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Gentechnik
Fragwürdiger Nutzen einer riskanten Technologie



Durch Agrogentechnik sollen Pflanzenschutzmittel eingespart, Erträge gesteigert und neue Pflanzen hervorgebracht werden. Große Summen werden in die gentechnologische Forschung gesteckt, doch sind die neuen Züchtungen umstritten. Agrogentechnik birgt schon heute klare Risiken. Die Langzeitrisiken von gentechnisch veränderten Pflanzen für den Menschen und die Umwelt sind umstritten.
Keine Lösung für die Welternährung
Auf gerade mal 3,6 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche werden gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Über 90 Prozent davon fallen auf die fünf Länder USA, Brasilien, Argentinien, Indien und Kanada. Daraus ergibt sich ein GVO-Anbauanteil in den restlichen 189 Staaten von unter 0,36 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche. In der Europäischen Union (EU) ist lediglich der Anbau der GV-Maissorte „MON810“ des Monsanto-Konzerns für den kommerziellen Anbau zugelassen (sie produziert ein eigenes Insektengift). In mehreren EU-Ländern, darunter auch Deutschland, darf dieser GV-Mais überhaupt nicht angebaut werden. Hauptanbauland in der EU ist Spanien mit über 90 Prozent Anbau.
Weltweit konzentriert sich der Anbau fast ausschließlich auf Soja, Mais, Baumwolle und Raps. Die Sorten enthalten Gene, die sie resistent machen gegen Herbizide (53 Prozent), die ihnen die Produktion eines eigene Insektengifts ermöglichen (14 Prozent) oder sie zu beiden Eigenschaften befähigen (33 Prozent).
Was kann ich gegen Gentechnik tun?
- Aufgepasst beim Kauf von Milch- und Fleischprodukten. Der Hauptteil der transgenen Pflanzen landet im Futtertrog. Fragen Sie gezielt beim Händler nach, ob die Tiere mit GV-Pflanzen gefüttert wurden.
- Das Label „Ohne Gentechnik” für Nahrungsmittel gibt es seit 2009. Die Anzahl an Unternehmen, die diese Kennzeichnung nutzen, steigt stetig - schließlich lehnt 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung Lebensmittel ab, die mit GV-Pflanzen hergestellt wurden.
- Wir gehören zu den Hauptkonsumenten von Baumwolle und freuen uns über billige T-Shirts und Jeans. Welchen Anteil unserer teuren Markenjeans der Farmer abbekommt und unter welchen Umständen er die Baumwolle produziert, bleibt uns aber meist unbekannt. Hinzu kommt, dass gut drei Viertel des weltweiten Anbaus von Baumwolle mit GV-Saatgut erfolgt. GV- Baumwolle muss nicht gekennzeichnet werden. Kaufen Sie deshalb Baumwolle aus biologischem Anbau (organic cotton) und achten Sie auf als gentechnikfrei gekennzeichnete Baumwolltextilien. Solche Produkte sind immer öfter erhältlich.
- Der NABU ist Partner von „Cotton made in Africa“, einem Projekt das die Umstellung von herkömmlicher zu einer nachhaltigen Baumwollproduktion fördert. Bauern in den Pilotländern Burkina Faso, Benin und Sambia werden trainiert, ausgewählte Düngemittel und Pestizide effizient einzusetzen und die Umwelt zu schonen. Gleichzeitig wird zur Bekämpfung von Armut die Bildungs- und Gesundheitssituation verbessert. Besonders wichtig für die Bauern ist eine gesicherte Abnahme der Baumwolle. Hierfür bauen Textilunternehmen wie die Otto Gruppe eine internationale Allianz von Unternehmen auf, die sich zur Verwendung nachhaltig produzierter Baumwolle aus Afrika verpflichten und gleichzeitig einer breiten Masse von Kunden entsprechende Produkte zugänglich machen.
