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Historische Betrachungen zum Haubentaucher
„Der Lappentaucher lebt am Meere, und wenn er sich in die Tiefe stürzt, bleibt er solange unter Wasser, wie ein Mensch braucht, um 35 Meter zurückzulegen“, stellte der griechische Naturforscher und Philosoph Aristoteles bereits 300 vor Christus in seiner Historia animalium fest. Auch Conrad Gesner berichtet in seinem Vogelbuch 1557 ausführlich über Körperbau und Biologie des Haubentauchers sowie über sein Vorkommen auf den Schweizer Seen.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Rituale des Haubentauchers Auslöser und Objekt bahnbrechender verhaltenskundlicher Studien, die erstmals den genauen Balzablauf beschrieben. Auf diesen Grundlagen der Verhaltenskunde und -beschreibung bauten später Konrad Lorenz und Niko Tinbergen auf, die für ihre Leistungen sogar den Nobelpreis erhielten.
Eine der schönsten Schilderungen findet sich bei Hermann Löns, dem Altmeister der Tiernovelle: „Mitten auf dem See schwimmt er, nicht ungeschickt und plump wie die Wasserhühner und Enten, die weit aus dem Wasser ragen, sondern wie ein Torpedoboot saust er dahin, nur einen schmalen Strich des Rückens, den langen Hals und den Kopf zeigend. Aber was für ein Kopf auch! Erstens die langen, dunklen Federhörner über der Stirn, und dann der fuchsrote, schwarzbraun gesäumte Kragen um das silberweiße Gesicht, der ihm ein fremdes, unheimliches Aussehen gibt, und darin der dolchspitze, lange, rosenrote Schnabel.
Mögen die anderen leidliche Taucher und annehmbare Schwimmer sein, an ihn reichen sie nicht heran. Hat einer von ihnen so praktische Schwimmfüße wie er? Wie ein Messer, so scharf sind die Läufe. Und dann der Leib! Platt und zugespitzt ist er, so dass er das Wasser wie ein Torpedo durchschneidet, und kein unnützer Ballast von Flügeln und Schwanz beschwert ihn. Wie Schuppen liegen die Federn an, und so dicht und fest sind sie, dass kein Wassertröpfchen auf die Haut gelangt. Der Pinguin und der Alk allein können mit ihm wetteifern an Zweckmäßigkeit des Körperbaues für die Taucherarbeit.“
Den Jägern der vergangenen Jahrhunderte bereitete die Fähigkeit des Jahresvogels zum schnellen Untertauchen große Probleme. „In demselben Augenblicke, in welchem beim Abdrücken eines gewöhnlichen Feuerschlosses das Feuer auf der Pfanne blitzt, ist er auch schon unter Wasser und der Schuss schlägt auf die leere Stelle, dies ganz gleich auf 5 oder 50 Schritt Entfernung, ganz gleich, ob vorher der Taucher den Schützen bemerkt oder von ihm unbesehen beschlichen war“, schildert der Vogelkunde-Pionier Johann Friedrich Naumann zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Warum aber schoss man überhaupt auf den Haubentaucher? Naumann selbst tat es hauptsächlich aus wissenschaftlichen Gründen, zum Beispiel um Daten über die genaue Größe oder über den Mageninhalt des Vogels zu bekommen. Er wusste aber auch, dass das Fleisch, wenn man die Haut und das Fett entfernte und es zuvor „in Essig beizte“, zart und nicht allein genießbar wurde, sondern wirklich wohl schmeckte. Mit Netzen und Garnen zum Essen gefangen wurden die Taucher noch im 16. Jahrhundert an einem Tag Mitte August auf dem Greifensee in der Nähe von Zürich, wenn sie wegen der Mauser flugunfähig waren. Der Tag hieß denn auch „Täucheltag“, und das Mahl, das anschließend von den Jägern zusammen im Haus des Bürgermeisters eingenommen wurde, „Täuchelmahl“.
Auch wegen seines strahlend weißen und sehr dichten Brust- und Bauchgefieders wurde der Haubentaucher lange Zeit intensiv verfolgt. Die Federpartien verarbeitete man wie Pelz zu Muffen, Kragen und Verbrämungen verschiedener Kleidungsstücke, hauptsächlich für wohlhabende Damen. Alfred Brehm meint dazu Mitte des 19. Jahrhunderts, der Federpelz des Haubentauchers sei „in der That ein so kostbares Kleidungsstück, dass man die Verfolgung, welche der Vogel erdulden muss, wenigstens entschuldigen“ könne. Allein eine Firma soll im Jahr die unglaubliche Zahl von 800 000 Taucherhäuten benötigt haben.
Karl Wilhelm Beichert und Claus Mayr
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