Kaum eine Bedrohung der Meere ist heute so sichtbar wie die Belastung durch Plastikabfälle. In knapp 100 Jahren hat das anfänglich vielgelobte Material unseren blauen Planeten unwiederbringlich verändert. Wurden in den 1950er Jahren knapp 1,5 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert sind es heute fast 300 Millionen Tonnen. Und ein viel zu großer Teil davon landet im Meer.
Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt 72 Plastiktüten pro Jahr. Weltweit werden bis zu 1 Billion
Plastiktüten pro Jahr produziert. Die meisten Tüten landen nach einmaligem Gebrauch im Müll:
eine Verschwendung wertvoller Ressourcen, ein Symbol für die Sinnlosigkeit von Einwegprodukten.
Im Meer braucht eine Plastiktüte bis zu 25 Jahre, bis sie in kleinste Partikel abgebaut ist.
Dieses so genannte Mikroplastik bleibt wahrscheinlich für immer im Wasser.
Auf der Suche nach sinnvollen Alternativen?
Etwa drei Viertel des Mülls in den Meeren besteht aus Plastik. Meerestiere halten ihn für ihre natürliche Nahrung oder verfangen sich in den Abfällen und kommen so zu Tode. Schildkröten verwechseln im Meer treibende Plastiktüten mit Quallen, fressen die Tüten und sterben.
Broschüre: Natura 2000 Plakat: Finde den Fehler...Der NABU betreut an sieben Standabschnitten der deutschen Ostseeküste ein Spülsaummonitoring.
Dabei wird der Müll auf je 100 Meter langen Strandabschnitten viermal im Jahr eingesammelt,
gewogen und nach Material kategorisiert. So soll herausgefunden werden, was die Hauptquellen
und Eintragswege des Mülls in Meer sind. Auf Fehmarn werden durchschnittlich 85 Müllteile
gefunden, auf Rügen sind es etwa 160 Müllteile.
Jedes Jahr im September ruft die US-Umweltorganisation Ocean Conservancy zum weltgrößten Reinigungstag an den Meeren auf. Freiwillige aus der ganzen Welt in mehr als hundert Ländern befreien an diesem International Coastal Cleanup Day (ICC) Küsten vom Müll. Auch der NABU unterstützt diese Initiative und konnte im Jahr 2015 mehr als 250 Mitmachende mobilisieren – ein neuer Rekord! An elf verschiedenen Orten sammelten sie insgesamt 1.200 Kilogramm Müll von Stränden und Ufern. Gefunden wurden vor allem Plastikflaschen, Verpackungsmüll, Einweggrills und Zigarettenkippen. Mehr als 3.000 Zigarettenreste sammelte eine Gruppe allein an einem touristisch genutzten Strandabschnitt von nur 60 Metern.
Gerade Kommunen in touristischen Regionen am Meer haben eine große Verantwortung für die
Vermeidung von Kunststoffabfällen. Der NABU hat daher in der Pilotregion Fehmarn einzelne
Maßnahmen erprobt. In einem weiteren Schritt soll
die Insel als plastikfreie Pilotkommune etabliert werden. Bei einer Dialogreise auf dem
Traditionssegler „Lovis“ kamen viele lokale Akteure an den Küsten von Nord- und
Ostsee ins Gespräch. Damit der Müll von Schiffen nicht ins Meer gelangt, setzt sich der NABU
für eine effektivere Abfallwirtschaft in deutschen Häfen ein.
Mehr Infos
Mit dem Projekt „Saubere Meere“ haben der NABU und mehrere Wassersportverbände der
Müllflut den Kampf angesagt. Gemeinsam werben wir für saubere Gewässer, organisieren
Müllsammelaktionen im Wasser sowie an Land und dokumentieren Müllfunde in Nord- und
Ostsee, Flüssen und Seen.
Melden Sie Aktionen, Müllfunde und bereits gereinigte Gebiete.
Allein am Grund der Nordsee liegt mit schätzungsweise 600.000 Kubikmetern eine gigantische
Menge Plastikmüll.
Sie wäre ausreichend, um den Kölner Dom damit eineinhalb Mal zu bauen
und bis unter das Dach zu füllen.
Mikroplastik ist so klein, dass es von Kläranlangen nicht ausreichend gefiltert werden kann – und somit in der Umwelt und schließlich auch in unserer Nahrungskette landet. Informieren Sie sich, welche Kosmetikprodukten Mikroplastik enthalten – und verzichten Sie auf diese Produkte. Die internationale Kampagne „Beat the Microbeads“, der auch der NABU angehört, geht dagegen vor.
Bis zu fünf Jahren dauert es, bis sich ein Zigarettenfilter zersetzt, der in erster Linie aus dem Kunststoff Celluloseacetat besteht. Mit den „Kippen“ gelangt aber nicht nur Plastik ins Meer. Auch Teer, Nikotin und andere giftige Inhaltsstoffe belasten die Unterwasserwelt.
Mikroplastik werden Plastikteile genannt, die kleiner als ein halber Zentimeter sind. Es entsteht einerseits bei der Zersetzung von Kunststoffen im Meer. Aber auch Kosmetikprodukte wie Peelings oder Zahnpasten enthalten eigens dafür hergestelltes Mikroplastik.
Die Nutzung von Einwegverpackungen in der Take-Away-Gastronomie verursacht jede Menge vermeidbaren Müll. Dabei gibt es durchaus umweltfreundliche Alternativen. Kaufen sie beispielsweise Mehrweg- statt Einwegflaschen, nutzen Sie einen Thermobecher für Ihren Coffee-to-go und nehmen Sie zum nächsten Picknick Mehrweggeschirr mit.
Hinter „Fishing for Litter“ steht eine ebenso einfache wie effektive Idee. Fischer holen den Müll aus ihren Netzen und bringen ihn in großen Sammelsäcken („Big bags“) zum Hafen. Hier stehen Container für die Entsorgung bereit und der Müll wird anschließend aufwändig sortiert, um wichtige Informationen zur Zusammensetzung und Herkunft der Abfälle zu sammeln. Auch in anderen EU-Staaten gibt es bereits erfolgreiche Fishing for Litter-Initiativen – durchgeführt von der Organisation KIMO.
Neben illegal von Schiffen entsorgten Fässern oder Farbeimern besteht ein Großteil der Fundstücke im „Fishing for Litter“-Container aus Schraubverschlüssen, Lebensmittelverpackungen, Plastiktüten und Zigarettenkippen sowie Tauwerk und Netzfetzen.