In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Ein kleiner Sänger im Nebelwald
Neue Zaunkönigart in den kolumbianischen Anden entdeckt
8. Dezember 2003: Während der vom NABU zum Vogel des Jahres 2004 gewählte Zaunkönig in der gesamten alten Welt ohne nähere Verwandtschaft ist, zählt die Zaunkönig-Familie in Mittel- und Südamerika insgesamt mehr als 60 Arten. Dort haben Wissenschaftler jetzt einen weiteren, bisher unbekannten Zaunkönig identifiziert. Dieser so genannte Munchique-Zaunkönig lebt im Nebelwald der kolumbianischen Anden in 2.250 Metern Höhe.
Der Munchique-Zaunkönig ("Munchique Wood-wren", Henicorhina negreti) kommt ausschließlich in den höheren Regionen des gleichnamigen Berges vor. Bereits vor 25 Jahren waren dem Ornithologen Stephen Hilty die recht unterschiedlichen Gesänge der Zaunkönige an den Berghängen des Munchique aufgefallen. Langjährige Untersuchungen kamen nun schließlich zu dem Ergebnis, dass dort sowohl zwei Unterarten des weit verbreiteten Einsiedler-Zaunkönigs (Henicorhina leucophrys) wie auch der eigenständige Munchique-Zaunkönig leben.
Die Lebensräume sind dabei strikt getrennt. Während der Munchique-Zaunkönig den sehr feuchten, weil fast ständig in Nebel gehüllten, oberen Bergwald bewohnt, besiedeln die Einsiedler-Zaunkönige die unteren Regionen - eine Unterart die weniger dicht bewachsene westliche Bergflanke, die andere die trocknere östliche. Die für europäische Verhältnisse unvorstellbare Artenvielfalt, die sich am Munchique im kleinen zeigt, gilt auch für Kolumbien als Ganzes: Mit 1.875 Vogelarten ist das Land Weltmeister in Sachen Vogelvielfalt. In Deutschland dagegen gibt es lediglich 290 Brutvogelarten - weltweit sind es rund 9.300.
Das ausschließliche Vorkommen an einem einzigen Berghang und die hohe Lebensraum-Spezialisierung machen den Munchiqie-Zaunkönig automatisch zu einer potentiell bedrohten Art. Lebensraumveränderung durch den Klimawandel könnte den kleinen Sänger ebenso gefährden wie die Abholzung der Wälder, die trotz Ausweisung als Nationalpark auch in der Munchique-Region voranschreitet. Die kolumbianische Vogelschutzorganisation Fundacion ProAves hat deshalb Verhandlungen mit der Regierung aufgenommen, um einen konsequenteren Schutz durchzusetzen.