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Erfolgreicher Exportartikel „Vogel des Jahres"
Ob als Oiseau de l’année, Ave del Año, Pták roku (tschechisch), Fugl ársins (isländisch) oder Gada putns (lettisch): Europaweit erfreut sich der „Vogel des Jahres“ zunehmender Beliebtheit, mehr als ein Dutzend Länder wählen jeweils ihren eigenen Jahresvogel. Selbst in den USA und in Kanada, in Neuseeland und in Südafrika gibt es inzwischen einen „Bird of the Year“.
Doch wer hat’s erfunden? Anders als bei einem bekanntem Kräuterbonbon waren es beim Vogel des Jahres nicht die Schweizer, sondern die Deutschen, genauer gesagt die Baden-Württemberger. Hier fand nämlich 1970 mit dem Graureiher ein regionaler Jahresvogel-Probelauf statt, bevor der NABU – damals noch „Deutscher Bund für Vogelschutz“ (DBV) – dann 1971 den Wanderfalken zum ersten bundesweiten Vogel des Jahres kürte.
Deutschland und Österreich (meistens) gemeinsam
Ebenso wie die österreichischen Vogelschützer und später auch Luxemburg stieg der schweizerische BirdLife-Partner SVS allerdings schon bald mit ein und übernahm jeweils den deutschen Jahresvogel auch für die Eidgenossenschaft. Inzwischen wählt der SVS einen eigenständigen Jahresvogel, während BirdLife Österreich in der Regel weiterhin die Wahl des nördlichen Nachbarn übernimmt. 2021 ist das etwas anders, da in Deutschland eine Publikumswahl stattfindet, hat BirdLife Österreich sich eigenständig für den Girlitz entschieden.
Außerhalb des deutschen Sprachraums hat sich der Vogel des Jahres vor allem im Osten zu einem ausgesprochenen Exportschlager entwickelt. Bereits kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs rief der tschechische BirdLife-Partner seinen ersten „Vogel des Jahres“ aus, bald darauf folgten Slowenien, die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, schließlich auch Russland und die ehemaligen Sowjetrepubliken Weißrussland, Armenien und Kasachstan. In einigen Ländern wurde die Aktion allerdings bald wieder eingestellt, während in Deutschland mit der Turteltaube 2020 bereits der 50. Vogel des Jahres gekürt wurde.
Als einziges skandinavisches Land kürte Norwegen bereits seit 1992 einen Vogel des Jahres, 2021 wurde erstmals auch in Island ein Jahresvogel gewählt. Im Westen dagegen gibt es den Jahresvogel nach NABU-Vorbild lediglich in Spanien und Portugal, während etwa in Frankreich oder in den angelsächsischen Ländern der Begriff „Vogel des Jahres“ meist nur im Zusammenhang mit besonders seltenen Beobachtungen oder Erstbeobachtungen in einem Jahr verwendet wird.
Häufige Vögel oder „Spitzenarten“?
Die meisten Länder küren der NABU-Linie folgend inzwischen eher häufige und damit für das allgemeine Publikum gut erlebbare Arten. Der spanische BirdLife-Partner SEO dagegen setzte lange konsequent auf den Ursprungsgedanken, nämlich ein Jahr lang für ausgesprochen seltene Arten Werbung zu betreiben und für diese Artenschutzprogramme anzustoßen. So kamen in Spanien „Spitzenarten“ wie Marmelente, Balearen-Sturmtaucher und Mönchsgeier zu Jahresvogelehren.
Inzwischen gibt den „Vogel des Jahres“ auch außerhalb Europas. Während er in Südafrika nach europäischem Muster vorab bestimmt wird, lässt der neuseeländische BirdLife-Partner Royal Forest and Bird Protection Society den „Bird of the Year“ im erst im Herbst rückwirkend für das laufende Jahr küren. Dabei treten in einer offenen Abstimmung zahlreiche Vogelarten gegeneinander an. Jedenfalls im Normalfall. Für 2021 hatte man nämlich auch die endemische Neuseeland-Lappenfledermaus nominiert, die prompt gewann. (elg)
Die Vögel des Jahres 2021 international
Infostand 22. Dezember 2021
- Deutschland: Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
- England: Turteltaube (Streptopelia turtur)
- Estland: Star (Sturnus vulgaris)
- Island: Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria)
- Kasachstan: Rosapelikan und Krauskopfpelikan (Pelecanus onocrotalus und P. crispus)
- Kirgistan: Bartgeier (Gypaetus barbatus)
- Kroatien: Rauchschwalbe (Hirundo rusticus)
- Lettland: Rebhuhn (Perdix perdix)
- Neuseeland: Neuseeland-Lappenfledermaus (!) (Chalinolobus tuberculatus)
- Norwegen: Goldammer (Emberiza citrinella)
- Österreich: Girlitz (Serinus serinus)
- Portugal: Azoren-Wellenläufer (Hydrobates monteiroi)
- Russland: Rotfußfalke (Falco vespertinus)
- Schweiz: Steinkauz (Athene nocuta)
- Spanien: Mauersegler (Apus apus)
- Südafrika: Kap-Felsenspringer (Chaetops frenatus)
- Tschechien: Mäusebussard (Buteo buteo)
- Ungarn: Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola)
- USA und Kanada: Helmspecht (Dryocopus pileatus)
- Weißrussland: Ziegenmelker (Caprimulgus caprimulgus)
Vögel des Jahres 2020
Europaweit und vereinzelt bis nach Zentralasien, Afrika und Ozeanien erfreut sich der „Vogel des Jahres“ zunehmender Beliebtheit. 2020 reicht die Spanne von der Turteltaube (Österreich und Deutschland) und dem Neuntöter (Schweiz) bis zur Spornammer (Norwegen) und dem Hornraben (Südafrika). Mehr →
In Deutschland schaffte es der Goldregenpfeifer bei der Kür zum Vogel des Jahres 2021 immerhin unter die Top 10. In der Stichwahl hatte er aber trotz Unterstützung durch die „Goldregenpfeifer-Ultras“ gegen das Rotkehlchen keine Chance. Anders in Island. Dort gewann der als Frühlingsbote beliebte Vogel jetzt klar die erstmals durchgeführte Abstimmung. Mehr →
Hier ist er, der „Vogel des Jahres" 2021: das Rotkehlchen! Mit der Wahlbotschaft „Mehr Gartenvielfalt" hat das Rotkehlchen den Sieg eingeflogen. Wir gratulieren dem kleinen Sympathieträger und stellen ihn in ausführlichen Porträts vor. Mehr →