NABU historisch: Neugründung des Bundes im Jahr 1946


Bericht über die Gründungsversammlung des BfV am 27.7.46 in Stuttgart
(unvollständig, Rechtschreibung und Zeichensetzung nach dem Original, offensichtliche Tippfehler sind korrigiert)

Am Sonnabend, den 27. Juli 1946 hielt der "Bund für Vogelschutz e.V. Stuttgart" im Ev. Vereinshaus, Stuttgart, Torstr. 6 seine erste Versammlung nach der Besetzung ab. Die Militärregierung hat unserem Antrag stattgegeben und den Bund für die amerikanisch besetzte Zone Nord/Württemberg-Nord/Baden genehmigt.

Nun kann der Aufbau nach dem völligen Zusammenbruch beginnen; die Voraussetzungen sind die Wahl der Vorstandsmitglieder.

Der Besuch der Veranstaltung war über alles Erwarten gut, der Saal gedrängt voll und viele unserer Getreuen mußten wieder umkehren, weil sie keinen Platz mehr fanden. Diese Tatsache erfüllt uns mit tiefer Freude, denn es war in dem zerstörten Stuttgart sehr schwierig, die Einladungen an die Mitglieder ergehen zu lassen. Ausgezeichnet bewährt hat sich ein Plakatanschlag in den Strassenbahnen. Die Behörden hatten sich zu unserer Versammlung sehr zahlreich eingefunden und damit ihre Bereitwilligkeit zur Zusammenarbeit kund getan.

Die Versammlung wurde eröffnet durch Herrn Hermann Hähnle, der unter Verlesung der von der Militärregierung genehmigten Satzung die Anwesenden fragte, ob sie mit Gründung des "Bundes für Vogelschutz e.V." für das obengenannte Gebiet einverstanden sind. Die Versammlung beschloss einstimmig [die] Gründung. Hierauf schritt die Versammlung zur Wahl des Vorsitzenden. Da der Versammlungsleiter als Vorsitzender vorgeschlagen wurde, übergab er während dieser Zeit den Vorsitz Herrn Friedrich Michel, Vorsitzender der Gruppe Heidenheim/Brenz, der die Abstimmung über die Wahl vornahm. Herr Hermann Hähnle wurde einstimmig als Vorsitzender gewählt. Nachdem derselbe den Vorsitz in der Versammlung wieder übernommen hatte, fand die Wahl des stellvertretenden Vorsitzenden statt. Herr Rechtsanwalt Fritz Payer, Stuttgart, Diemershaldeweg 34, wurde von den Anwesenden als Stellvertreter gewählt, als Schriftführer wurde ebenso einstimmig Herr Gewerbeschuldirektor a.D. J. Bass, Sontheim-Brenz gewählt, während das Amt des Rechners einstimmig dem Vorsitzenden übertragen wurde. Die Wahl der Beiratsmitglieder wird am 2. November 1946 vorgenommen, denn für diesen Tag ist die Hauptversammlung vorgesehen. Die Gewählten dankten für das ihnen entgegengebrachte Vertrauen und erklärten sich zur Annahme der Wahl bereit.

Hierauf erteilte der Leiter der Versammlung Herrn Fr. Michel-Heidenheim das Wort zu seinem Lichtbildervortrag. Derselbe ist den Mitgliedern des Bundes seit Jahren bekannt durch gemeinsame Aufnahmen von Natururkunden. z.B. des letzten freilebenden Bibers aus dem Schutzgebiete Behr des Bundes in Steckby (Anhalt) und seine prachtvollen Farbschmalfilme.

Der Redner ging davon aus, dass einer der wenigen Werte, die unserem Volk erhalten blieben, die heimische Natur sei und dass diese weit mehr als alle künstlichen Mittel geeignet sei, den arbeitenden Menschen Erholung und Entspannung zu gewähren. Er betonte, dass das abnehmende Verständnis für die Natur einer der wenigen Gründe sei, der die Menschen mit zu falscher Einstellung und Lebenshaltung beführt habe, und dass insbesondere in den Schulen und bei der Jugend für ein besseres Verhältnis der Natur gegenüber eingetreten werden müsse. Er führte zur Erläuterung der Vielseitigkeit und Schönheit der Heimatnatur - insbesondere unserer heimatlichen Vogelwelt - eine ganze Anzahl eigener, in den letzten Jahren vor dem Zusammenbruch gemachter farbiger Natururkunden vor, welche grössten Beifall fanden.

Im Hinblick auf die fortgeschrittene Zeit gab sodann der Leiter der Versammlung noch einen gedrängten Bericht über die Ereignisse seit der letzten Versammlung und erwähnte dabei die völlige Zerstörung der Geschäftsstellen in Stuttgart, München, Berlin, sowie daß der Bund auch sonst noch manchen unersetzlichen Verlust erlitten hat. Immerhin sei soviel gerettet worden, dass es möglich scheine, die Arbeit wieder aufzunehmen, was im Hinblick auf die Ernährungslage schon wegen der Schädlingsbekämpfung dringend notwendig sei. Die Lage ist allerdings durch die Zoneneinteilung und die Einteilung in Länder weiterhin erschwert worden. Dank des Entgegenkommens der Militärregierung können wir aber jetzt die Arbeit in Nord/Württemberg-Nord/Baden aufnahmen, und das sei ganz besonders wichtig, denn der Bund sei in Stuttgart gegründet worden und habe seine Wurzeln in erster Linie im württembergischen Volke. So sei zu hoffen, daß die überaus schwierige Zwischenzeit - denn seit 2 Jahren sind fast keine Beitragsgelder mehr eingegangen, wohl laufen aber die vielen Ausgaben für Schutzgebiete, Verwaltung usw. weiter - jetzt überbrückt werden könne, indem nun eine Reihe unserer Gruppen in Württemberg/Baden die Arbeit wieder aufnehmen könnten.

In der russ. besetzten Zone sei der Landesbund Sachsen/Anhalt bereits genehmigt und in Betrieb, der Landesbund Thüringen und der Landesbund Sachsen seien zur Genehmigung beantragt. Herr Erich Ficker-Plaue sei als Mittelstelle für das russ. besetzte Gebiet tätig und müsse sehen, die Einnahmen der verschiedenen Gruppen zur Deckung der vielen Verbindlichkeiten in dieser Zone zu nützen. Erfreulicherweise sei es gelungen, für das oben erwähnte Schutzgebiet Behr-Steckby bisher die Miete aufzubringen und die so überaus wichtigen Versuche der Schädlingsbekämpfung in Forsten trotz schwerer Verluste in den Versuchsgebieten lückenlos weiterzuführen.

In der engl. besetzten Zone sei die Gruppe Hamburg in Betrieb. Dort seien auch Schmalfilmvorführungen bereits wieder zugelassen. Eine Landesgruppe Hannover sei dort im Aufbau.

Die Vorarbeiten in der französ. besetzten Zone wolle man so schnell wie möglich nunmehr in Angriff nehmen. Dies eile, weil das grosse Schutzgebiet Staudacher am Federsee in dieser Zone liege und die Arbeit bisher nur in kleinen Schutzstellen begonnen wurde.
Das ganze Bestreben müsse derzeit sein, den Verlust unersetzlicher Werte zu verhüten, indem man die Kosten für Pacht, Instandhaltung usw. aufzubringen suche, bis durch den Eingang von Mitgliedsbeiträgen wieder eine bessere Versorgung möglich sei. Wir müssen festhalten an dem, was schon immer .....

[der Text bricht hier ab]


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