Papageientaucher. Foto: BirdLife/Paul F. Donald
Großes Schutzgebiet im Nordostatlantik ausgewiesen
Erfolg für den Meeresschutz
1. Oktober 2021 - Die Minister*innen der 15 Vertragsstaaten der Oslo-Paris-Konvention (OSPAR) haben offiziell das Schutzgebiet „North Atlantic Current and Evlanov Sea basin“ (NACES) im Nordostatlantik verabschiedet. Dies ist ein großer Erfolg für den Meeresschutz und zugleich ein wichtiges politisches Zeichen, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende 15. Weltnaturschutzkonferenz in Kunming (China). Mit bis zu fünf Millionen Seevögeln, die das NACES-Schutzgebiet regelmäßig besuchen, weist das Gebiet die größte bisher entdeckte Ansammlung an Seevögeln auf der Hohen See des Nordatlantiks auf. Zudem wird das von der Konvention zum Schutz der Biologischen Vielfalt (CBD) für 2020 ausgegebene Ziel des Schutzes von mindestens zehn Prozent des OSPAR-Meeresgebietes erfüllt.
Über viele Jahre wurde das Schutzgebiet von der Größe Frankreichs in internationaler Zusammenarbeit entwickelt, unter Federführung von BirdLife International und mit Beteiligung des NABU. Es ist das erste Meeresschutzgebiet, das anhand umfangreicher Vogelzugdaten identifiziert und ausgewiesen wurde. Sie zeigen, dass es sich um ein Paradies für Seevögel handelt. 21 Arten, wie Papageientaucher, Desertas Sturmvögel oder Dreizehenmöwen, aus 56 Seevogel-Kolonien, versammeln sich hier regelmäßig. Aber auch Blauwale, seltene Haiarten und Meeresschildkröten gehen hier auf Nahrungssuche und 47 Seeberge, diese ‚Oasen der Tiefsee‘, tragen zum Artenreichtum des Gebietes bei.
Das NACES-Schutzgebiet zeigt, was möglich ist, wenn Wissenschaftler, Naturschutzverbände und Behörden zusammenarbeiten, ein besonderer Dank gilt BirdLife International. Gemeinsam hat man mit der Ausweisung des 600.000 km² großen Schutzgebietes viel für die Meeresnatur und insbesondere die Seevögel erreicht. Doch eine Ausweisung allein reicht nicht! Der NABU wird sich jetzt dafür einsetzen, dass das Gebiet mit seinen Bewohnern und Lebensräumen auch wirksam vor menschlichen Eingriffen geschützt wird.
Ein Schutzgebiet dieser Größe, in einem rechtlich komplizierten Bereich wie der Hohen See, ist ein großer Erfolg für den Arten- und Lebensraumschutz. Der NABU ist stolz, hier einen entscheidenden Beitrag geleistet zu haben. Denn nur gesunde Meere mit einer großen Arten- und Lebensraumvielfalt helfen uns beim Kampf gegen den Klimawandel und erbringen auch weiterhin wichtige Ökosystemleistungen für uns Menschen.
Jörg-Andreas Krüger, NABU-Präsident
Die Hohe See umfasst nach Artikel 86 des Seerechtsübereinkommens alle Teile der Meere, die nicht zu einer Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) oder zum Küstenmeer eines Staates gehören. Obwohl die Hohe See fast die Hälfte der Erdoberfläche einnimmt, wurden bisher nur etwa ein Prozent unter Schutz gestellt. Sie gilt als gemeinsames Erbe der Menschheit und unterliegt keinerlei nationalstaatlicher Kontrolle. Deshalb spielen internationale Abkommen eine so wichtige Rolle. Nur gemeinsam kann es gelingen, die Hohe See mit all ihren Arten und Lebensräumen ausreichend zu schützen und somit den Anforderungen des Seerechtsübereinkommens gerecht zu werden.
Das Regionalabkommen OSPAR, die Oslo-Paris-Konvention, hat sich den Erhalt und den Schutz der Meeresökosysteme des Nordost-Atlantiks zum Ziel gesetzt. Sie nimmt eine Vorreiterrolle beim Schutz der Meeresgebiete auf der Hohen See ein. Doch trotz zunehmender Anzahl an Schutzgebieten weltweit, nimmt die Biodiversität in den Meeren weiterhin rasant ab. Ein Grund sind mangelnde Maßnahmen, um die menschliche Aktivitäten ausreichend zu begrenzen und dadurch Arten und Lebensräume wirksam zu schützen.
Die Nutzung der Meere erfolgt meist grenzüberschreitend und auch die dort lebenden Tiere und Pflanzen kennen keine nationalen Grenzen. Folglich spielen internationale und regionale Abkommen eine bedeutende Rolle – auch für den Meeresschutz in den deutschen Nordseegebieten. Mehr →
Meere bedecken rund 71 Prozent der Erdoberfläche. Unter dem Dach der UN hat sich ein komplexes System der Meeresverwaltung entwickelt, welches den zunehmenden Artenverlust in den Ozeanen bis heute leider nur begrenzt aufhalten kann. Mehr →
Mit dem geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Rahmen der beiden Regionalabkommen OSPAR und HELCOM möchte der NABU den Meeresnaturschutz in Deutschland und international stärken.
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