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Schweinswal, Samtente & Co müssen besser geschützt werden



Die Bestände des Schweinswals sind besonders in der zentralen Ostsee stark bedroht - Foto: NABU/Willi Rolfes
In Nord- und Ostsee leben viele schützenswerte Arten. Doch selbst in den Natura-2000-Schutzgebieten gelingt es heute nicht, die Meeresnatur vor den schädlichen Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten zu schützen. Es fehlt ein regulierendes Schutzgebietsmanagement.
Nun gibt es endlich erste Vorschläge des Bundesumweltministeriums für drei Schutzgebiete in der Nordsee. In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisiert der NABU jedoch die viel zu unkonkreten Einzelmaßnahmen. Die Artenvielfalt in der deutschen Nordsee zu erhalten oder auch wieder herzustellen, bleibt damit nach wie vor unsicher.
Wirksame Schutzgebiete brauchen gutes Management
Meeresschutzgebiete können ihre Wirkung nur entfalten, wenn die Managementpläne stimmen. Ende 2017 veröffentlichte das Bundesumweltministerium nun entsprechende Vorschläge für die drei Nordsee-Schutzgebiete „Borkum Riffgrund“, „Sylter Außenriff – Östliche Deutsche Bucht“ und „Doggerbank“.
Die Bilanz der Entwürfe fällt für den NABU gemischt aus: Zwar konnten mit den Managementplänen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) offensichtliche Regulierungslücken der Schutzgebietsverordnungen geschlossen werden, indem erste Leitplanken für die Seeschifffahrt oder den Rohstoffabbau eingezogen wurden. Doch fehlt es noch immer an einer konsequenten und kohärenten Umsetzung der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Damit bleiben nicht nur seltene Arten wie Haie und Rochen unberücksichtigt, sondern es gehen auch wichtige Instrumente für einen wirksamen Meeresschutz verloren.
Besorgnis erregend sind auch die viel zu unkonkreten Maßnahmenvorschläge. Viele Kapitel lesen sich eher wie Ideensammlungen oder Forschungsaufträge. Denn erst später sollen die Einzelmaßnahmen ausgearbeitet werden - im Einvernehmen mit den betroffenen Ministerien. So entscheidet letztendlich das Verkehrsministerium darüber, ob und wie die Seeschifffahrt in den Schutzgebieten reguliert wird, oder das Landwirtschaftsministerium über die Beschränkungen der Fischerei.
So bleibt offen, was genau Deutschland tun will, um den Verlust der Artenvielfalt an den eigenen Küsten zu stoppen, und ob mit den jetzt veröffentlichten Managementplänen tatsächlich die europäischen Meeresschutzverpflichtungen umgesetzt werden können. Vieles hängt auch von den Kapazitäten ab: Der Meeresschutz muss in Deutschland institutionell unbedingt gestärkt werden. Das bedeutet auch, mehr Personal und mehr Geld für anspruchsvolle neue sowie alte Aufgaben in die Hand zu nehmen.
Räumliches Regulierungskonzept dringend notwendig
Bis heute fehlt in den Managementplänen ein räumliches Regulierungskonzept, das es ermöglicht, einzelne Zonen von wirtschaftlicher Nutzung auszunehmen. Denn Grundschleppnetze, Erdölförderung oder militärische Nutzung vertragen sich nicht mit den Zielen von Meeresschutzgebieten.
Angesichts des dramatisch schlechten Zustands der Nord- und Ostsee ist Regulierung aber dringend notwendig. Mehr als ein Drittel der Arten und Lebensräume gilt nach aktueller Roter Liste als bedroht.
Der NABU fordert deshalb, in mindestens 50 Prozent der deutschen Schutzgebiete auf jegliche menschliche Nutzung zu verzichten.
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Natura-2000-Gebiete in der deutschen Nord- und Ostsee - Quelle: Bundesamt für Naturschutz (2009)
Das Natura-2000-Schutzgebietsnetz
Die Geschichte des Schutzgebietsnetzes beginnt 1992: In diesem Jahr verabschiedeten die EU-Staaten die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, kurz auch FFH-Richtlinie genannt. Diese Richtlinie ist die rechtliche Grundlage zum Schutz und zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen in Europa. Damit verpflichteten sich die Mitgliedstaaten, den „günstigen Erhaltungszustand“ von wildlebenden Arten und deren Lebensräumen wiederherzustellen und dauerhaft zu sichern. Wichtigstes Instrument der Richtlinie sind Schutzgebiete. Gemeinsam mit den Vogelschutzgebieten gemäß EU-Vogelschutzrichtlinie bilden die FFH-Gebiete ein zusammenhängendes Netz von geschützten Lebensräumen: Natura 2000.
2007 bestätigte die Europäische Kommission in der Nord- und Ostsee zehn Natura-2000-Gebiete in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ), der Region zwischen zwölf- und 200 Seemeilen vor der Küste. Erst 2017 wurden die Gebiete zu sechs nationalen Naturschutzgebieten zusammengefasst und erhielten rechtskräftige Schutzgebietsverordnungen.
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