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Jetzt spenden!Gastronomie muss Mehrweg-Verpackungen zum Mitnehmen anbieten
Was Verbraucher*innen jetzt wissen sollten
Nicht erst durch die Corona-Pandemie wachsen die Abfallberge durch To-Go und Einweggeschirr an, auch vorher fielen hier in Deutschland jedes Jahr Hundertausende Tonnen Abfall an. Eine besonders unrühmliche Rolle spielen hierbei Papier, Pappe und Karton: Diese machten bereits vor dem EU-Verbot von Tellern und Besteck aus Einwegplastik, das im Juli 2021 in Kraft trat, knapp 65 Prozent des Abfalls für To-go-Verpackungen und Einweggeschirr aus. Nach Schätzungen des NABU sind dies über 1,5 Millionen Bäume jährlich nur für die Produktion der To-go-Einwegverpackungen aus Papier und Pappe in Deutschland.
Neue Pflicht, auch To-Go-Mehrweg anzubieten
Die Bundesregierung verpflichtet mit dem §33 des Verpackungsgesetzes die Gastronomie, von Januar 2023 an bei Speisen immer auch eine Mehrwegalternative zu To-go-Einwegverpackungen aus Plastik bereitzustellen. Dazu gehören auch Verpackungen, die nur teilweise aus Plastik bestehen wie Pappboxen, die eine Kunststoffbeschichtung oder einen Kunststoffdeckel haben. Bei To-go-Getränkebechern muss immer eine Mehrwegalternative angeboten werden, unabhängig vom Material des angebotenen Einweggetränkebechers.
Die Mehrwegalternative muss gut sichtbar sein und darf nicht teurer als Einweg angeboten werden, denn die Höhe des Pfandes soll die Kund*innen nicht abschrecken, die Mehrwegalternative zu wählen. Verpflichtet sind alle, die mit Essen oder Getränken gefüllte To-go-Verpackungen an Kund*innen verkaufen, dazu gehören zum Beispiel Restaurants, Bistros, Kantinen, Tankstellen, Cafés, Cateringbetriebe und Supermärkte.
Ausgenommen von der Pflicht sind kleine Anbieter mit maximal fünf Beschäftigten und maximal 80 Quadratmetern Ladenfläche. Hier muss der Anbieter selbst keine Mehrwegalternative anbieten, aber er muss Mehrwegbecher und Mehrweggefäße, die Kund*innen mitbringen, befüllen. Gehören kleine Filialen zu einem größeren Unternehmen, können sie sich nicht auf diese Ausnahmeregelung berufen.
NABU-Kritik: Keine Mehrwegalternative für Papier oder Aluminium nötig
Für zum Beispiel Pizzakartons, Einweg-Eisbecher oder Einwegteller aus Pappe sowie Einwegschalen aus Aluminium oder Holz muss auch nach dem neuen Gesetz keine Mehrwegalternative angeboten werden, da diese keinen Kunststoffanteil haben. Nur bei Getränkebechern ist es in Zukunft Pflicht eine Mehrwegalternative im Angebot zu haben, ob aus Kunststoff, Pappe oder einem anderen Material.
Dabei ist auch Papier oder Karton kein umweltfreundliches Material, da der Energie-, Wasser-, Chemikalien- und Holzbedarf extrem hoch ist: Die To-go-Verpackungen werden aus „frischem“ Zellstoff, das heißt nicht aus Altpapier, hergestellt. Durch die Verschmutzungen müssen sie in der Regel im Restmüll entsorgt werden: So werden die Verpackungen nach einmaliger Nutzung verbrannt statt recycelt. Da Papier allein nicht nassfest oder fettabweisend ist, muss entweder eine Beschichtung aus Aluminium oder Kunststoff her oder dem Papier teilweise gesundheitlich und ökologisch problematische Chemikalien beigemischt werden.
NABU-Forderungen
Überall, wo Mehrweg möglich ist, muss es aus Sicht des NABU auch zum Einsatz kommen, denn auch Einwegteller aus Aluminium oder aus industriell hergestelltem Bambus sind keine umweltfreundliche Wahl. Daher fordert der NABU, dass gesetzlich immer eine Mehrwegalternative angeboten werden muss. Auch sollten alle Anbieter, ob groß oder klein, verpflichtet werden, Mehrweggefäße von Kund*innen zu befüllen.
Der NABU sieht in der neuen Vorgabe einen wichtigen ersten Schritt, um Mehrweg als Standard in der To-go-Branche zu etablieren. Für eine deutliche Verringerung der To-go-Abfälle und der damit einhergehenden Umweltbelastungen müssen jedoch die Regelungen ausgebaut werden:
Mit einer staatlichen Abgabe auf Einweg muss Mehrweg billiger werden.
Speisen und Getränke in der Mehrwegalternative dürfen für die Kund*innen laut Gesetz nicht teurer sein als in der Einwegverpackung (ohne Pfand). Der NABU fordert jedoch, dass die Mehrwegvariante kostengünstiger sein muss, damit mehr Menschen die umweltfreundlichen, aber durch die Rückgabe teils aufwändigeren Mehrwegsysteme nutzen.
Dazu sollte die Bundesregierung eine bundesweite Einwegabgabe auf Einweggeschirr und Einwegverpackungen einführen. Einen solchen Schritt war Tübingen 2022 mit einer Verpackungssteuer auf Einweggeschirr und -besteck für To-go gegangen. Eine Fast-Food-Filiale hatte dagegen geklagt. Während in der Vergangenheit Gerichte kommunale Verpackungssteuern als nicht rechtmäßig beurteilt hatten, hat das Bundesverwaltungsgericht im Mai 2023 anders entschieden: Die Tübinger Verpackungssteuer ist im Wesentlichen rechtmäßig.
Das Bundesumweltministerium sollte diesen Moment nutzen und eine einheitliche bundesweite Abgabe einführen, da es sicherlich kein Interesse an einem Flickenteppich an kommunalen Abgaben hat.
To-go-Mehrwegquoten sollten die Angebotspflicht ergänzen.
Die Gastronomie ist seit 2023 nur verpflichtet, Mehrweg anzubieten – ob dann auch in Mehrweg verkauft wird, ist unklar. Daher sollte die Angebotspflicht gekoppelt werden mit gesetzlichen To-go-Mehrwegquoten für den tatsächlichen Verkauf. Diese hat die EU-Kommission im November 2022 vorgeschlagen, der NABU unterstützt solche Quoten, auch wenn sie ambitionierter ausfallen sollten als die EU-Kommission vorgeschlagen hat. So müssten Mitgliedsstaaten und Anbieter konsequenter dafür Sorge tragen und Maßnahmen ergreifen, dass Mehrweg der neue Standard für To-go wird.
Vorort-Verzehr darf nur in Mehrweg erlaubt sein.
Wenn vor Ort verzehrt wird, sollte dies nur in Mehrweg erlaubt sein. Auch die EU-Kommission hat dies vorgeschlagen, allerdings erst ab 2030. Der NABU fordert, dass diese Regel in Deutschland schon früher eingeführt wird.
Fördermaßnahmen für kleine Anbieter sollten Ausnahmeregelung ersetzen.
Die To-go-Branche ist durch viele kleine Anbieter geprägt, deshalb würde sich eine Mehrweg-Alternative durchaus lohnen. Um diese nicht in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen, sollten Förderprogramme die Einführung von Mehrweg erleichtern. Gleichzeitig sollten alle Anbieter verpflichtet werden, kundeneigene Mehrwegbecher und -gefäße befüllen zu müssen.
Wir brauchen unternehmensübergreifende Mehrwegsysteme statt Insellösungen.
Es existieren inzwischen verschiedene Mehrweg-Pfandsysteme mit vielen Ausgabe- und Abgabestellen. Unternehmen können sich so einem System anschließen oder aber auch ein eigenes System anbieten. Für Verbraucher*innen sind unternehmensübergreifende Mehrwegsysteme mit möglichst vielen Abgabestellen praktischer, daher sollten Unternehmen solche Systeme nutzen statt Tausende von Insellösungen schaffen.
Tipps für Verbraucher*innen:
- Nutzen Sie die neuen Möglichkeiten und bestellen Sie Ihren To-go-Mittagsimbiss in Mehrweg. Besonders für Stammkund*innen sind Pfand-Mehrwegsysteme auch trotz der notwendigen Rückgabe leicht zu nutzen.
- Fragen Sie, ob Ihre eigenen Mehrwegdosen und -becher befüllt werden können.
- Vielleicht muss es nicht immer To-go sein: Genießen Sie Speisen und Getränke vor Ort mit spülbarem Geschirr.
- Lassen Sie sich nicht von Werbeaussagen blenden: Mehrweg (auch aus Plastik) ist die einzige ökologisch sinnvolle Alternative zu Einwegplastik – das Öko-Image von Papier ist trügerisch.
- Neben To-go gibt es auch andere Möglichkeiten, durch Mehrweg Abfall zu reduzieren: Nutzen Sie eigene Beutel oder alte Tüten für den Einkauf von losem Obst und Gemüse oder auch von trockenen Backwaren.
- Kaufen Sie Mehrweg-Getränkeflaschen! Achtung: Nicht jede Pfandflasche ist auch eine Mehrwegflasche. Plastikflaschen mit 25 Cent Pfand sind zum Beispiel Einwegflaschen.
- Feiern Sie Ihre Feste mit Mehrweggeschirr: Bei vielen Gästen kann man dies auch gut in der Nachbarschaft oder bei professionellen Anbietern ausleihen.
Alternativen für Plastik-Einweggeschirr werden meist als besonders umweltfreundlich angepriesen. Für den NABU ist das oft Greenwashing, da die Werbeaussagen meist nicht halten, was sie versprechen. Die Umweltbelastungen sind nicht automatisch geringer, nur weil es kein Plastik ist. Mehr →
Sind Papiertüten oder Baumwollbeutel besser als Plastiktüten? Und was ist von Bioplastiktüten zu halten? Um Einkaufstüten gibt es viele Fragezeichen. Nur eines ist sicher: Wir müssen unseren Verbrauch an Einwegtüten dringend reduzieren. Mehr →
Einweggeschirr und To-go-Verpackungen tragen inzwischen erheblich zum Abfallaufkommen in Deutschland bei. To-go- und Picknick-Abfälle sind immer häufiger an Stränden und Flussufern zu finden. Der NABU fordert eine ambitionierte Förderung von alternativen Mehrweglösungen. Mehr →