- Helfen Sie mit, durch die Unterstützung naturverträglicher landwirtschaftlicher Nutzung die biologische Vielfalt auf Acker- und Grünland, in den Gärten und Ställen weltweit zu erhalten.
Umweltrisiko transgene Pflanzen
Gentechnik-Befürworter beteuern, dass durch den GVO-Anbau der Einsatz von Pestiziden minimiert wird. Die Realität zeigt aber, dass der Pestizideinsatz - nach einer kurzen Phase der Reduktion - nach mehreren Jahren wieder ansteigt, teilweise um mehr als zehn Prozent. Zudem können sich resistente „Superunkräuter“ entwickeln. So zum Beispiel bei Raps, der gentechnisch so verändert wurde, dass er in Kanada gegen drei verschiedene Unkrautbekämpfungsmittel resistent wurde. Doch Rapssamen bleiben im Boden über zehn Jahre keimfähig und wachsen immer wieder durch; sie müssen dann mit noch härteren Mitteln bekämpft werden. Ähnliche Probleme werden von Soja in Südamerika berichtet.
Studien aus England zeigen, dass der Anbau von winterhartem GV-Raps erhebliche negative Folgen für die Artenvielfalt hat. Der Einsatz des Breitbandherbizides führt dazu, dass über die Hälfte der Schmetterlinge deutlich geschädigt werden, große Einbrüche bei Bienen und Erdhummeln zu verzeichnen sind und zudem 30 Prozent weniger Futterpflanzen für Vögel im Vergleich zu konventionellen Feldern existieren. Bereits auf konventionellen Äckern ist der Tisch für Vögel nicht reich gedeckt, doch finden sie noch viel weniger Nahrung auf GV-Flächen. Da sich das Samenangebot im Boden nach und nach verringert, hält der Mangel über Jahre an. Zudem führt eine weitere Technologisierung der Landwirtschaft dazu, dass regional angepasste Züchtungen verloren gehen und stattdessen überall die gleichen Sorten auf den Feldern wachsen. Ganz zu schweigen vom Verlust des kulturellen Erbes, das sich über Jahrtausende hinweg entwickelt hat.
Außerdem ist erwiesen, dass GV-Sorten in signifikanter Weise in herkömmliche Sorten oder Wildarten auskreuzen können und so die biologische Vielfalt beeinträchtigen. Der Anbau genmanipulierter Pflanzen ist daher auch ein Risiko für ökologisch sensible Gebiete. Desweiteren führt die räumliche Nähe von beispielsweise GV-Baumwolle zu konventioneller oder Bio-Baumwolle zu dessen Kontamination. Verunreinigungen durch GVO können nicht vermieden werden.
Folgen des Oligopols auf dem Saatgut- und Pestizidmarkt
Der Agrarmarkt zeigt eine noch nie dagewesene Marktkonzentration in den Bereichen Saatgut und Pestizide. Stimmen die Kartellbehörden rund um den Globus den Fusionsplänen einiger Konzerne zu, könnten zukünftig die sechs größten Konzerne 71 Prozent Marktanteil bei Saatgut und die vier größten 75 Prozent bei Pestiziden besitzen. Gelingt die Übernahme des amerikanischen Saatgutriesen Monsanto mit dem Leverkusener Chemiekonzern Bayer, besäße der neue Konzern nahezu ein Drittel des weltweiten Saatgutmarkts und etwa ein Viertel des Pestizidmarkts - und würde damit eine marktbeherrschende Stellung einnehmen.
