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Zu Besuch auf der vom NABU betreuten Hamburger Hallig


von Djuke Nickelsen
Jubiläum im Watt - 70 Jahre Hamburger Hallig
An der nordfriesischen Küste ragt zwischen Husum und dem Fähranleger Dagebüll eine kleine Nase in die Nordsee. Sie liegt außerhalb des Deichs und ist genau so flach wie das Binnenland. Diese kleine Nase ist das Naturschutzgebiet "Hamburger Hallig". Seit 1930 sind die Flächen nun schon geschützt, damit ist es eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands. Seit 1932 kümmert sich auch der NABU um das Areal.
Inzwischen ist die Hallig Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Seit 130 Jahren gibt es eine Verbindung zum Festland, die Hallig wurde zur Halbinsel. Im Lauf der Jahrzehnte hat sich rechts und links des Damms so viel Sediment abgelagert, dass das gesamte Areal heute gut tausend Hektar groß ist. "Das ist weltweit einmalig - eine so große Salzwiese, die quasi völlig unbeeinflusst ist vom Menschen!" sagt Werner Block über die Hallig. Er ist NABU-Referent für das Naturschutzgebiet, zusammen mit Ulrich Fiedler.
Ohne Strom und Dusche
Die ehemalige Hallig liegt etwa fünf Kilometer vom Deich entfernt. Dort ist eine beliebte Badestelle und eine Gastwirtschaft. Auf halbem Weg zum Wasser kommen die Besucher an dem Hügel vorbei, auf dem die Hütte des NABU-Vogelwarts steht. Deren Besetzung wechselt ungefähr alle zwei Wochen. Meistens sind es Ehepaare, die schon jahrelang ihren Sommerurlaub auf der Hamburger Hallig verbringen. So wie Margret und Lothar Sabo aus Bad Hersfeld in Hessen. Seit 19 Jahren fährt das Ehepaar jedes Jahr an die Nordsee.
Um sechs Uhr morgens klettern die beiden aus dem Etagenbett. Statt warmer Dusche gibt es nur eine Wäsche am Kaltwasserhahn, vor dem ein rosa Plastikeimer das Waschbecken ersetzt. Es gibt auch keinen Strom, den Kaffee kocht Margret Sabo, 62 Jahre alt, auf einem Gasherd. Dann geht es für den 60-jährigen Lothar Sabo los zur Brutvogelkartierung, ausgerüstet mit Spektiv, Karten der Salzwiesen und seinem Zeiss-Fernglas. Viel Zeit hat er für diese Aufgabe nicht, denn ab neun Uhr kommen die ersten Touristen.
Autofahren kostet Eintritt
Etwa 100.000 Menschen besuchen jährlich die Hamburger Hallig. Die meisten von ihnen kommen nur zum Baden, aber immerhin jeder zehnte guckt auch bei der kleinen Vogelwärter-Hütte vorbei. Die Touristen fragen nach Deichbau und Sturmfluten, nach einem Vogel, den sie gesehen haben, oder wie es ist, ein Vogelwart zu sein. Margret Sabo setzt sich mit den Gästen gerne auf eine möglichst windgeschützte Bank an der Hütte. Wenige Meter daneben stellt Lothar Sabo für die Touristen im Spektiv einen brütenden Austernfischer scharf und beantwortet jede Detailfrage. Seine Frau beobachtet ihn beim Umgang mit den Gästen und sagt: "Man merkt schon irgendwie, dass er lange eine Führungsposition bei Siemens hatte."
Seit zehn Jahren kommen die Touristen überwiegend zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad die fünf Kilometer lange Strecke vom Deich bis zur Badestelle. Man kann über die schmale Straße auch mit dem Auto fahren, aber das kostet jetzt fünf Euro. Gleichzeitig wurde ein großer Parkplatz am Deich gebaut und ein Fahrradverleih eingerichtet. "Das hat viel gebracht", sagt NABU-Referent Werner Block. Früher schoben sich bis zu 2.000 Autos am Tag über den Damm, heute sind es so viele nicht einmal in einem Monat.
Kniehoher Strandwermut
Der NABU kämpft auf der Hamburger Hallig dafür, dass die Salzwiesen unbeweidet bleiben. Seit 15 Jahren wird die Beweidung immer weiter zurück genommen, heute grasen nur noch 50 Schafe auf den 1.000 Hektar. "Das ist so gut wie nichts", sagt Block. Seitdem habe es eine Artenexplosion gegeben. Das sieht man besonders deutlich an der Grenze zwischen Naturschutzgebiet und Deich.
Das Gras auf dem Deich ist so grün, so dicht und so kurz wie ein Golfrasen. Das ist das Werk unzähliger Schafe. Hundert Meter hinter dem Deich zeigt ein Pfahl an der Straße den Beginn des Nationalparks an. Ein Graben verhindert, dass die Schafe sich auch im Schutzgebiet satt fressen. Auf der unbeweideten Fläche ist der Bewuchs teilweise kniehoch und auch nicht mehr einheitlich grün. Büschelweise wiegen sich die silbrigen Blätter des Strandwermuts im Wind, an anderen Stellen dominieren die rostroten Stängel des Quellers oder die rosafarbenen Blüten der Strandgrasnelke.
Sehr gut klappt die Zusammenarbeit bei dem aktuellen touristischen Großprojekt: Der NABU, das Nationalparkamt und die umliegenden Gemeinden bauen an der Zufahrt zur Hallig ein modernes Info-Zentrum. Dort soll es eine Ausstellung geben, in der kurze Filme über das Wattenmeer gezeigt werden. Eine kleine Wohnung soll auch in das Haus. Zwar ist das ganze Gebäude noch eine Baustelle, aber das Badezimmer im Apartment ist schon fertig. So konnte Lothar Sabo eine ganz besondere Premiere erleben. Früh morgens ist er zwei Kilometer bis zum Deich gewandert und erklärt stolz: "Nach 19 Jahren als Vogelwart habe ich heute das erste Mal hier geduscht."
von Djuke Nickelsen