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Mehr Informationen zur Patenschaft!Fischfallen – eine Alternative zum Stellnetz?
Forschungsprojekt testet neue Fanggeräte in der Ostsee
Ungewollte Beifänge führen immer wieder zu emotionalen Konflikten zwischen Fischerei und Naturschutz. Insbesondere dann, wenn die Fischerei auch in den Meeresschutzgebieten der Nord- und Ostsee stattfindet.
Seit einigen Jahren arbeitet der NABU mit schleswig-holsteinischen Fischern an möglichen Alternativen zum Stellnetz. Denn insbesondere die am Meeresboden aufgestellten Kiemen- und Verwickelnetze sind zwar effektiv beim Fang von Dorsch und Hering, werden aber immer wieder zur tödlichen Falle für Schweinswale und Seevögel, weil die feinen Maschen unter Wasser für die Tiere kaum wahrnehmbar sind. Seit diesem Herbst testen drei Fischereibetriebe einen neuen Typ Fischfalle. Kann das die Lösung, eine echte Alternative zum Stellnetz sein?
Neuer Typ Fischfalle
Im September 2018 war es soweit. 30 Fischfallen eines dänischen Herstellers wurden geliefert und befinden sich bis April 2019 in der Erprobungsphase. Die Idee zum Prototyp kam dabei von einem der heute am Projekt beteiligten Fischer.
Mit ihrer geringen Größe von nur einem Meter Durchmesser sind die Fallen kleiner als andere bekannte Modelle, leicht stapelbar und so gut auf den kleinen Fahrzeugen der deutschen Ostseefischer einsetzbar. Da die Fallen nur einen schmalen Eingang – die sogenannte Kehle –besitzen, können Beifänge von Vögeln oder Schweinswalen nahezu ausgeschlossen werden.
Bis zu zehn Fallen werden in einer Reihe ausgesetzt und mit unterschiedlichen Ködersorten wie Hering, Sprotte oder Sandaal bestückt. Die Fischer protokollieren verschiedene hydrographische und fischereibezogene Daten, die später von Wissenschaftlern aus Rostock ausgewertet werden. So soll die beste Konfiguration der Fallen gefunden werden, um Beifänge zu verhindern und gleichzeitig gute Fangerträge für die Fischer zu erzielen. Denn auch wirtschaftlich müssen sich die Fallen beweisen. Der zusätzliche Vorteil der Fallen: Der Fisch kommt lebendig an Bord und zu kleine Fische sowie schlecht vermarktbare Arten können lebendig entlassen werden.
Nationale und internationale Zusammenarbeit
Zusammenarbeit ist der Schlüssel für technische Innovation. Daher koordiniert sich das Projekt Fischfalle sehr eng mit anderen Initiativen. So forscht das Thünen-Institut für Ostseefischerei aktuell in einem durch das BfN finanzierten Projekt zu möglichen Stellnetzmodifikationen und alternativen Fanggeräten. In dem dreijährigen Projekt STELLA werden neben Fischfallen und Großreusen auch Versuche durchgeführt, wie konventionelle Stellnetze für Schweinswale besser zu orten sind. Darüber hinaus bringt der NABU Erfahrungen seines Dachverbandes BirdLife International ein. Dort liegt der Schwerpunkt auf der technischen und operativen Vermeidung von Seevogelbeifängen.
Zukunftsperspektive Direktvermarktung
Fisch ist beliebt: Bis zu 14 Kilogramm Fisch verzehrt jede/r Deutsche/r pro Jahr. Doch selten wissen wir dabei, woher der Fisch kommt und mit welcher Technik er gefangen wurde. Nachhaltig, oder vielleicht doch auf Kosten der Natur? Auch hier möchte das Gemeinschaftsprojekt ansetzen.
Seit einigen Jahren vermarkten die Fischer der Aktivregion Ostseeküste ihre Fänge auch online über die Plattform www.fischvomkutter.de. Per SMS informieren sie über ihre Fänge und wann und wo diese direkt nach dem Anlaufen in den Heimathafen zu kaufen sind. Jetzt soll dieses erfolgreiche System der Direktvermarktung durch den Aspekt des umweltschonenden Fischens ergänzt werden. Schonend gefangener Fisch, regional vermarktet, zu fairen Preisen, von familiengeführten Betrieben – so könnte nach Meinung des NABU und seiner Projektpartner die Zukunft der Ostseefischerei aussehen.
Projektpartner und Förderung
Das einjährige Forschungsprojekt wird durch das Land Schleswig-Holstein mit Mitteln des Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) gefördert. Projektpartner sind neben dem NABU die FLAG Aktivregion Ostseeküste, das Thünen-Institut für Ostseefischerei, der Betriebsverein Fischereihafen Wendtorf i.G., der Museumshafen Probstei sowie drei Fischereibetriebe aus Stein, Kalifornien und aus Schleswig. Finanzielle Unterstützung kommt dabei auch von den Gemeinden Schönberg, Stein und Wendtorf.
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