischen Sträuchern im Herbst und im Frühjahr. Zwanzig einheimische Sorten bietet er an. „Wir bekommen mittlerweile schon Anfragen aus Düsseldorf. Die Leute wollen einfach gerne heimische Gehölze im Garten haben, und das Heimischste, was es im Baumarkt zu kaufen gibt, ist meistens ein Haselstrauch. Da helfen wir doch gerne weiter“, so der gelernte Förster. „Wir haben schon 6.000 Sträucher unter die Leute gebracht. Mosaikartig über Bremen verteilt, hat das mehr für den praktischen Naturschutz gebracht, als meine 23 Dienstjahre zuvor.“
Wenn man mit Sönke Hofmann spricht, merkt man, dass der NABU Bremen gern noch mehr von dem machen würde, was gut läuft. „Momentan gibt es noch einiges zu tun. Wir behelfen uns beispielsweise auf dem Gelände mit nur einer Toilette für alle Mitarbeiter und Gäste – wir freuen uns also sehr, wenn es endlich zu einem neuen Seminarhaus kommt.“ Bei so viel Begeisterung und Ideenreichtum an der Weser kann das nicht lange dauern.
Nicole Flöper
Die ehemalige Ziergärtnerei Fördelmann in Sebaldsbrück wird ein Refugium für Mensch und Natur. 2013 erbte der NABU die 30.000 m² und baut sie seitdem naturverträglich um. Besuchen Sie uns im Vahrer Feldweg 185! Mehr →
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