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Die Vogelkirsche im Porträt



Wenn es um Ästhetik geht, spiele die Kirsche ganz vorne mit. Und beim Geschmack auch: Die Vogelkirsche sei die Mutter aller Süßkirschen, denn diese seien eine Varietät (Zuchtform) von ihr. Wilde Vogelkirschen, wissenschaftlich Prunus avium, kommen vor allem an Waldrändern und in der freien Landschaft vor, wo sie allerdings von Kultur-Kirschen schwer zu unterscheiden sind. Die Früchte der Wildform sind mit nur einem Zentimeter Dicke jedoch deutlich kleiner, die Kronen schlanker. Oft erkennt man bei Kulturkirschen am Stamm – meist in etwa zwei Metern Stammhöhe – knollenartige Verdickungen an der Stelle, an der die Bäume gepfropft wurden.
Vogelkirschbäume können im Wald bis 30 Meter, im Freistand bis 20 Meter hoch und maximal 150 Jahre alt werden. Der Stamm kann oberhalb der Wurzelanläufe etwa einen Meter dick werden. Etwas sehr Schönes sind Kirschbaum-Alleen in der Landschaft. Man findet sie aber heute äußerst selten, da diese Baumart nicht die optimale für schnell und stärker befahrene Straßen ist. Umso wertvoller sind die wenigen an Nebenstraßen und Feldwegen verbliebenen. Aber auch in Städten gibt es ab und an Kirsch-Alleen, so zum Beispiel im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.
Hinsichtlich der Ansprüche an Nährstoffe und Feuchtigkeit ist die Vogelkirsche sehr genügsam, sie kann sogar als Pionierbaum auf Schuttflächen wachsen. Aufgrund ihrer Hitze- und Trockenheitstoleranz kann sie tendenziell vom Klimawandel eher profitieren, weil sie dadurch gegenüber anderen Baumarten konkurrenzkräftiger wird. In der Krone einer freistehenden, ausgewachsenen Vogelkirsche können sich bis zu einer Million Blüten befinden. Im zeitigen Frühjahr sind sie für Bienen, Hummeln und andere Insekten eine der wichtigsten Nektarquellen, weshalb Imker die Kirschblüte sehr schätzen.
Die Früchte sind wegen ihrer Inhaltsstoffe wertvoll für uns Menschen, aber auch bei Tieren begehrt. Bis zu ihrer Reife muss ein Kirschbaum allerdings viele Klippen erfolgreich umschiffen: Spätfrost oder Regen während der Blüte, Trockenheit, Hagel, Fraßfeinde und Schädlinge. Kirschen werden nicht nur für Schwarzwälder Kirschtorte und tausende anderer Leckereien verwendet, sondern neuerdings auch für Landes-, Deutschland- und Weltmeisterschaften im Kirschkern-Weitspucken – der Rekord liegt derzeit bei 21,71 Metern.
Süßkirschen im Obstbau werden grundsätzlich durch Veredlung erzeugt, dabei werden besonders blühwillige Zweige auf die Vogelkirsche gepfropft. In Mitteleuropa eingeführt wurde die Kulturkirsche bereits von den Römern kurz nach der Zeitenwende. Pro Baum können jährlich etwa 20 Kilogramm Früchte geerntet werden. Heute beträgt die Jahresernte an Süßkirschen weltweit etwa zwei Millionen Tonnen, in Europa ist Deutschland das Land mit den größten Mengen (2018 gut 44.000 Tonnen – ohne die privaten Kirschbäume).
Kirschkernkissen erleben derzeit eine Renaissance als guter Wärmflaschenersatz: Die getrockneten Kerne werden in Leinensäckchen oder Kissen gefüllt, in der Mikrowelle, im Backofen oder Ofen erhitzt und zum Wärmen ins Bett oder auf empfindliche Körperstellen gelegt – das hilft bei Rheuma, Schmerzen, Hexenschuss und kalten Füßen. Viele schwören auf den wohltuenden Schlaf auf Kirschkernkissen, die sich übrigens auch für Allergiker eignen.
Ein ästhetisches Highlight der Vogel- und Süßkirsche ist ihre Herbstfärbung: sie kann leuchtend orange bis feuerrot werden und damit Ende Oktober für einen herbstlichen Höhepunkt in der Landschaft sorgen, fast wie der „Indian Summer“ in Nordamerika – dort sind es allerdings Ahorne, die das Feuerrot verbreiten.
Tipp: Für sogenannte Barbarazweige schneidet man Anfang Dezember – am 4.12. ist Namenstag der Heiligen Barbara – ein paar Kirschzweige ab, stellt sie im Zimmer in die Vase, und dann blühen sie (mit etwas Glück) zu Weihnachten.
Die Zuchtformen der Kirsche verdanken wir, wie so vieles, den Römern. Generell unterscheidet man zwischen Süß- und Sauerkirsche sowie einer Mischung aus beidem. Je nach Sorte ist die Frucht rundlich, oval oder herzförmig und die Farbe variiert von gelblich über rot bis hin zu schwarz. Mehr →