Regenwald erhalten
Projekt schützt Klima, Biodiversität und die Lebensgrundlagen indigener Bevölkerung in Indonesien






Rhinozerosvogel in Hutan Harapan in Indonesien - Foto: Tom Kirschey / NABU
„Hutan Harapan“ ist indonesisch und steht für „Wald der Hoffnung“. Das 100.000 Hektar große Waldgebiet in den Provinzen Süd-Sumatra und Jambi erhält Unterstützung der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Hutan Harapan ist das Leuchtturmprojekt der so genannten „Ökosystem-Restaurations-Konzession“ (ecosystem restoration concession, ERC), die als Instrument gegen Entwaldung etabliert wurde. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich ein Erfolg für den Naturschutz, denn zuvor hatte Indonesien Konzessionen zur Waldnutzung nur für das Abholzen und die Umwandlung in Agrarflächen vergeben. Mit der ERC durfte und musste der Wald nun erstmals erhalten und aufgeforstet werden.
Mit dem neuen Projekt wird eine der ehrgeizigsten Initiativen zum Schutz und zur Restauration der stark gefährdeten Tieflandregenwälder für die kommenden sieben Jahre unterstützt. Ein wichtiges Signal, denn der Waldverlust auf Sumatra ist nach wie vor dramatisch: Um 1900 gab es hier noch 16 Millionen Hektar Regenwaldfläche, davon sind heute nur noch 250.000 Hektar übrig – ein Rückgang um 98 Prozent. Degradierte Waldflächen zu restaurieren und zukünftig nachhaltiger zu bewirtschaften, stellt angesichts der global weiter steigenden Nachfrage nach Ressourcen, insbesondere Zellstoff und Palmöl, eine enorme Herausforderung dar. Eine Herausforderung, der sich Hutan Harapan stellt. Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag für die kommende UN-Dekade der „Ökosystem-Restauration“ 2021-2030.

„Hutan Harapan ist ein Kohlenstoffspeicher von globaler Bedeutung. Die Pariser Klimaziele können nur erreicht werden, wenn die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen wie Mooren und tropischen Regenwäldern erhalten bleibt und wiederhergestellt wird.“
Olaf Tschimpke
Vorstandsvorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung
Die Republik Indonesien hat spätestens im El-Niño-Winter 2015/2016 schmerzlich erfahren müssen, wie verheerend der flächenhafte Verlust der Funktionsfähigkeit der Ökosysteme angetrieben durch den globalen Ressourcenhunger wirkt. Bei Wald- und Moorbränden im Winter 2015/2016 waren nach offiziellen Angaben 100.000 Tote, insbesondere auf Sumatra und im indonesischen Teil von Borneo (Kalimantan), zu beklagen.
Das Gebiet „Hutan Harapan“ hat auch eine wichtige Bedeutung für das Überleben der Batin Sembilan, einer traditionell im Wald lebenden indigenen Gruppe, die sich gegen illegale Abholzung und Straßenbauplanungen quer durch das Waldgebiet engagiert. Das Projekt schützt ihre Lebensgrundlagen und verbessert ihre Lebensumstände, etwa durch den Betrieb einer Grundschule und Regenwald-Klinik. Auch für den Schutz der Biodiversität ist das Gebiet enorm wichtig. Unter anderem leben hier der Sumatra-Tiger, Malayenbär, Nashornvogel, Helmhorn-Vogel und Sumatra-Elefant.
Handeln statt hoffen
Gemeinsam mit seinen Partnern von der KfW-Entwicklungsbank, Burung Indonesia, BirdLife International und der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) führt der NABU in den kommenden sieben Jahren das Projekt der Internationalen Klimaschutzinitiative durch, um das Gebiet langfristig zu erhalten. Anders als bei den üblichen Holzeinschlags-Lizenzen setzt die ERC „Hutan Harapan“ auf den Schutz der verbliebenen und die Restauration der durch illegalen Holzeinschlag degradierten Waldflächen. Nach der Etablierung des ERC-Modells sind heute in Indonesien etwa 650.000 Hektar, insbesondere auf Sumatra und Kalimantan, nach diesem zukunftsweisenden Lizenztyp verwaltet.
Eines ist völlig klar: Hoffnung allein wird den Regenwald in Indonesien nicht retten. Das 2019 gestartete Projekt hat die Chance einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz, die Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung sowie die Artenvielfalt im „Wald der Hoffnung“ zu leisten.
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Ein Baumriese im Harapan-Regenwald - Foto: Annika Natus
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Orienthornvogel: Wer genau hinschaut, kann auch die aus dem Baumstamm hervorragende Schnabelspitze eines Artgenossen erkennen - Foto: © bjorn olesen wildlife photography
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Rote Libelle im Harapan-Regenwald - Foto: RSPB/Clare Kendall
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Ein Ranger in Harapan - Foto: NABU/Annika Natus
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Hohe Artenvielfalt im Harapan-Regenwald - Foto: Annika Natus
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Die noch kleinste lebende Tiger-Unterart: der Sumatra-Tiger - Foto: T. Herzog
Fakten zum Projekt
Projektname
„Hutan Harapan – Unterstützung für Indonesiens erste Ökosystem-Restaurations-Konzession“
Land/ Region
Indonesien, Sumatra, Povinzen Jambi und Süd-Sumatra
Laufzeit
Juni 2019 bis Dezember 2026
Partnerorganisationen
KfW-Entwicklungsbank, Burung Indonesia, BirdLife International, RSPB
Gefördert/ unterstützt durch
Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
Projektförderung durch die Internationale Klimaschutzinitiative
Das Projekt wird gefördert durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Die Initiative finanziert seit 2008 gezielt Klima- und Biodiversitätsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie in den Transformationsstaaten. Auf Grundlage einer Entscheidung des Deutschen Bundestages stehen der Initiative jährlich mindestens 120 Millionen Euro zur Verfügung. Die IKI ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen Klimafinanzierung und der Finanzzusagen im Rahmen der Biodiversitätskonvention. Die IKI stellt explizit Klimaschutz, Anpassung an die Folgen des Klimawandels und den Schutz der biologischen Vielfalt in den Vordergrund. Damit gehen positive Nebeneffekte einher, insbesondere die Verbesserung der Lebensverhältnisse in den Partnerländern. Die IKI konzentriert sich auf vier Themenbereiche: Minderung von Treibhausgasemissionen, Anpassung an die Folgen des Klimawandels, Erhalt natürlicher Kohlenstoffsenken, mit Schwerpunkt auf der Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Walddegradierung (REDD+), sowie Schutz der biologischen Vielfalt.
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