Das Braunkehlchen, der Vogel des Jahres 2023, ist bei uns stark gefährdet. Doch am Federsee hat es einen Rückzugsort gefunden. Bitte helfen Sie uns jetzt, den Braunkehlchen eine Zukunft zu geben!
Jetzt informieren!Tscherkessische Streuobstwälder
Kulturelles Erbe und wertvoller Lebensraum




Kulturgut und Lebensraum: die alten Obstbäume der tscherkessischen Streuobstwälder. - Foto: NABU-Kavkaz
Im Nordkaukasus existieren noch letzte Überreste einer einzigartigen Landschaftsform: die tscherkessischen Streuobstwälder. Diese uralten Kulturlandschaften finden sich in den Waldgebieten der Vorgebirge der Republik Adygea im russischen Teil des Kaukasus. Sie sind Resultat einer traditionellen Landnutzungsform der Tscherkessen – die ursprünglich in dieser Region lebende Bevölkerung.
Was macht die tscherkessischen Streuobstwälder so besonders? Durch Veredelung werden Kulturobstsorten mit ihren wilden Verwandten kombiniert. So entstehen einzigartige und besonders robuste Obstsorten, die an die lokalen klimatischen Bedingungen optimal angepasst sind. Dank dieser Volkstradition entwickelten sich die Landschaften der tscherkessischen Siedlungen zu fruchtbaren Waldgärten. Mit der Vertreibung der Tscherkessen aus ihrer Heimat im 19. Jahrhundert ging das Wissen über den traditionellen Obstbau jedoch weitgehend verloren. Die verbleibenden Relikte der Streuobstwälder sind etwa 150 Jahre alt und zu einem großen Teil stark verwildert.
Extensive Kulturlandschaften, wie die tscherkessischen Streuobstwälder, sind wertvolle Lebensräume. Der traditionelle Obstbau verzichtet auf den Einsatz von chemischen Düngern und Pestiziden. Die alten Obstbäume bieten deshalb einer Vielzahl von Insekten, Vögeln und Säugetieren ein Zuhause. Gleichzeitig stellen sie ein wichtiges Bindeglied zwischen Naturschutz und lokaler Kultur dar: traditionelle Praktiken zu erhalten kann dabei helfen, die Identifikation der Menschen mit der heimischen Natur zu stärken und sie motivieren, die Naturschätze vor der eigenen Haustür zu schützen. Der NABU engagiert sich deshalb für den Erhalt der verbliebenen Streuobstwälder und fördert die Wiederbelebung der tscherkessischen Obstbautradition.
Im Projekt „Streuobstwälder – kulturelles Erbe des Kaukasus“ unterstützt der NABU ehrenamtliche Gruppen, die sich für den Erhalt der Streuobstwälder einsetzen. Wir ermöglichen Schulungen und den Erfahrungsaustausch mit ehrenamtlichen Naturschutzgruppen in Deutschland und führen Maßnahmen zur Wiederbelebung dieser alten Gartenbauform, wie Obstbau-Workshops und Pflanzungen, durch.
Auch zwei Kulturveranstaltungen, in Adygea und Berlin, und mehrere Dorffeste sind Teil des Projekts. Die Veranstaltungen verbinden den Erhalt lokaler Traditionen mit der Wertschätzung der heimischen Natur.

Auf Dorffesten können sich Besucher*innen aus der Region über den Wert der tscherkessischen Streuobstwälder informieren. - Foto: NABU-Kavkaz
Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Programms „Ausbau der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland“ gefördert und gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen NABU-Kavkaz und ECOland durchgeführt.
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