Repräsentative YouGov-Umfrage zu Glyphosat
Unkrautkiller „Glyphosat“
Die Kritik an Glyphosat wird immer lauter




Roundup - Foto: Eric Neuling
Die Ablehnung in der Bevölkerung wächst
Wie eine durch den NABU beauftragte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov Anfang Oktober 2017 gezeigt hat, steht die Mehrheit der deutschen Bevölkerung dem Wirkstoff Glyphosat sehr ablehnend gegenüber. Demnach sind 61 Prozent der Bevölkerung für ein sofortiges Verbot von Glyphosat in privaten Gärten und städtischen Anlagen, 59 Prozent fordern sogar von der EU-Kommission, die Zulassung von Glyphosat ab 2018 komplett zu beenden. Die Tatsache, dass mit 74 Prozent eine überwältigende Mehrheit dazu bereit wäre, einen höheren Preis für Lebensmittel zu zahlen, wenn man dafür sicher sein könnte, dass in der Landwirtschaft kein Glyphosat verwendet wird, zeigt die hohe Zahlungsbereitschaft der deutschen Bevölkerung für pestizidärmere Lebensmittel.
Einsatzmenge weltweit und in Deutschland hoch
Weltweit werden jährlich etwa eine Million Tonnen Glyphosat eingesetzt. Allein in den USA hat sich zwischen 2002 und 2012 die Einsatzmenge nahezu verdreifacht. Über die Hälfte der gentechnisch veränderten (GV) Nutzpflanzen weltweit sind herbizidresistent - im Falle von GV-Soja vertragen über 90 Prozent die mehrmalige Dusche mit Glyphosat.
In Deutschland werden auf etwa 40 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche rund 3.800 Tonnen reinen Glyphosat-Wirkstoffs eingesetzt. Fast 50 Tonnen gehen davon an nicht-berufliche Nutzer, wie zum Beispiel Hobbygärtner. Bundesweit sind über 90 glyphosathaltige Mittel zugelassen. Glyphosat wird nicht nur kurz nach der Aussaat, sondern teilweise auch kurz vor der Ernte eingesetzt (Sikkation). Dadurch kann beispielsweise Getreide in einem nassen Sommer, in dem das Getreide nicht mehr richtig reift, zur „Todreife“ gebracht werden, indem das Korn die erwünschten Trockengrade erreicht. Diese Methode wird auch bei Pflanzen wie Bohnen, Erbsen, Linsen, Raps oder Baumwolle angewendet.
Vielfach wird argumentiert, dass der Einsatz von Glyphosat die Umwelt entlaste. Und das, obwohl wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass die Risiken des Einsatzes seit Jahren unterschätzt werden. Durch die Vernichtung von Ackerwildkräutern und dem damit einhergehenden Verlust von Nahrungsquellen und Lebensräumen trägt Glyphosat zum Rückgang der biologischen Vielfalt bei. Auch ist Bildung von Resistenzen bei unerwünschter Ackerbegleitflora vielfach dokumentiert, was einen noch höheren Glyphosateinsatz zur Folge haben und die Mischung mit weiteren Herbiziden erforderlich machen kann. Da Glyphosat im Boden die Nährstoffaufnahme von Kulturpflanzen beeinträchtigen kann, kommt es zu einem höheren Düngereinsatz. Auch die Schädlingsanfälligkeit kann erhöht werden. Generell ist die Kontamination der Böden in der Europäischen Union durch Glyphosat und/oder seinem Abbauprodukt AMPA sehr hoch: 48 Prozent der beprobten Böden wiesen Rückstände von (≥ 0,05 mg kg1) auf.
Glyphosat wahrscheinlich krebserregend?
Ebenso warnt der NABU vor erhöhten Gesundheitsgefahren für deutsche Verbraucher, vor allem durch den flächendeckenden Einsatz von glyphosathaltigen Herbiziden in der Futtermittelproduktion in Lateinamerika, Brasilien und den USA. Es gibt deutliche Hinweise, dass die Glyphosatrückstände in Importfutter auf der Basis von GV-Soja steigen. Viele Bürger wähnen sich auf der sicheren Seite, weil sie denken, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel hierzulande verboten sind. Aber tatsächlich konsumiert jeder Deutsche jedes Jahr etwa 60 Kilogramm GV-Soja über unsere Futtermittelimporte. Im Jahr 2015 stufte die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) das Breitbandherbizid Glyphosat als
„wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ ein. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) behauptete 2017 das Gegenteil.
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Da das Agrar- und das Umweltministerium uneinig sind, hat sich Deutschland bei EU-Diskussionen zum Pestizid Glyphosat immer enthalten. Nun stimmte Agrarminister Christian Schmidt (CSU) im Alleingang überraschend für eine Zulassungsverlängerung um fünf Jahre. Mehr →