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Expedition entdeckt 140 Löffelstrandläufer nahe Shanghai
14. November 2013 – Ein internationales Forscherteam machte an der chinesischen Küste einen sensationellen Fund: In den Wattflächen nahe Shanghai entdeckten die Biologen 140 Löffelstrandläufer (Calidris pygmeus), eine der seltensten und am stärksten bedrohten Vogelarten weltweit. „Das dürfte fast der gesamte noch existierende Altvogelbestand dieser Art sein“, vermutet Expeditionsteilnehmer Dr. Nigel Clark vom British Trust for Ornithology.
Vertreter der Provinzregierung stellen jetzt die Ausweisung eines speziellen Löffelstrandläufer-Schutzgebietes in Aussicht. „Dies ist ein historischer Moment! Zum ersten Mal seitdem unsere Schutzbemühungen begannen, können wir hoffen, dass die Art doch noch gerettet werden kann“, freut sich Dr. Christoph Zöckler, Koordinator der Löffelstrandläufer-Task-Force und Projektleiter bei der Manfred-Hermsen-Stiftung in Bremen. Die internationale Löffelstrandläufer-Task-Force ist im Rahmen des East Asian-Australasian Flyway Partnership (EAAFP) gebildet worden und führt Naturschutzmaßnahmen für den Löffelstrandläufer durch.
Rekordfunde von Löffelstrandläufern und Tüpfelgrünschenkeln
Die Expedition fand vom 15. bis 19. Oktober an einem 120 Kilometer langen Küstenabschnitt in der Provinz Jiangsu statt. Das Expeditionsteam fand neben den 140 Löffelstrandläufern auch noch rund 1.200 Tüpfelgrünschenkel (Tringa guttifer ), eine ebenfalls extrem seltene und weltweit bedrohte Watvogelart. Dies ist die größte Ansammlung des rapide abnehmenden Löffelstrandläuferbestandes, die jemals seit seiner Einstufung als weltweit „vom Aussterben bedroht“ 2008 gefunden wurde. Auch für den als „stark gefährdet“ eingestuften Tüpfelgrünschenkel ist es die höchste jemals festgestellte Ansammlung. Beide Arten brüten ausschließlich in Russland und sind auf ihrem Zugweg stark von intakten Wattflächen als Rast- und Mausergebieten abhängig.
Der nur spatzengroße Strandläufer mit dem ungewöhnlichen, löffelartig verbreiterten Schnabel brütet im äußersten Nordosten Russlands an der Küste der Beringsee und wandert alljährlich 8000 Kilometer durch 14 Länder über China, Japan und Korea nach Südostasien zum Winterquartier. Massive Verluste von Küstenbiotopen auf dem Zugweg und der Vogelfang in Myanmar, Bangladesh, aber auch in China haben den Bestand seit dem Jahr 2000 von 1000 Paaren auf heute weniger als 100 Paare dezimiert.
Reservat soll Wattflächen als Rastgebiet bewahren
Auch entlang der Jiangsu-Küste sind viele der Wattflächen durch fortwährende Eindeichungen zur landwirtschaftlichen und industriellen Entwicklung bedroht. Es ist von daher als positives Zeichen zu sehen, dass die lokalen und regionalen Regierungen der chinesischen Provinz die Auszeichnung eines speziellen Löffelstrandläufer-Schutzgebietes ankündigen, das zumindest Teile der wichtigen Wattflächen sichern wird.
„Ich bin angenehm überrascht, so viele Löffelstrandläufer hier in Rudong zu sehen”, sagt der Task-Force-Vorsitzende Dr. Evgeny Syroechkovskiy vom Russischen Ministerium für Natürliche Ressourcen. „Wir hoffen, dass diese wichtigen Gebiete für die Zukunft gesichert werden können. Ich werde meinem Minister vorschlagen, beide bedrohten Arten mit in das erst unlängst unterzeichnete bilaterale Abkommen zwischen China und Russland zur Zusammenarbeit im Schutz wandernder Tierarten aufzunehmen.“