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Jetzt NABU-Mitglied werden!Natur profitiert von mehr Erdkabeln
Aber: Kein Ersatz für eine umsichtige Planung beim Netzausbau
08. Oktober 2015 - Der NABU begrüßt den Beschluss des Bundeskabinetts vom 07. Oktober zur Ausweitung der Verlegung von neuen Höchstspannungsleitungen als Erdkabel. Um Proteste von betroffenen Bürgern gegen neue Trassen einzudämmen und somit den Netzausbau zu beschleunigen, wurden weitere Optionen für Erdkabel gefunden. Davon profitiert auch der Naturschutz stark, wenn neue Leitungen nicht als Freileitungen durch wertvolle Landschaften gezogen werden oder Vögel an ihnen kollidieren können. Jedoch gibt es aus NABU-Sicht bei Erdkabeln kein Schwarz-Weiß-Denken, denn sie können am falschen Standort Umweltschäden mit sich bringen, etwa in unzerschnittenen Wäldern oder Gebieten mit hoch anstehendem Grundwasser.
Mehr Spielraum bei der Planung
Eine große Herausforderung bei der Planung des Übertragungsnetzes ist die räumliche und wirkungsabhängige Entscheidung über zur Verfügung stehende Alternativen. Unsere Landschaften auf weitere Jahrzehnte mit hohen Masten durch Freileitungen zu belasten, die sich seit den 1950er Jahren kaum weiterentwickelt haben, wird einer echten Energiewende kaum gerecht. Erdkabel bieten hingegen mehr Optionen als nur eine Variation von Masthöhen. Kürzere und weniger konfliktreiche Trassierungen für Mensch und Natur können erwogen werden, um Planungen zügiger abzuschließen, wodurch sich auch Mehrkosten gegenüber Freileitungen relativieren.
Potenziale von Erdkabeln voll ausschöpfen
Bisherige bundesgesetzliche Regelungen aus dem Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) sahen vor, auf Teilabschnitten bei vier Drehstromprojekten Erdkabel zu erproben. Doch es gab zunehmend Forderungen, mehr Projekte für die Erdverkabelung zu öffnen, um den technologischen Fortschritt zu forcieren und eine Beschleunigung der Planungen durch mehr Akzeptanz für den Netzausbau zu erreichen. Ein entsprechender Referentenentwurf zur Gesetzesanpassung, der auch Naturschutzgründe für mehr Erdkabel einräumte, kursierte bereits im April. Der bayerische Widerstand gegen den Windstromtransport aus der Nordseeregion nach Süddeutschland über die Gleichstromtrasse „SüdLink“ verzögerte Entscheidungen vor der Sommerpause.
Bundesweiter Energiewende-Plan versus bayerische Einzelinteressen
Es stimmt bedenklich, wenn aufwendige, im Konsens aller Länder und mit der Zivilgesellschaft diskutierte Festlegungen zum Netzausbau aufgrund der Einzelinteressen eines bayerischen Ministerpräsidenten noch zwei Jahre nach Verabschiedung des Bundesbedarfsplans 2013 konterkariert werden können. Aufwendige und langwierige Gesetzbildungsprozesse sind nicht Selbstzweck sondern sollten die Energiewende voranbringen und sie nicht blockieren.
Beschluss des Bundeskabinetts konkret
Der jetzige Beschluss, der seine Umsetzung im zweiten Bundesbedarfsplangesetz 2016 finden muss, sieht im Wesentlichen drei Änderungen vor:
- Es werden fünf weitere Drehstromprojekte aus dem Netzentwicklungsplan bzw. dem bisherigen Bundesbedarfsplan als Pilotprojekte zur Teilverkabelung ausgewiesen, darunter die sogenannte Ostküstenleitung in Schleswig-Holstein, die vor allem für Zugvögel als besonders kritisch zu bewerten ist.
- Für alle Gleichstromleitungen besteht ein Erdkabelvorrang. Nur wenn naturschutzfachliche Gründe gegen ein Erdkabel sprechen oder sich bestehende Trassen zur direkten Bündelung anbieten, sollen alternativ Freileitungen errichtet werden.
- Neben der Annäherung an Wohnbebauungen sind nun auch Konflikte mit dem Artenschutz (§44 Bundesnaturschutzgesetz) oder den Schutzgebieten des Natura-2000-Netzes (§ 34) Gründe für den Einsatz von Erdkabeln. Dies hatte der NABU durchweg gefordert.
Statt einem grundsätzlichen Erdkabelvorrang bei den Gleichstromleitungen wäre auch die ergebnisoffene Entscheidung über die jeweilige Übertragungstechnik in den betroffenen Regionen sinnvoll gewesen. Im Flachland bestehen deutlich bessere Voraussetzungen für die unterirdische Leitungsführung als im deutschen Mittelgebirge, was sich bei dem entstehenden Eingriff in die Natur bemerkbar macht.
Gegen Vogeltod an Freileitungen
Für den Naturschutz ergeben sich aus den Änderungen deutliche Verbesserungen, vor allem weil Vögel durch Erdkabel vor tödlichen Kollisionen bewahrt werden. Große Probleme stellen für viele Vogelgruppen jedoch auch die bereits existierenden Freileitungen dar, an denen jedes Jahr tausende Vögel nachts oder bei Nebel verenden. Hier müssen sich die Netzbetreiber deutlich mehr ins Zeug legen, um mit sichtbaren Vogelschutzmarkierungen das Problem deutlich zu verringern.
Den kostengünstigsten Weg, Strom über größere Distanzen zu transportieren, stellen Freileitungen dar. Doch sie verschandeln die Landschaft und gefährden Vögel. Erdkabel sind eine mögliche Alternative, doch auch sie stellen nicht zu unterschätzende Eingriffe in die Umwelt dar. Mehr →
Mit dem Netzausbau sind negative Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen sowie ihre Lebensräume verbunden: Durch neue Freileitungen erhöht sich das Kollisionsrisiko für Vögel, eine einseitige und kurzsichtige Planung gefährdet Schutzgebiete und zerschneidet Lebensräume. Mehr →
Mit dem Bundesbedarfsplangesetz soll der Ausbaubedarf von Höchstspannungs-Stromleitungen in Deutschland festgestellt werden. Bereits im Dezember hat das Bundeskabinett das Bundesbedarfsplangesetz beschlossen. Mehr →