Diese Entwicklungen bringen nicht nur Landwirte in eine stärkere Abhängigkeit von wenigen Anbietern. So zeigen Studien aus den USA und Argentinien, dass Agro-Gentechnik die wirtschaftliche Unabhängigkeit kleiner und mittlerer Landwirtschaftsbetriebe zum Beispiel durch das Patentrecht gefährdet. Beispiel Baumwollanbau in Indien: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, nutzen Bauern GV-Baumwolle, die ihnen als das beste erhältliche Saatgut angepriesen wird. Tatsächlich verringert sich der Einsatz von Insektiziden mitunter in den ersten Jahren, nimmt jedoch in der Regel aufgrund von Resistenzbildung und anderen Schädlingen, die auftauchen, wieder zu. Die Folgen insbesondere für Kleinbauern und ihre Familien sind meist Armut und Überschuldung, da Herbizide, Dünger und das GV-Saatgut vorab bezahlt werden müssen und dieses wegen der Patentgebühren teurer ist als konventionelles Saatgut.
Darüber hinaus führt die Strategie des „Alles aus einer Hand“, die der Fusion von Bayer und Monsanto zugrunde liegt, dazu, dass die industrialisierte Landwirtschaft mit entsprechenden naturfeindlichen Bewirtschaftungsmethoden zunimmt - schließlich fußen die Produkte von Bayer und Monsanto auf dieser landwirtschaftlichen Ausrichtung.
Auch ist davon auszugehen, dass diese Entwicklungen die Lobbykraft in Politik, Forschung und Entwicklung sowie Produktvermarktung weiter zum erstarken bringt. Die Tatsache, dass während des letzten Jahrzehnts allein Bayer und Monsanto etwa 120 Millionen US-Dollar für Lobbying ausgaben, spricht für sich. Dabei standen vor allem Themen wie „GVO-Labelling“ und „Bestäuber“ im Vordergrund. Beispiel Gentechnik in der EU: industrieunabhängige Expertise ist hier Mangelware. Das liegt zum einen daran, dass die Industrie großzügig Drittmittel zur Förderung von Projekten an Universitäten bereitstellt. Tendenziöse Forschung ist in diesen Fällen also vorprogrammiert. Ein weiteres Problem ist, dass die Forschung in der EU vorrangig auf die Förderung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet ist, anstatt auf eine unabhängige Risikoabschätzung.
Jobflaute in der Biotech-Industrie
Weit entfernt davon, Jobmotor zu sein, wird die Branche völlig überbewertet. Umsatzrückgänge, Pleiten und Stellenabbau kennzeichnen die Biotech-Branche. Arbeitsplätze drohen durch die zunehmende Konzentration der Branche abzunehmen. Viele Arbeitsplätze, insbesondere im Forschungsbereich und bei Start Up-Unternehmen, werden von der Bundesregierung hoch subventioniert. Der Trend zu rückläufiger Beschäftigung in der Landwirtschaft wird durch den Einsatz der Agro-Gentechnik nicht beendet. Im Gegenteil: Der Einsatz von GV-Saatgut ist eine Rationalisierungstechnologie und baut Arbeitsplätze ab.
Demokratische Kontrolle
Weltweit arbeiten rund 90 Prozent der Forscher im Dienst der Industrie. Die Zulassungen der gentechnisch veränderten Pflanzen in den USA und der EU erfolgen allein auf der Grundlage von Firmendaten. Diese werden von Fachgremien beurteilt, deren Entscheidungsgrundlagen nirgendwo diskutiert werden. Wer legt fest, welches Vorsorgeniveau herrschen soll, ob das Vergleichssystem der konventionelle Landbau oder die nachhaltige, ökologische Landwirtschaft ist? Was ist ein ökologischer Schaden? Welchen Wert haben Natur und Biodiversität? Die „Triple Helix“ aus Regierung, Industrie und Forschung organisiert und regelt die Entwicklung der Agro-Gentechnik allein und weitab von einer demokratischen Kontrolle. Da somit die Gefahr besteht, dass die Entscheidungsträger Warnungen aus kurzfristigen Gründen willentlich ignorieren, dürfte das System kaum geeignet sein, öffentliche Güter wie die biologische Vielfalt zu schützen, denn: Biodiversität lässt sich nicht monetarisieren.
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