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Die Blindschleiche ist Reptil des Jahres 2017
22. November 2016 – Die Blindschleiche (Anguis fragilis) ist weder blind, noch eine Schlange, sondern eine beinlose und mit Augen ausgestattete Echse. Ihr irreführender Name ist abgeleitet von dem althochdeutschen Wort „plint“ für blendend und bezieht sich auf den bleiernen Glanz ihres Körpers.
Die anpassungsfähige, aber versteckt lebende Art gilt in Deutschland aktuell als ungefährdet und ist noch fast flächendeckend verbreitet. Allerdings ist über ihre Biologie nur wenig bekannt, und die Bestände scheinen vielerorts zurückzugehen. Obwohl sie zu den häufigsten Kriechtieren Mitteleuropas zählt, ist die Art von allen heimischen Reptilien am wenigsten erforscht. Kenntnisse über die Populationsgrößen und natürliche Bestandsentwicklung, die für einen langfristigen Schutz nötig sind, liegen für die Blindschleiche kaum vor.
Das Reptil des Jahres wird von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und mehreren Partnerorganisationen gekürt, darunter der NABU-Bundesfachausschuss Feldherpetologie. Abwechselnd werden entweder ein Reptil (Kriechtier) oder eine Amphib (Lurch) vorgestellt. Amphib dies Jahres 2016 ist der Feuersalamander.
Blindschleichen besiedeln ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Lebensräumen. Sie bevorzugen lichte Wälder und Waldränder mit erhöhter Bodenfeuchtigkeit und einem vielfältigen, strukturreichen Mosaik an Sonnen- und Versteckplätzen. Aber auch offene Heide- und Moorlandschaften, Brachflächen, Trockenrasen, Streuobstwiesen, Gärten, Parks, Straßenböschungen, Steinbrüche und Abgrabungsstätten werden bewohnt.
Oft zeugen nur die auf Straßen überfahrenen Blindschleichen von den versteckt am Boden lebenden Reptilien, die in Siedlungsnähe auch regelmäßig Opfer von Mäharbeiten oder streunenden Hauskatzen werden. Dabei sind Blindschleichen nützliche Gartenhelfer, die neben Regenwürmern, Insekten, Asseln und Spinnen besonders gerne Nacktschnecken fressen. Stellvertretend für viele andere Arten werben Blindschleichen somit für naturnahe Gärten mit wilden Ecken, in denen keine Tier- und Pflanzengifte eingesetzt werden.
Der beinlose „Hartwurm“, wie das Reptil des Jahres 2017 früher auch genannt wurde, besitzt unter dem Schuppenkleid seines Körpers kleine, starre Knochenplättchen, wodurch sich Blindschleichen viel steifer fortbewegen als beispielsweise Schlangen – mit denen sie trotz ihres Aussehens und lateinischen Gattungsnamens (Anguis = Schlange) auch nicht verwandt sind. Ähnlich wie Eidechsen können die meist 15 bis 25 Zentimeter, selten auch über 40 Zentimeter langen Reptilien ihren Schwanz abwerfen. Er wächst allerdings nur als kleiner Stumpf nach, worauf die wissenschaftliche Artbezeichnung „fragilis“ = zerbrechlich hinweist.
Blindschleichen sind lebendgebärend. Nach einer mehrmonatigen Winterruhe in Löchern im Erdboden und der Paarung im Mai gebären die Weibchen im Sommer etwa zehn vollständig entwickelte Jungtiere. Zu den natürlichen Feinden der Blindschleiche zählen neben dem Menschen vor allem räuberische Säugetiere wie Fuchs, Steinmarder, Iltis, Dachs und Wildschwein oder Greifvögel wie Mäusebussard und Turmfalke.
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