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Folgen des Klimawandels


20. Juni 2007 -
Der Klimawandel ist längst messbar und nicht mehr zu leugnen. Die Tatsachen sprechen Bände: Die Durchschnittstemperatur der Erde stieg im vergangenen Jahrhundert um fast ein Grad Celsius und die Decke der bislang dauerhaft gefrorenen Permafrostböden erwärmte sich in den letzten zwanzig Jahren um ganze drei Grad, während sich gleichzeitig starke Niederschläge häuften.
Laut der Prognose des IPCC wird die globale Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert um weitere 1,4 bis 5,8 Grad Celsius ansteigen. Das hört sich zunächst nicht viel an, ist tatsächlich aber dramatisch. Die Klimaveränderungen bringen gleichermaßen massive Auswirkungen auf den Lebensraum von Mensch und Tier mit sich. Einige davon sind bereits vorsehbar, andere noch schwer abzuschätzen.
Der Einfluss der Arktis
Ein Brennpunkt des Klimawandels ist die Arktis. In ihr zeigen sich heute schon extreme Klimaveränderungen. So ist die Jahresmitteltemperatur hier doppelt so schnell gestiegen wie überall sonst. Die Eisflächen sind in Durchmesser und Stärke geschrumpft, während das abfließende Tauwasser den Meeresspiegel steigen ließ. Zu glauben, dass die Arktis weit weg ist und somit keinen Einfluss auf unser Leben in Europa hat, ist ein Trugschluss.
Die Veränderung des arktischen Klimas beeinflusst die restliche Welt unter anderem in folgenden Punkten:
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Das Eis an den Polen schmilzt
Mit dem Schmelzen des Eises geht nicht nur der Lebensraum für zahlreiche Arten wie Eisbären, Robben und Seevögel verloren. Die riesigen, strahlend weißen Eisflächen an den Polen reflektieren bislang auch das Licht der Sonne zurück ins Weltall. Je weniger Eis, desto dunkler werden die Flächen und desto mehr Licht muss von der Erde aufgenommen werden. Auch Ruß, der bei der Verbrennung fossiler Energieträger entsteht, wird vom Wind in die Arktis getragen und schwärzt den Boden, so dass er die Sonnenstrahlen schlechter reflektiert. Damit schmilzt das Eis noch rascher und die globale Erwärmung schreitet fort - ein sich selbst verstärkender Effekt. -
Die Meeresspiegel steigen und die Meereszirkulation ändert sich
Das Abschmelzen der Gletscher hat den Effekt, dass mehr Süßwasser in die Weltmeere fließt und die Meeresspiegel steigen. Gletscher sind in vielen Regionen der Welt Süßwasserquelle Nummer 1. Zudem dehnt sich Wasser bei Erwärmung aus, was den Meeresspiegel zusätzlich erhöht. Die Veränderung in Salzgehalt und Temperatur kann die Strömung in den Meeren beeinflussen und sich so indirekt auf das europäische Klima auswirken. Das gilt auch für den Golfstrom, der bisher warmes Wasser zu uns nach Europa transportiert. Wie und ob die Eisschmelze ihn stört oder vielleicht sogar stoppt, ist noch nicht mit Sicherheit vorauszusagen. Sehr wahrscheinlich hat der Anstieg der Meeresspiegel außerdem zur Folge, dass die Erosion an den Küsten zunimmt und mehr Sturmfluten und Überschwemmungen diese bedrohen. -
Der Permafrost taut
Mit der steigenden Erdtemperatur tauen die permanent gefrorenen Böden in Grönland, Kanada und Sibirien auf. Dabei werden unter Umständen Infrastruktur wie Verkehrswege und Pipelines sowie Gebäude beschädigt. In den riesigen, gefrorenen Torfmooren Sibiriens und Nordamerikas sind zudem große Mengen von Kohlenstoff gespeichert. Im aufgetauten Zustand werden daraus Methan und Kohlendioxid freigesetzt - Gase, die dann ebenfalls zum Treibhauseffekt beitragen.
Gefahr für die biologische Vielfalt
Durch den Klimawandel verschieben sich die Lebensräume von Tieren und Pflanzen, sogar ganze Vegetationszonen wandern allmählich. So rücken die Baumgrenzen der borealen Wälder - die größten verbliebenen Waldflächen unserer Erde - immer weiter nach Norden. Einige dieser Verschiebungen können wir auch in Deutschland bereits wahrnehmen, wenn beispielsweise Vögel, die sonst im Winter nach Süden geflogen sind, nun bei uns überwintern. "Für die Natur ist das größte Problem, dass das zeitliche und räumliche Zusammenspiel in Ökosystemen nicht mehr funktioniert. Arten verlagern ihre Verbreitungsgebiete nach Norden oder in höhere Lagen, weil ihre angestammten Temperaturzonen sich verlagern. Das setzt allerdings voraus, dass in diesen neuen Gebieten auch sonst geeignete Lebensbedingungen herrschen. Und in einer so intensiv genutzten Landschaft wie in Mitteleuropa stehen die Chancen dafür nicht allzu gut. Viele Arten sind auf Schutzgebiete angewiesen, die ja nicht einfach mit nach Norden wandern", erklärt NABU-Klimaexperte Nicolai Schaaf.
Es bleibt also nicht bei Verschiebungen - auch die biologische Vielfalt ist in Gefahr. Laut IPCC ist mindestens ein Fünftel aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Diese Hiobsbotschaft betrifft nicht nur die Arktis, sondern alle fünf Kontinente gleichermaßen. Während viele Arten ums Überleben kämpfen müssen, breiten sich andere dramatisch aus. Die Wälder leiden unter vermehrten Bränden und darunter, dass Schädlinge wie Borkenkäfer oder Tannentriebwickler stark zunehmen, da diese nicht mehr durch kalte Winter dezimiert werden. Auch andere Insekten - zum Beispiel Zecken - breiten sich aus und mehren damit Krankheitsfälle wie Hirnhautentzündungen.
Neben diesen Veränderungen müssen wir uns auf starke Wetterschwankungen einstellen. Im gleichen Jahr Wetterextreme wie Dürre und Hochwasser, das könnte gerade in Ostdeutschland bald keine Seltenheit mehr sein. "Das Wetter in den vergangenen Jahren, eine Jahrhundertflut gefolgt von ungewöhnlicher Trockenheit, Rekorde am unteren wie am oberen Ende der Pegelstände - all das sind genau die Indizien, die zu den Klimaprojektionen für das 21. Jahrhundert passen", erläutert Schaaf.