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Jetzt NABU-Mitglied werden!Weg in eine unbekannte Zukunft
Dreitägige Veranstaltung in Vilm (9.-11. Dezember 2013)
Die Beteiligten waren sich einig, dass die angestoßenen Diskussionen erst der Anfang eine gemeinsamen Lern- und Suchprozesses sein kann auf dem Weg in eine unbekannte Zukunft. Als Grundlage diente der Vortrag von Dr. Heuer, BMELV, der die Kernpunkte und Umsetzungsprozesse der Bioökonomiestrategie der Bundesregierung erläuterte.
Risiken werden systematisch unterschätzt
Der Vortrag von Prof. Dr. Pierre Ibisch stellte aus Natur- und Umweltsicht die Bioökonomie in Frage. Dennd er fortschreitende, ungebremste Verlust der Biodiversität gefährdet global die Ernährungssicherung. Die Intensivierung der Landwirtschaft und Landnutzung sowie der Klimawandel verschärfen das Problem. Er zitiert ein Papier der EU-Kommission zu Bioökonomie, das nüchtern konstatiert:
– “food security and resources in developing countries were put under pressure because of increased production for non-food use (80%);
– natural resources were overexploited and biodiversity decreased (70%);
–and deforestation increased due to food and non-food production (63%)”.
Trotz dieser Gefährungen kommen die Worte Bedrohung, Sorge oder Vorsicht in den ofiziellen Dokumenten zur Bioökonomie nicht vor.
Eine wesentliche Konfliktlinie zwischen den Akteuren aus der Zivilgesellschaft und den Vertretern von Wirtschaft und Politik ließ sich an der Frage nach der Rahmung des Konzeptes Bioökonomie festmachen. Aufbauend auf dem politisch angestrebten Dreieck Versorgungssicherheit, Standortsicherung und Wettbewerbsfähigkeit wurden die Begriffsdefinitionen kontrovers diskutiert. Was bedeutet:
- Versorgungssicherheit auf welchem Niveau und für wen?
- Welcher Standort wird für wen in welchem Zeitrahmen gesichert?
- Wem nutzt die Wettbewerbsfähigkeit?
- Wie kann ein "Save operating Space" in einer begrenzten Welt der planetaren Grenzen in das System Bioökonomie integriert werden?
In der Bioökonomiestrategie fehlt zudem eine Auseinandersetzung mit den Grenzen der Effizienzstrategien und der möglichen Entkoppelung des Ressourcenverbrauches. Die Umstellung einer erdölbasierten Wirtschaft auf eine Biomasse basierten Wirtschaft wird nicht einfach nur mit einem Austausch des Kohlenstoffträger als technische Frage erfolgen. Vielmehr sind soziale, ökologische und kulturelle Alternativen für mögliche Wirtschaftsakteure wir für gesellschaftliche Lebensstile gefragt, so die Forderung vieler Teilnehmer.
Wie wird die Transformation finanziert?
Als ein großes Problem der Umstellung in der Wirtschaft wurden die mangelnden (um nicht zu sagen gar nicht vorhandenen) Finanzierungsmöglichkeiten für langfristige Investitionen genannt. Gerade ökologisch innovative Neuerungen bedürfen hoher Anfangsinvestitionen und lohnen sich erst über einen mehrjährigen Zeitraum.
Dazu gibt es jedoch kaum Finanzierungsinstrumente, das müsse dringend geändert werden, sonst unterbleiben die notwendigen und möglichen Innovationen auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft. Der Vorschlag kam auf, über Neue Finanzierungsmodelle für neue Konzepte nachzudenken oder gar eine eigene Financial Community aufzubauen.
Beachtung der Ästhetik und der Lebensleistung der Pflanze
Ein ganz eigener Diskurs entspann sich um die Frage, wie man mit den ethischen und ästhetischen Aspekte des Lebens und der Pflanze umgeht. Der rein technologiezentrierte Blick auf die Bioökonomie lässt schnell vergessen, dass das Leben aus mehr als Genen besteht und Pflanzen als Organismen mehr als Biomasse sind. Auch hier war man sich einig, dass die Auseinandersetzung mit Naturbildern und ethischen Fragen in der Bioökonomie stärker gesellschaftlich geführt werden sollte. Angeregt wurde eine Diskussion um die Formulierung eines sicheren und gerechten Entwicklungsraumes für Natur, Würde und sozialer Zusammenhalt.
Biöökonomie als Gemeinschaftswerk?
In der Diskussion um die Steuerung der Bioökonomie wurde gefordert, diese transparenter und vielfältiger zu gestalten, mehr als Governancesystem im modernen Sinne unter Einbeziehung von Netzwerken und vielfältigen Akteuren. Bislang ruht die Bioökonomie wesentlich auf den Schultern der Regierung, sowohl das Parlament als auch die Öffentlichkeit bleiben im wesentlichen unbeteiligt. Als Alternative wurde ein Ethikrat diskutiert, wie es ihn bereits zur Energiewende gegeben hat. Dieser setzt sich zusammen aus Personen, die aus Parlament und Regierung benannt werden.
Downloads zum Bioökonomie-Workshop: